Connemara im Westen Irlands zählt zu den authentischsten Regionen des Landes. 10 Connemara Tipps von Fotograf Carsten Krieger, der in Irland seine Wahlheimat gefunden hat.
Photocredit Titelbild: Carsten Krieger
Für viele Irland Fans ist Connemara der Inbegriff Irlands: Einsame, mit Seen besprenkelte Moorlandschaften; grüne Felder, die mit rustikalen Steinmauern umrandet sind; dramatische Berge und weiße Sandstrände. Abgerundet wird dies durch das unvergleichliche irische Wetter: Tiefhängende Wolken, die sich in den Bergen verfangen, während nur ein paar Kilometer entfernt an der Küste die Sonne scheint; eisiger Wind, der heftige Regenschauer vom Atlantik mitbringt oder, in Irland als „soft day“ bekannt, ein anhaltender, fast nebelartiger und kaum wahrnehmbarer Nieselregen, der einem im Nuh bis auf die Haut durchnässt.
Connemara ist einmalig, ungleich allen anderen Landschaften, die Irland zu bieten hat und hier kann man die Einsamkeit der Westküste förmlich fühlen. Ein weiteres Highlight an Irlands Westküste ist übrigens der Ring of Kerry.
Connemara | Reisezeit, Anreise & Unterkunft
Connemara ist eine Kulturregion im Westen der Grafschaft Galway, die sich über etwa 2.000 Quadratkilometer erstreckt und ihren Namen von dem Volkstamm der Comacne erhielt, die hier einst sesshaft waren. Die Conmacne bevölkerten im frühen Mittelalter den gesamten Westen Irlands und die Sippe der Conmacne Mara (Connemara) – übersetzt: „Conmacne des Meeres“ – nannte das Gebiet des heutigen Connemara ihr Eigen.
Die östliche Grenze Connemaras verläuft in etwa von Spiddal, einem kleinen Ort westlich der Stadt Galway, nach Oughterard und folgt von hier den Ufern des Lough Corrrib, Irlands zweitgrößtem See, und Lough Nafooey bis zur Ortschaft Leenaun. Im Westen bildet der Atlantik eine natürliche Grenze.
Connemara ist das gesamte Jahr über einen Besuch wert. Die beste Chance für einigermaßen trockenes Wetter gibt es im Frühjahr und Herbst, allerdings verpasst man dann einige der Naturschauspiele, wie die Wildblumen der Moore und des Machair. Der Winter ist ebenfalls zu empfehlen. Die tiefstehende Sonne lässt die warmen Brauntöne der Moorlandschaft leuchten, man hat Connemara fasst für sich allein und mit etwas Glück gibt es sogar ein wenig Schnee in den Bergen. Wegen der vermehrten Niederschläge im Winter läuft man aber auch in die Gefahr einen verregneten Urlaub zu haben.
Wer etwas mehr Action mag, der kann auch im Sommer nach Connemara kommen, wenn nicht nur Besucher aus dem Ausland in Connemara Urlaub machen, sondern auch die Iren selbst. Das Wetter im Juli und August ist Glückssache, in der Regel ist besonders der August vorwiegend wolkig und regnerisch und ein Vorgeschmack auf den nahenden Winter.
Der schnellste Weg nach Connemara ist von den Flughäfen in Dublin und Shannon mit dem Mietwagen in Richtung Galway. Zwar ist es möglich auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Connemara zu kommen, die dünn gesäten Bus -und Bahn-Verbindungen machen dies allerdings zu einem komplizierten und langwierigen Unternehmer.
Während man zwischen den Flughäfen und Galway zum Großteil den Luxus einer Autobahn genießen kann, muss man sich ab Galway an die schmalen und kurvigen irischen Landstraßen gewöhnen, die nach Connemara führen. In Connemara selbst ist es empfehlenswert sich ein Fahrrad zu mieten und die Landschaft langsam und genießerisch auf den vielen kleinen Nebenstraßen zu erkunden.
