Madeira im Winter: 10 Tipps für die idyllische Insel

Die Blumeninsel Madeira im Atlantik lohnt sich zu jeder Jahreszeit für den Besuch – gerade zum Wandern. 10 Tipps für die Reise nach Madeira im Winter.

Im Winter reise ich gerne ins Warme – Sonne tanken, den lauen Abendwind genießen und dabei am liebsten noch am Meer sitzen. Diesmal zog es uns nach Portugal, genauer gesagt: nach Madeira. Ich muss zugeben, dass ich das Reiseziel bisher eher als Senioren-Insel auf dem Schirm hatte. Reisen da nicht Rentner und ihre Eltern hin?

Auf dieser Reise durfte ich mein Bild komplett revidieren. Madeira bietet faszinierende Naturerlebnisse, unglaubliche Buchten, spektakuläre Straßen, tolle Aussichtspunkte (Miradouros), beeindruckende Wasserfälle (Cascatas), schöne Wasserläufe (Levadas), zahllose S(t)eilbahnen (Teleféricos), freundliche Menschen, sehr leckere Kuchen, viele Wandermöglichkeiten – UND Weihnachten!

Madeira in der Weihnachtszeit ist der Hit: Überall leuchtet und blinkt es, man sieht jede Menge geschmückte Weihnachtsbäume in allen Farben und Weihnachtslieder dudeln gefühlt rund um die Uhr. Für Weihnachtsmuffel ist Madeira im Dezember also eher eine schlechte Wahl, für alle anderen eine fast religiöse Offenbarung. Alleine in unserer Hotel-Lobby standen sieben Weihnachtsbäume und es hingen mehr Lichterketten als man sich das vorstellen kann.

Blumen habe ich nicht ganz so viele gesehen, aber die Natur ist definitiv sehr beeindruckend. Madeira im Winter ist im Süden herrlich warm und gleichzeitig kann das Wetter im Norden ganz anders sein. Die Insel ist sehr aufgeräumt und ich hatte nie den Eindruck, dass die eine oder andere Ecke heruntergekommen ist. Vintage ja, aber nie unangenehm.

Die meisten Aktivitäten kann man auf Madeira mit dem öffentlichen Nahverkehr erledigen. Dennoch fand ich es sehr praktisch einen Mietwagen zu haben, trotz allabendlicher Parkplatzsuche am Hotel. Manche Ecken der Insel sind einfach wunderschön, aber auch etwas abgelegen, sodass kein Bus in der Nähe hält. Insofern kann ich einen Mietwagen vor Ort empfehlen.

Ingesamt waren wir knapp 10 Tage auf der Insel und hier sind meine 10 Tipps für Madeira im Winter:

1. Cabo Girão – die höchste Steilklippe Europas

Cabo Girão ist die höchste Steilklippe in Europa. Natürlich gibt es dort einen Aussichtspunkt und ein Teil davon ist verglast, damit man die gesamten knapp 600 m direkt nach unten schauen und sich dabei entweder gruseln oder wohlfühlen kann. Und natürlich wollte ich hin. Ich muss zugeben, dass es schon eine Sekunde Überwindung gekostet hat auf den Glasboden zu treten. Die Höhe ist auch wirklich absurd und meiner Meinung nach macht es wenig Unterschied, ob man nun 500 oder 600 m in den Abgrund schaut. Ein toller Spot und ich habe die Aussicht sehr genossen.

Infos: 2 Euro pro Person Eintritt, Toiletten und Parkmöglichkeiten sind vorhanden. Die Eintrittszeiten sind je nach Jahreszeit unterschiedlich, also unbedingt vorher informieren.

2. Teleférico do Rancho – die Seilbahn des Cabo Giraou

Beeindruckend ist auch die Seilbahn Teleférico do Rancho in direkter Nähe zum Cabo Girão. Sie fährt sehr über ca. 450 m sehr steil nach unten an einen schmalen Küstenstreifen, der teilweise landwirtschaftlich beackert wird. Hühner trifft man übrigens zwangsläufig auch da unten. Der Blick hinüber zur Aussichtsplattform von Cabo Girão ist der Knaller!

