[Werbung] Warschau lohnt sich für eine Städtereise – auch im Winter. Co-Autorin Uwa ist in der Vorweihnachtszeit nach Warschau gefahren und berichtet über die Hauptstadt Polens.
Ich war noch nie in Warschau, habe aber oft gehört, dass das eine ganz besondere Stadt sein soll. Jetzt hat sich endlich die Gelegenheit ergeben, die polnische Hauptstadt zu besuchen und so sitze ich im EC45, der mich in rund fünf Stunden von Berlin direkt nach Warschau bringt.
Tag 1: Ankunft in Warschau
Warschau, 15 Uhr. Ich steige aus dem Zug und ein kalter Wind empfängt mich. Es ist hier im Dezember schon etwas kälter als in Berlin. Egal. Ich mache mich auf den Weg zu meinem Hotel, dem Flaner, checke dort ein, bringe mein Gepäck aufs Zimmer und da ich einen kleinen Hunger verspüre, beschließe ich essen zu gehen.
Es müssen natürlich Piroggen sein, die polnischen Teigtaschen. Ich habe vor, verschiedene Restaurants auszutesten und beginne in der Bar mleczny familijiny, zu deutsch „Milchbar“. Früher gab es hier für wenig Geld eine Scheibe Brot und ein Glas Milch, daher der Name.
Krysztof von Polen Tourismus beschreibt das Ambiente als traditionell sozialistisch, was ich sehr treffend finde. Das Restaurant ist ein karger Selbstbedienungsladen. Erst muss man an der Kasse bezahlen und das Essen dann an einem Ausgabefenster abholen. Okay. Ich gehe zur Kasse. Die Frau dort kann leider kein Englisch und drückt mir etwas unwirsch eine englische Speisekarte in die Hand. Ich bestelle vorsichtig Pierogi und Mushrooms, zahle, bekomme einen Bon, mit dem ich zur Essensausgabe gehe, wo ich erfahre, dass die Mushrooms leider schon aus sind. So verstehe ich zumindest die Köchin. Sie bietet mir eine Alternative an, die ich annehme, ohne zu wissen, was mich erwartet. Statt Pilzen gibt sie mir einen Teller mit Rotkohl. Auch gut. Das Essen schmeckt sehr gut, fast wie bei Muttern und ich habe gerade mal knapp 14 Zloti, also rund 3,30 Euro bezahlt. Der Kaffee im Zug war übrigens genauso teuer.
Die Bar mleczny familijiny ist auf jeden Fall ein positives Erlebnis und damit ein guter Einstieg in meine 72 Stunden in Warschau.
Tag 2: Die historische und die moderne Stadt
Die Goldene Stunde entfällt heute, der Himmel ist grau, die Straßen sind grau, es weht immer noch ein kalter Wind. Ich ziehe mich warm an und laufe die „Royal Road“ hinunter. Die Altstadt ist mein erstes Ziel, denn ich bin der Meinung, dass der Rynek, der zentrale Marktplatz, immer der beste Anfangspunkt ist, eine polnische Stadt zu erkunden.
Am Ende der Royal Road sehe ich den Schlossplatz, ein paar verschachtelte Gässchen weiter hinten finde ich den Rynek. Jetzt, im Dezember, ist der Platz festlich geschmückt. In der Mitte, um die Statue der „Sirene“ herum, ist eine Eislaufbahn aufgebaut, auf der einige Jugendliche ihre Runden drehen. Es scheint Klassenausflugszeit zu sein, außer den Jugendlichen sehe ich auch eine große Gruppe von ungefähr zehnjährigen Kindern und eine Kindergartengruppe.
Die Eislaufbahn ist sicherlich eine gute Sache, die vielen Menschen Freude bereitet, aber leider kann ich so nicht zur Sirene gelangen, die eine Symbolfigur Warschaus ist. Es handelt sich dabei um eine Bronzestatue einer Meerjungfrau, an deren Fuß Wasser fließt, das interessante Geräusche von sich geben soll.
Die Legende der Sirene ist aber auch aus der Distanz ganz amüsant. Es soll nämlich einst einen Fischer gegeben haben, Wars, der eines Tages eine Meerjungfrau in seinen Netzen gefangen hat. Er brachte sie nach Hause zu seiner Frau Zawa und sie überlegten, was sie mit dem Fang machen sollten. Die Meerjungfrau, Sirene, soll den Fischer und seine Frau gebeten haben, ihr die Freiheit zu schenken, sie würde im Gegenzug die Heimat von Wars und Zawa beschützen. Gesagt getan, Sirene erlangte die Freiheit, die Stadt wurde vor Feinden beschützt und zum Dank nach dem Fischer und seiner Frau benannt: WarsZawa. Ich liebe solche Geschichten.
