[Werbung] Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania gehört zu den größten Städten der USA. Co-Autorin Uwa hat sie besucht und schreibt über ihre Eindrücke von der Städtereise.
Philadelphia ist auf jeden Fall eine der unterschätzten Städte in den USA und das schon seit langem. Hier wurde zwar die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben, die Hauptstadt der USA ist dennoch Washington. In Philadelphia wurden die ersten Großbanken gegründet – Bankenzentrum ist die Wall Street in Manhattan, New York. Deswegen ist bis heute ein leichter Groll, gepaart mit einem kleinen Minderwertigkeitskomplex Philadelphias zu spüren.
Dabei muss sich die Stadt auf keinen Fall verstecken. Für historisch Interessierte gibt es immer noch sowohl die Liberty Hall als auch die Liberty Bell, auch Benjamin Franklins Grab befindet sich in Philadelphia. Im Betsy Ross House kann man alles über das Leben der Frau erfahren, die die erste Flagge der Vereinigten Staaten von Hand nähte.
Bei meiner Reise interessierte ich mich jedoch weniger für Geschichte, sondern vielmehr fürs Erleben und ich habe bei meinem Besuch in Philadelphia viele schöne Orte gefunden.
Philadelphia Magic Gardens
1991 begann Isaiah Zagar ein Haus und einen Garten mit Mosaiken zu verzieren. Dazu benutzte er alles, was bunt war, glitzerte und glänzte, oder was er so auf der Straße seiner Nachbarschaft fand: zerbrochene Fliesen, Drähte, kleine Plastikpuppen und dergleichen. Das alles verbaute er peu à peu auf jenem Grundstück. Erst am Haus, dann im Garten und als es keine unverzierte Stelle mehr gab, auch an den Hauswänden der Nachbarschaft. Oft ohne die Nachbarn zu fragen. Aber diese waren meist eher erfreut als verärgert und betrachteten die Kunstwerke an ihren Hauswänden als Aufwertung.
Magic Gardens ist kein Euphemismus, der Garten ist zauberhaft. Wer ihn betritt, verlässt ihn mit einem Lächeln. Ein absolutes Must Go in Philadelphia!
Mural Arts Philadelphia – transforming urban spaces into canvasses
Apropos Kunst am Haus. Philadelphia nennt sich Welthauptstadt der Murals. Schon bei der Fahrt vom Flughafen in die Stadt fallen die vielen Wandgemälde auf. In der Stadt finden sich mehr als 4.000 Murals, sie sind das größte öffentliche und öffentlich geförderte Kunstprogramm der USA. In einer geführten Tour, zu buchen unter www.muralarts.org/tours, erfährt man viel über das Mitte der 1980er als Anti-Graffiti-Network gestartete Projekt und die Künstler:innen.
Philly Cheesesteak
Es wird in Philadelphia heftig diskutiert, wo es das beste Cheesesteak gibt. Ob bei einem der unzähligen Straßenverkaufsstände? Oder doch in einem Restaurant? Ich halte mich aus solchen Diskussionen heraus. Mein erstes Philly Cheesesteak habe ich bei Campo’s gegessen, ohne überhaupt zu wissen, was mich erwartet. Ich habe mit einem Steak gerechnet und gedacht, dass es irgendwie mit Käse überbacken sein muss. Falsch. Das Philly Cheesesteak ist eine Art Baguette, das mit gebratenem Schnetzelfleisch und geschmolzenem Käse gefüllt ist.
Natürlich werden auch Vegetarier:innen und Veganer:innen glücklich. Statt Fleisch kann man das Cheesesteak mit Seitan bestellen, veganen Käse gibt es auch und selbst das Bun, das Brot gibt es in veganer Variation. Ich habe die teils vegane Variation bestellt, Seitan mit veganem Käse, aber im „regular bun“ und war begeistert. Zeigt mir eine Petition, dieses Cheesesteak in das Angebot deutscher Imbiss Stuben zu integrieren, ich unterschreibe sofort.
Rocky Steps
Wenn es einen Film gibt, der Philadelphia auf die Landkarte vieler gebracht hat, dann ist das wohl „Rocky“ mit Silvester Stallone. Die sogenannten Rocky Steps gehören in das Philadelphia Besuchsprogramm. Morgens treffen sich Sportlerinnnen und Sportler, um erst die Stufen rauf und runter zu rennen und sich anschließend beim kollektiven Frühsport für den Tag aufzuwärmen. Später am Tag sind es dann die Tourist:innen, die die Stufen langsam hinaufgehen, um, oben angekommen, ein Foto von sich in der Rocky Siegespose machen zu lassen.