Unterkünfte gibt es in Connemara wie Sand am Meer, von preiswerten Jugendherbergen (die meisten bieten neben den typischen Schlafsälen auch Doppel- und Einzelzimmer an), über das traditionelle Bed & Breakfast bis zum Sterne Hotel. Zu empfehlen ist nach wie vor das Bed & Breakfast, das neben einem typischen irischem Frühstück auch einen direkten Draht zu den Einheimischen bietet, die gerne ein paar Geheimtipps teilen.
Die verschiedenen Unterkünfte sind gut über die gesamte Region verteilt, die größte Auswahl gibt es allerdings in Clifden, der inoffiziellen Hauptstadt Connemaras.
1. Clifden
© Carsten Krieger, Clifden, Connemara, Ireland
Clifden ist ein kleines Städtchen im Westen Connemaras und das Zentrum der Region. Hier gibt es alles was man braucht: Neben Unterkünften gibt es Supermärkte, Restaurants und Cafés, Andenken-Läden, Apotheke und natürlich Pubs. Zwar ist Clifden nicht unbedingt eine malerische Stadt, macht das aber mit einer geschäftig – gemütlichen Atmosphäre wett, die man am besten mit einem Guinness am Marktplatz genießt.
Wer zum Guinness etwas essen möchte, sollte unbedingt die lokalen Meeresfrüchte versuchen: Muscheln und Lachs sind besonders zu empfehlen und letzterer eignet sich auch gut als Mitbringsel: Geräucherter Lachs wird im Connemara Smokehouse direkt an einem der vielen kleine Häfen der Gegend produziert und verkauft.
Westlich von Clifden erstreckt sich die Sky Road, eine schmale Küstenstraße, die wunderbare Ausblicke über den Atlantik bietet und die vor allem für ihre Sonnenuntergänge bekannt ist. Entlang der Sky Road findet man außerdem die Ruine des Clifden Castle und einige Standing Stones, die einen Besuch wert sind.
Ebenfalls entlang der Sky Road, genau an der Stadtgrenze von Clifden, liegt Monument Hill, ein kleiner Berg, von dessen Gipfel man einen wunderbaren Ausblick über Clifden und Connemara genießen kann.
2. Coral Strands
© Carsten Krieger, Coral Strand, Greatman’s Bay, Connemara, County Galway, Ireland
Südlich von Clifden, entlang der Mannin Bay, findet man die Coral Strands, die Korallenstrände. Der Name ist allerdings etwas irreführend, da die Strände nicht wirklich etwas mit Korallen zu tun haben. Die Coral Strands bestehen aus den vom Atlantik glattgeschliffenen Überresten von Schneckentieren und Kalkalgen und sind deutlich grobkörniger, aber auch weicher als Sand. Es ist faszinierend die oft ungewöhnlich geformten Bestandteile dieser Strände genauer anzugucken.
3. Machair
© Carsten Krieger, Pyramidal Orchid (Anacamptis pyramidalis)
Nicht alle Strände Connemaras sind Coral Strands, die meisten bestehen ganz normal aus Sand. Einige der schönsten dieser Sandstrände befinden sich westlich der Ortschaft Ballyconneely auf einer kleinen Halbinsel. An manchen Tagen, wenn der Sand fast weiß in der Sonne schimmert und das Wasser eine türkise Farbe annimmt, hat Connemara, wenn man von den Temperaturen absieht, einen fast tropischen Charakter.
Auf der Landseite dieser Strände findet man eine weitere Besonderheit Connemaras: Machair. Diese besondere Form von Grasland existiert nur im Nordwesten Irlands und im Westen Schottlands. Der Begriff hat seinen Ursprung in der gälischen Sprache und bedeutet so viel wie „fruchtbare Ebene“.
Ein Grundbestandteil des Machair sind die Materialien der Coral Beaches, die hier in pulverisierter Form die Erde mit Kalk versorgen, was wiederum eine besondere Familie von Pflanzen anlockt. Margeriten, Hornklee, Gelb-Labkraut, Weißklee und Spitzwegerich verwandeln das Machair jeden Sommer in ein Blumenmeer. Zu diesen Arten gesellen sich auch oft Pyramiden-Hundswurz und verschiedene Knabenkräuter.