Ich laufe durch die Altstadt und gelange in die angrenzende Neustadt, die ursprünglich im 15. Jahrhundert errichtet wurde. Beide Stadtteile wurden im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und anschließend originalgetreu wieder aufgebaut. Im Sozialismus keine Selbstverständlichkeit. Ich lasse mich treiben, ersteige die Mauern der Barbakane, einer kleinen Festung und Teil der ehemaligen Stadtmauer, laufe weiter durch Nebenstraßen und kleine Gassen, freue mich, dass Autos hier nur begrenzt fahren dürfen und lande schließlich wieder am Schlossplatz. Dort höre ich einen Trompeter, der anscheinend in einem der Türme des Schlosses steht und ein Lied spielt. Ich erfahre, dass er jeden Vormittag um 11.15 Uhr dort oben am geöffneten Fenster steht und trompetet.
History Meeting House
Mir wird langsam kalt und so gehe ich in das History Meeting House, um mir die Streetphotography Ausstellung „In Passing: The Unknown Photographs of Romuald Broniarek“ anzusehen. Die Fotos sind größtenteils aus Warschau in den späten 1950ern und den 1960er Jahren und zeigen teils offizielle Anlässe, teils normale Street Scenes, Fotos von Familienfeiern, Leichtathletikveranstaltungen, und vieles mehr. Ich gehe durch die Ausstellung und bin beeindruckt von den Aufnahmen. Da es Zeit für ein leichtes Mittagessen ist, setze ich mich in das Museumscafé, esse ein leicht angetoastetes Sandwich mit Avocado, Tomate und Spinat und trinke einen Kaffee. Der Eintritt in das Museum ist übrigens frei. Die Broniarek Ausstellung läuft noch bis zum 16. März 2025, ich bin mir aber sicher, dass das History Meeting House immer einen Besuch wert sein wird.
Gut aufgewärmt gehe ich den Garten der Universitätsbibliothek, der ganz in der Nähe ist. Im Sommer ist es bestimmt sehr schön hier, es gibt viel grün, wie Gärten eben so sind, aber auch sehr viele grüne Bänke, und ich male mir aus, wie hier bei schönem Wetter Alt und Jung durch den Park flanieren und auf den Bänken sitzen, im Gespräch, essend oder auch einfach nur ein Buch lesend. Der Park ist nicht nur für Studierende zugänglich und bei Tageslicht geöffnet.
Das moderne Warschau
Warschau besteht aber nicht nur aus der Alt- und der Neustadt, es gibt natürlich auch viele neuere Stadtviertel. Diese stammen teilweise aus der sozialistischen Ära, aber auch aus der post-sozialistischen Zeit. Architekten wie Daniel Libeskind und Norman Foster haben hier gebaut. Das erfahre ich von Agnieszka Skrodzka auf meiner Stadtführung.
Wir beginnen unsere Tour bei dem sogenannten Stalin Stachel. Die Leute lieben oder hassen ihn, denn das Gebäude war ein Geschenk Stalins an die Stadt Warschau. Offiziell heißt der Stalin Stachel Palace of Culture and Science oder auf Deutsch kurz Kulturpalast, und ist ein Wahrzeichen Warschaus. Verlässt man den Zentralbahnhof, fällt der Palast sofort ins Auge. Als ich in Warschau ankam, wurde es gerade dunkel, die Spitze des Gebäudes war von Nebel verhüllt und ich dachte sofort an Gotham City.
Stalin starb vor Baubeginn und so gingen Planung und Ausführung an Lev Rudnev, einen Sowjetrussischen Architekten. Dieser bereiste mehrere Polnische Städte, um die Architektur zu studieren und führte Befragungen durch, um herauszufinden, wie sich Warschaus Bevölkerung den Turm wünschte, war selber großer New York Fan und so entstand der Kulturpalast, eine Mischung aus polnischer Architektur und US-amerikanischem Art Deco. So erzählt es mir Agnieszka. Morgen werde ich wieder hier sein und den Aufzug in die 30. Etage nehmen, denn von dort soll man einen hervorragenden Blick über Warschau haben.
Der Platz, auf dem der Kulturpalast steht, ist eine große Baustelle, hier soll ein Park entstehen, um den Ort zu beleben. Wir gehen weiter, vorbei an futuristischen Hochhäusern und sozialistischen Plattenbauten und landen an der Plac Pilsudskiego (Pilsudski Square). Ein Denkmal, umrandet von Kerzen, leuchtet in der Dunkelheit. Es wurde zu Ehren der Polnischen Regierungspolitiker errichtet, die 2010 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen. Der Platz ist riesig. Agnieszka erzählt, dass Papst Johannes Paul II. 1979 hier eine große Open Air Messe hielt.