Info: 10 Euro pro Person für die Hin- und Rückfahrt, eine Toilette und einige Parkplätze direkt davor vorhanden. Nebenan gibt es ein Café (The Top) mit sehr leckerem Kuchen und schöner Aussicht.

3. Caldeirão Verde – Wandern in den „Grünen Kessel“

Wer Urlaub auf Madeira macht, der geht wandern – zwangsläufig, denn Madeira ist ein absolutes Wanderparadies. Zum einen gibt es für jede Konstitution einen Wanderweg, zum anderen bietet die Insel sehr viele verschiedene Naturerlebnisse. Wir waren auf insgesamt fünf verschiedenen Wanderwegen unterwegs, wobei mir diese Wanderung am besten gefallen hat. Sie verläuft über ca. 6 km in den „Grünen Kessel“ (Caldeirão Verde) an einer Levada entlang. Levadas sind Wasserwege und haben meist nur ein leichtes Gefälle, d.h. es geht selten so richtig steil bergauf oder bergab.

Gleich zu Anfang mussten wir durch einen Wasserfall, der direkt auf den Weg plätscherte. Die Wege waren sehr abwechslungsreich und führten teilweise auch durch Tunnel, wobei die Taschenlampe vom Handy dafür ausreichend ist. Überall plätschert und tropft es, die Geräusche sind zum Verlieben. Der Weg führt an einigen Wasserfällen vorbei und man hat eine unglaubliche Natur um sich herum. Diese Wanderung hat mich immer wieder aufs Neue begeistert und ich kann sie sehr empfehlen.

Info: Wanderweg PR 9, großer Parkplatz gegen Gebühr vorhanden, der nach Zeit abrechnet (maximal 4,50 Euro), Toiletten am Forsthaus vorhanden, kleines Café mit leckerem Kuchen (Madeira kann Kuchen!), unbedingt rutschfeste Schuhe einpacken, Regenkleidung, evtl. noch eine Taschen- oder Stirnlampe. Link zur offiziellen Website: Madeira Wanderung – PR 9 Levada do Caldeirão Verde

4. São Lourenço – die Halbinsel im Osten der Insel

Eine ganz andere Erfahrung war die Wanderung über die Halbinsel São Lourenço. Das ist ein recht karges Stückchen Land im Gegensatz zur restlichen Insel. Wie der kantige Rücken eines Krokodils ragt die Halbinsel aus dem Wasser. Der Weg war gut gesichert, aber doch nicht ganz ohne. Stetig ging es rauf und runter, teilweise über Treppen oder einfach über große Felsen. Dafür wurde man jederzeit mit phantastischen Aussichten und Eindrücken belohnt.

Info: Wanderweg PR 8, Parkmöglichkeiten vorhanden, Eintritt 1,- Euro, aber sehr kompliziert und umständlich über das Handy zu bezahlen, Toiletten und Kiosk am Ende der Tour sind vorhanden. Nicht weit davon entfernt sind zwei weitere Aussichtsmöglichkeiten: Miradouro do Caniçal und Miradouro da Ponta do Rosto sind  mit dem Auto ca. 5 min entfernt und es lohnbt sich. Link zur offiziellen Website: Madeira Wanderung – PR Vereda da Ponta de São Lourenço

5. Levada dos Balcões – Wanderung zum „Balkon mit Aussicht“

Unseren Einstieg in die Wanderwelt auf Madeira im Winter hatten wir auf diesem Weg. Das war auch ziemlich, denn der Weg ist recht kurz und nicht anstrengend – mit einer umwerfenden Aussicht als Abschluss. Es ging an einer der vielen Levadas entlang und schon während der Wanderung konnte man immer wieder hier und da kleine schöne Ausblicke genießen. Der Knaller kam dann zum Schluss – die Sicht auf die drei höchsten Gipfel Madeiras. Einfach gigantisch!