4. Roundstaone und Roundstone Bog
© Carsten Krieger, Roundstone Bog and 12 Bens, Connemara, County Galway, Ireland
Südlich von Ballyconneely liegt Roundstone, ein kleines, aber charismatisches Fischerdorf am Fuß des Errisbeg Mountain. Der 300 Meter hohe Berg stellt die einzige nennenswerte Erhebung entlang Connemaras Küste dar. Hinter Errisbeg erstreckt sich eine einsame, von zahllosen Seen und Tümpeln bedeckte Moorlandschaft. Der Roundstone Bog-Komplex ist eines der am besten erhaltenen atlantischen Deckenmoore in Irland und besonders bekannt als Heimat einiger seltenen Heidearten, der Purpurheide und der Moorheide. Eine kleine Straße, bekannt als The Bog Road, führt direkt durch diese Moorlandschaft und war einst eine der Hauptrouten von Galway nach Clifden.
Tagsüber kann man die Schönheit und Ruhe dieser besonderen Landschaft genießen. Sobald sich aber die Dämmerung über die Moorlandschaft senkt, ändert sich die Stimmung: Die Ruhe wirkt plötzlich bedrohlich, lange Schatten scheinen sich über die karge Landschaft zu bewegen und der Wind bringt Stimmen aus einer fernen Vergangenheit mit sich. Auf etwa halber Strecke entlang der Straße findet man einen alten, gekrümmten Weißdornbusch.
Vor langer Zeit stand hier auch eine Herberge, das Halfway House, das von einem Geschwisterpaar geführt wurde. Die Legende besagt, dass dieses Pärchen seine Gäste zur Mitternacht ermordete und die Körper in den Tiefen der Moorseen entsorgte. Die Seelen der Ermordeten spuken auch heute noch in der Gegend und kaum ein Einheimischer besucht The Bog Road freiwillig nach Einbruch der Dunkelheit.
5. Connemara National Park
© Carsten Krieger, Connemara National Park, County Galway, Ireland
Im Herzen Connemaras liegen zwei Bergketten, die Maumturk Mountains und die Twelve Bens (Ben ist das irische Wort für Berg). Im Nordwesten der Twelve Bens liegt der Connemara National Park, einer von Irlands fünf Nationalparks. Der Großteil des Parks liegt in unzugänglichem Gelände und nur ein kleiner Teil des Parks ist für Besucher geöffnet. Der Eingang zu diesem Teil des Connemara Nationalparks liegt westlich der kleinen Ortschaft Letterfrack.
Von einem Besucherzentrum, das Information zur Naturgeschichte der Twelve Bens und Connemaras bietet, windet sich ein Pfad zum Gipfel des 442 Meter hohen Diamond Hill, einer der kleineren Gipfel des Gebirges. Der Weg führt durch die typische Deckenmoor Landschaft und nach einem teilweise steilen, aber nicht zu anstrengen Aufstieg, wird man von einem wunderbaren Ausblick über die Bergwelt und Küste Connemaras belohnt.
6. Inagh Valley
© Carsten Krieger, 12 Bens, Inagh Valley, Connemara, County Galway, Ireland
Zwischen den Gebirgszügen der Twelve Bens und der Maumturk Mountains liegt das Inagh Valley. Das Tal ist eine der bedrückendsten Gegenden Connemaras. Dramatisch, trostlos und wunderschön in gleichen Masen. In der Mitte des Tals liegt der langgestreckte Lough Inagh und entlang der Straße, die durch das Tal führt und die den Süden mit dem Norden Connemaras verbindet, gibt es zahlreiche Parkbuchten, von denen aus man das Tal erkunden kann.
7. Kylemore Abbey
© Carsten Krieger, Kylemore Abbey, Connemara, County Galway, Ireland
Kylemore Abbey ist eine der Hauptattraktionen Connemaras. Das ehemalige Herrenhaus, das 1868 erbaut wurde, ist heute ein Nonnenkloster und war von 1923 bis 2010 außerdem ein Mädcheninternat. Die geschäftstüchtigen Benediktiner-Nonnen, die Kylemore im Jahr 1920 übernahmen, haben es geschafft ihr Kloster in einen weltweit bekannten Markennamen und einen der Hauptarbeitgeber Connemaras zu verwandeln. Neben der Abtei selbst sind eine kleine Kapelle und der Walled Garden, einer der schönsten Gärten Irlands, sehenswert.