Von der obersten Ebene der Treppe hat man übrigens einen wunderbaren Blick auf die Stadt, über den Benjamin Franklin Parkway hinweg bis zum Rathaus mit der übergroßen Statue auf der Kuppel. Was die wenigsten zu interessieren scheint: die Rocky Steps führen zum Philadephia Museum of Art.
Eastern State Penitentiary
Nicht weit von den Rocky Steps entfernt befindet sich das ehemals berühmteste und teuerste Gefängnis der Vereinigten Staaten: das Eastern State Penitentiary. Es wurde von den Quäkern als Besserungsanstalt gegründet, in dem Straftäter in Einzelhaft über ihre Untaten nachdenken sollten, um zu dem Schluss zu kommen, dass sie in Zukunft ein anständiges Leben führen wollen. Die Realität und die Vielzahl von Verbrechen holte die Gefängnisleitung bald ein und die Insassen mussten sich die kleinen Zellen zu zweit teilen. Sie durften sich ihre Seite der Zelle nach eigenem Geschmack einrichten und sich (kleine) Schreibtische und ähnliche Gegenstände von ihren Verwandten und Bekannten bringen lassen.
All diese Informationen bekam ich auf meiner geführten Tour durch das Gefängnis. Das Gebäude wird minimal instand gehalten, „preserved ruin“ nannte es mein Guide. In jedem Zellengang gibt es Schilder, die exemplarisch über die früheren Insass:innen informieren, warum sie einsaßen und was das Strafmaß war, ob sie sich tatsächlich gebessert haben oder in das Penitentiary zurück kehrten.
Der wohl berühmteste Insasse war Al Capone. Seine Zelle wurde rekonstruiert. Auf den dersten Blick denkt man sich vielleicht noch, dass das fast schon gemütlich aussieht, aber man sollte bedenken, dass sich auch Al Capone die Zelle mit einem anderen Häftling teilen musste. Ich denke, dass man auf dem Foto ganz gut erkennen kann, wie wenig Raum für zwei Menschen zur Verfügung stand.
Heute gilt das Eastern State Penitentiary als bester Fotospot Philadelphias. Das möchte ich zwar nicht unterschreiben, aber ein interessanter Lost Place ist das Gefängnis auf jeden Fall.
Hinweis: Wer keinen Guide aus Fleisch und Blut buchen möchte, kann sich am Eingang einen Audioguide und Kopfhörer ausleihen.
Barnes Foundation
Läuft man vom Eastern State Penitentiary Richtung Innenstadt, kommt man an der Barnes Foundation vorbei. Und wenn man eh schon dort ist, sollte man auch hinein gehen. Es ist ein Kunstmuseum der ganz anderen Art. Zwar hängen auch hier, wie in jedem Kunstmuseum, große Meister, aber weder gibt es Plaketten, auf denen steht, wer welches Kunstwerk vollendet hat, noch sind die Werke nach Genre oder Ära geordnet. Dr. Albert Barnes, der Gründer, sortierte die Kunstwerke nach Sujet. So gibt es zum Beispiel einen Raum mit dem Thema „Südsee“. Jeder Raum hat sein Thema und die Besucher:innen sind angeregt, sich in jedem Raum erst die Werke anzusehen und dann zu überlegen, was wohl die Gemeinsamkeiten sein könnten. Warum hängt ein Picasso neben einem unbekannten lokalen Künstler?
Wer Glück hat, bucht einen guten Guide, der Kunstgeschichte beiseite lässt und, Dr. Albert Barnes‘ Wunsch folgend, von Thema zu Thema durch die Ausstellung geht. Und wer genau wissen möchte, welches zum Beispiel die 181 Werke von Renoir sind, der lädt sich eine App herunter – Barcodes befinden sich am Eingang und auf den Flyern – und kann jedes Bild so identifizieren.
Und wenn man genug gesehen hat, kann man im Garten des Museums sehr gut im Garden Restaurant at the Barnes Foundation essen.