Für die Wanderung kann man ein bisschen altes Brot mitnehmen, da viele Vögel am Ende des Wanderweges sehr zutraulich sind und sich auf ein paar Brotkrümel freuen. Eine schöne Erfahrung, wenn sich ein Madeira-Buchfink auf die Hand setzt und Krümel futtert.

Info: Wanderweg PR 11, Parkplätze gibt es entlang der Straße, am besten ganz früh losgehen oder am frühen Nachmittag, wenn die meisten schon wieder auf dem Rückweg sind. Es gibt einen Kiosk mit Toilette entlang des Weges. Link zur offiziellen Website: Madeira Wanderung – PR 11 Vereda dos Balcões

6. Miradouro Pico do Barcelos – Aussichtspunkt

Miradouros – also Aussichtspunkte – gibt es auf Madeira wie Sand am Meer und mir hat tatsächlich jeder, den wir besucht haben, richtig gut gefallen. Besonders verzaubert hat mich aber der Miradouro Pico do Barcelos, den wir abends angefahren haben. Von diesem Aussichtspunkt aus liegt einem Funchal zu Füßen. Vor allem abends und in der Weihnachtszeit ist das ein tolles Spektakel. Überall funkelt es, ganze Straßenzüge sind beleuchtet, an jedem Haus blinkt und flackert es weihnachtlich und man taucht förmlich in ein Lichtermeer ein. Es war ein magischer Anblick und ich konnte mich nur schwer davon losreissen.

Info: Parkplätze gibt es direkt vor Ort, es lohnt sich meiner Meinung nach vor allem abends.

7. Teleférico das Achadas da Cruz – mit der Seilbahn abwärts

Madeira hat einige Superlative zu bieten und die Seilbahn Teleférico das Achadas da Cruz gehört definitiv dazu. Sie fährt auf den ersten Metern fast senkrecht nach unten. Auf insgesamt 600 m Strecke werden 451 Höhenmeter nach unten bewältigt. Da wurde mir doch kurz etwas anders, aber schließlich ging es dann recht gemütlich abwärts zu den Meeresgärten Fajã da Quebrada Nova. Hier gibt es Landwirtschaft und vor Ort kann man die Steilküste und das tosende Meer bestaunen.

Info: Parkplätze gibt es einige, die Hin- und Rückfahrt kostet 5 Euro pro Person, es gibt Toiletten und einen Kiosk. Man kann den Weg aber auch zu Fuß nach unten machen – ich gehe aber davon aus, dass es eher etwas für sehr geübte Wanderer ist.

8. Miradouro Farol da Ponta do Pargo

Ich liebe Leuchttürme! Der Aussichtspunkt Miradouro Farol da Ponta do Pargo bietet nicht nur eine tolle Aussicht auf den gleichnamigen Leuchtturm, sondern gleich noch auf spektakuläre Steilhänge mit dazu. In der Ferne hört man die Wellen mit viel Wucht unten an den Steinstrand klatschen. Wenn sich das Meer zurück zieht, klackert es laut, da das Wasser viele Steine mit ins Meer zurücknimmt, um sie kurze Zeit später wieder an den Strand zu spucken.

Wir waren kurz vor Sonnenuntergang am Leuchtturm und die Abendsonne hat die Steilwände schön eingefärbt. Ich hätte noch länger bleiben können, aber wie üblich pfeift einem der Wind ordentlich um die Nase und es wird sehr schnell kühl.

Info: Parkplätze gibt es direkt vor Ort, es lohnt sich meiner Meinung nach am späten Nachmittag oder zum Sonnenuntergang am meisten. Dann unbedingt eine Picknickdecke und einen Snack oder was zu trinken mitnehmen und den Sonnenuntergang genießen.