8. Omey Island
© Carsten Krieger, Omey Island Graveyard, Connemara, County Galway, Ireland
Omey Island ist eine kleine Insel im Nordwesten Connemaras und liegt etwa 1 Kilometer vom Festland entfernt. Das besondere an Omey Island ist, dass man die Insel zu Fuß erreichen kann. Bei Ebbe kann man bequem vom Festland über einen weiten Sandstrand auf die Insel gelangen, die neben einer kargen, aber malerischen Landschaft auch die Ruinen und den Friedhof eines frühchristlichen Klosters bieten. Allerdings ist es ratsam die Gezeiten im Auge zu behalten. Verpasst man die Ebbe, steckt man für einige Stunden auf der Insel fest.
9. Maumeen Valley
© Carsten Krieger, Maumturk Mountains, Connemara, County Galway, Ireland
Maumeen Valley ist ein kleines Tal im Herzen der Maumturk Mountains und abseits der ausgetretenen Touristen Pfade. Man erreicht das Tal über eine kleine Seitenstraße in der Ortschaft Maam, indem man den Schildern für den Western Way, ein Langstrecken Wanderweg, der sich über die Grafschaften Mayo und Galway erstreckt, folgt. Das Tal ist eine der einsamsten Ecken Connemaras und außerdem ein Pilgerpfad, der seine Wurzeln in der irischen Frühgeschichte hat und später vom Christentum übernommen wurde. Auf dem höchsten Punkt des Pfades findet man eine Kapelle und eine Statue von St. Patrick, Irlands Nationalheiligen. Wer etwas länger wandern möchte, kann den Pfad weiter in das Inagh Valley folgen.
10. Killary Fjord
© Carsten Krieger, Killary Harbour, County Galway, Ireland
Killary ist eine langgestreckte Bucht im Norden Connemaras und bekannt als Irlands einziger Fjord. Viele Jahre lang war unklar, ob Killary nun ein wirklicher Fjord oder einem solchen nur ähnlich ist. Eine umfangreiche Studie im Jahr 1986 hat aber letztlich ergeben, dass Killary alle charakteristischen Merkmale eines Fjordes aufweist. Da der Fjord vor den Launen des offenen Atlantiks gut geschützt ist, kann man hier neben dem ansässigen Otter auch regelmäßig Große Tümmler, Kegelrobben und Gemeine Seehunde antreffen.
Die wahrscheinlich schönste Art, den Killary Harbour zu erkunden, ist die Famine Relief Road, die am Hafen von Rosroe beginnt. Famine Relief Roads wurden als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen während der Zeit der Großen Hungersnot (Great Famine) ins Leben gerufen. Die meisten dieser Straßen machen keinen Sinn, denn viele beginnen und enden im Nirgendwo.
Die Arbeit selbst machte noch viel weniger Sinn, da die bereits halb verhungerten Männer, Frauen und oft auch Kinder kaum in der Lage waren, die körperlich äußerst anstrengende Arbeit auszuführen. Diese Straßen wurden buchstäblich mit dem Blut der irischen Bevölkerung erbaut. Dies sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man die wunderbare Aussicht über den Killary Harbour genießt.
Connemara & Irland Lesetipps
Wer mehr über Connemara und Irland lesen möchte, kann dies hier auf deutsch oder hier auf englisch tun. Autor und Fotograf Carsten Krieger lebt schon viele Jahre in Irland und setzt sich für Projekte im Umwelt- und Naturschutz ein, u.a. für das Wild Loop Head Projekt und die Crossbill Guides Foundation.
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H-J Wördemann 6. April 2022
Ich war auch schon da, genau so ist es, wie beschrieben, und noch viel schöner!
Heiko Müller 7. April 2022
Freut mich, dass dir Connemara auch so gut gefallen hat! 🙂
Viele Grüße
Heiko