Frühstück im Reading Terminal Market
Man kann es sich schon denken, hier befindet sich ein Markt in einem ehemaligen Bahnhofsgebäude. An unzähligen Ständen gibt es auf dem überdachten Bauernmarkt neben Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch auch Smoothies, Pancakes, Kaffee, Sandwiches und andere Speisen zu kaufen. So kann man sich erst stärken und dann einkaufen, oder erst einkaufen und sich zum Abschluss ein Frühstück gönnen.
Als Touristin habe ich auf die Lebensmitteleinkäufe verzichtet, mir leckere Buttermilch Pancakes und einen Kaffee geholt und mich an einen der Tische in der Mitte der Halle gesetzt und dem geschäftigen Treiben in der Halle zugesehen. Der Reading Terminal Market ist ein weiterer Ort, den ich bei meinem nächsten Besuch in Philadelphia unbedingt wieder besuchen werde.
Fancy Dining im Fancy Restaurant: Laser Wolf in Fishtown
In Philadelphia ist vieles fußläufig zu erreichen, aber zu Laser Wolf in Fishtown, 2021 von Condé Nast Traveler zu einem der weltweit besten neuen Restaurants ernannt, sollte man doch ein Taxi oder den Bus nehmen. Der Weg lohnt sich, denn Laser Wolf ist sogar noch besser als sein Ruf. Die Speisen würde ich als israelische Fusion Küche bezeichnen, mediterran mit Einflüssen aus vielen Ecken der Welt, das Ambiente sehr fancy und die Drinks super lecker. Benannt wurde das Restaurant übrigens nach „Lazar Wolf“ aus Fiddler on the Roof.
Hinweis: Unbedingt einen Tisch reservieren!
Victory Tap Room
Ganz bodenständiges Essen gibt es im Victory Tap Room. Wie schon der Name vermuten lässt, gibt es das bodenständige Essen, zum Beispiel sehr leckere Burger, zu den frisch gezapften Bieren der hauseigenen Brauerei. Da der Victory Tap Room sehr viele verschiedene Biere im Angebot hat, kann man sich, um nicht allzu betrunken zu werden, eine kleine Auswahl „on the flight“, das sind fünf kleine Gläser auf einem Holztablett, servieren lassen.
Man muss ja auch irgendwo übernachten
Ich habe im Warwick Hotel in der Rittenhouse Neighborhood übernachtet und kann es durchaus empfehlen. 1928 eröffnet, ist es das letzte verbliebene der drei „Grand Dame Hotels“. Von hier aus kann man alles gut und schnell zu Fuß erreichen, die Rocky Steps, den Reading Terminal Market, Campo’s, Chinatown, das historische Viertel, die Gayborhood und natürlich auch das Rathaus. Frühstück kann man im Warwick nicht buchen, aber es gibt im Haus das Bluestone Lane mit sehr guten und gesunden Speisen im Angebot.
Philadelphia hat mich angenehm überrascht. Magic Gardens, Cheesesteak, Geschichte, Gaybourhood, Murals, mehr Fussgänger als Autofahrer – amerikanisch mit leichtem europäischen Touch. Auch wer unbedingt nach NYC will, sollte seinen Besuch um einige Tage verlängern, in den Zug steigen und rund anderthalb Stunden später durch Philly schlendern.
Werbehinweis: Dieser Artikel ist das Ergebnis einer Reise auf Einladung von Philadelphia Tourismus. Meine persönliche Meinung wurde davon nicht beeinflusst.
Zur Autorin: Uwa Scholz ist seit Mitte 2011 auf Instagram aktiv und gehörte damit zu den ersten deutschsprachigen Reisefotografen auf der Plattform. Seit 2014 bereist sie als „Travelgramer“ die Welt im Auftrag von touristischen Organisationen. Wer ihr folgen möchte, findet sie unter @uwa2000.
Weitere Artikel über das Reiseland USA findest du hier:
Die USA – Land der unbegrenzten Möglichkeiten?
Roadtrip durch den Südwesten der USA
Typisch amerikanische Redewendungen
Die USA – ein Land der Gegensätze
Mein USA-Trip: Im Tal des Feuers
Mit dem Pferd im Monument Valley
- Urlaub in Taiwan: Tipps für den Inselstaat in Asien - 27. Juli 2024
- Historische Städte in Franken: Fürth und Coburg - 14. Mai 2024
- Philadelphia: Die unterschätzte Metropole an der Ostküste - 9. April 2024