9. Pico do Arieiro – Wanderung

Die Wanderung zum Pico do Arieiro ist DIE Wanderung, die man auf Madeira gemacht haben sollte, sofern man einigermaßen fit, trittsicher und schwindelfrei ist. Der Wanderweg ist voller Herausforderungen und steiler Passagen, es geht hinauf und hinunter, durch Tunnel, über Treppen und vom Berggipfel Pico do Arieriro (1.818 m) bis zum Gipfel Pico Ruivo (1.862 m), dem höchsten Berg auf Madeira. Wegen des Muskelkaters der anderen anstrengenden Wanderungen haben wir hier abgekürzt und sind zum Pico do Arieiro gefahren und schließlich das Stück bis zum Miradouro do Ninho do Mahta marschiert.

Info: Wanderweg PR 1, es gibt einen großen Parkplatz direkt auf dem Gipfel neben dem Café, dort kann man 1 Stunde parken. Wenn man länger bleiben möchte, gibt es einen sehr großen Parkplatz ca. 800 m vom Gipfel entfernt. Toiletten, Café und Merchandise gibt es direkt oben am Gipfel. Link zur offiziellen Website: Madeira Wanderung – PR 1 Vereda Pico do Arieiro

10. Cascata dos Anjos – Wasserfall & Autowäsche

Ein Wasserfall, den die Einheimischen als kostenlose Autowäsche benutzen? Das wollte ich mit eigenen Augen sehen. Der nicht ganz kärgliche Wasserfall rauscht zum Vergnügen aller munter auf die ehemalige Küstenstraße. Tatsächlich stehen hier die Einheimischen an, um ihr Auto durchzufahren. Neben dem Hauptwasserfall gibt es noch ein paar kleinere Wasserfälle. Am meisten Spaß macht aber der Cascata dos Anjos.

Infos: Am besten fährt man nordwestlich über Madalena do Mar aus zum Wasserfall. Von dort aus kann man dann auch selbst mit dem Auto durchfahren, wenn man möchte. Von Ponta do Sol kommt man zwar auch hin, aber muss die Strecke laufen. Wer möchte, der nimmt den Badezeug mit und stellt sich direkt unter den Wasserfall.

Madeira im Winter an Weihnachten – die volle Dosis

Lichterketten, Tannenbäume, Weihnachtslieder, Weihnachtsmärkte, Weihnachtskleidung – um diese Jahreszeit gibt Madeira einfach alles! Diese kleinen Eigenheiten versetzen mich immer in eine andere Welt und bescheren mir ein besonderes Urlaubserlebnis. Ich habe dann das Gefühl, dass ich zwei Urlaube zum Preis von einem bekomme. Allein in unserer Lobby standen sieben Weihnachtsbäume, einer sehr aufwendig dekoriert, die andere sechs waren weitere Beiwerke.

Überall auf der Insel gab es Krippen, auch in unserem Hotel standen zwei Exemplare. Zudem entdeckten wir in jedem Kreisverkehr beleuchtete Ornamente – es war einfach völlig kurios und gleichzeitig sensationell. Nicht alles war unbedingt geschmackvoll, aber dieser absolute Christmas-Overkill hatte trotzdem viel Charme, zumindest für mich. Funchal und Ponta do Sol haben wir abends näher erkundet, mit voller Beleuchtung und Schnick-Schnack und ich bin mir fast sicher, die anderen Orte sind zu der Jahreszeit sicherlich auch beeindruckend!

Hast du weitere Tipps für Madeira im Winter? Dann ergänze sie gerne in den Kommentaren.

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Claudia Niesert

Nach dem Abi ging’s für mich ein Jahr als Au-Pair nach Los Angeles. Für ein Auslandssemester war ich in Göteborg und auch nach meinem Jura-Studium hat mich das Reisen nicht losgelassen. Seit einiger Zeit habe ich das Zelten und Geocaching auf Reisen für mich entdeckt. Kontakt: c.niesert@people-abroad.de

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