An der Rückseite des Pilsudski Platzes ist eine weitere Baustelle. Hier soll der Sächsische Palast wieder aufgebaut werden. Ein Projekt ähnlich dem Berliner Stadtschloss, aber deutlich größer und staatlich finanziert. Von dem ursprünglichen Palast steht nur ein Tor.
Weiter geht es durch das abendliche Warschau in der Dunkelheit des Dezembers. Wir laufen an zwei weiteren Milchbars vorbei, die aber deutlich moderner (und teurer) sind als die Bar mleczny familijiny, sehen ein Regierungsgebäude und landen schließlich wieder in der Altstadt. Der Rynek ist jetzt hell von Lichterketten erleuchtet, auch in den Straßen blendet die Weihnachtsbeleuchtung. Wir sind jetzt drei Stunden durch die Kälte gelaufen und es ist Zeit für ein Abendessen. Piroggen natürlich.
Piroggen essen bei Irene Sirene
Die heutigen Piroggen esse ich in einem Imbiss gleich neben meinem Hotel, bei Irene Sirene, benannt nach der Symbolfigur Warschaus, der Sirene. Fancy eingerichtet in nautisch anmutendem Stil, viel weiss und blau. Zum Aufwärmen bestelle ich erst mal eine Suppe, denn „Zur“ wollte ich auch gerne probieren: fermentiertes Mehl mit Pilzen und Brühe. Ich konnte mir darunter nichts vorstellen und finde es ziemlich lecker. Eine gute Grundlage für die Piroggen, die ich allerdings nicht so gut finde wie die in der Milchbar. Für den Käsekuchen, den es als Dessert gibt, habe ich keinen Platz mehr in meinem Magen, ich lasse ihn mir für später einpacken.
Drinks im Bristol
An der Bar im Hotel Bristol lasse ich den Tag ausklingen. Das Bristol, gleich neben dem Präsidentenpalast gelegen, ist das vornehmste Hotel in Warschau, und es verfügt gleich über zwei Bars. Ich entscheide mich für die Bar neben dem Foyer, das Lane’s, wo mir der Bartender nicht nur einen hervorragenden Espresso Martini mixt, sondern mir auch einiges über den speziellen Kaffeelikör erzählt, den er dafür verwendet.
Tag 3: Der Blick in die Geschichte und ein Blick über die Stadt
Ganz in der Nähe meines Hotels ist die Heilig-Kreuz-Basilika, im Grunde genommen eine ganz gewöhnliche katholische Kirche. Aber es gibt eine Besonderheit, wegen der sich ein Besuch lohnt: Hier steht die Urne mit Chopins Herz. Ich sehe natürlich nur ein Hinweisschild und eine Schatulle und muss glauben, dass das Herz auch in eben jener Schatulle ist, erhebend ist es trotzdem.
Ich halte mich aber nur kurz in der Basilika auf, denn mein wichtigster Programmpunkt heute ist das Polin Museum, gelegen im Herzen des ehemaligen jüdischen Viertels. Heute führt mich das Museum durch rund 1.000 Jahre Polnisch-Jüdische Geschichte. Mit einem Audio Guide ausgestattet gehe ich durch Gassen, sitze in Schulzimmern, in Bibliotheken, Kinos und Wartesälen, sehe Videos und lasse mir alle nötigen Informationen und Geschichten erzählen.
Ich verbringe ungefähr zwei Stunden im Museum, rate aber allen, sich etwas mehr Zeit zu nehmen. Das Gebäude selbst ist übrigens auch ein Kunstwerk, aus der Hand des Finnischen Architekturbüros „Lahdelma & Mahlamöki“, es stellt das von Moses geteilte Rote Meer dar.
Tief beeindruckt vom Polin Museum lasse ich mich ein wenig durch Warschaus modernere Viertel treiben und lande vor der Hala Mirowska, einer Markthalle. Ich passiere einen Blumenmarkt und sehe mir die Halle von innen an. Hier bin ich die einzige Touristin, die Locals kaufen hier Lebensmittel, bringen ihre Schuhe zum Schuster oder lassen sich die Haare schneiden. Sogar einen Laden mit gebrauchten Kameras sehe ich. Da ich nichts kaufen möchte, verlasse ich die Hala Mirowska wieder, passiere erneut den Blumenmarkt und laufe weiter in Richtung City Center.
Ich könnte auch mit dem Bus weiter fahren, denn Warschau verfügt über ein gut ausgebautes Netz von Bussen und Metrolinien, aber ich gehe lieber zu Fuß, so kann ich die Stadt am besten erkunden.
Die Sicht ist einigermaßen klar, es regnet nicht, ich nutze die Gelegenheit und laufe zum Kulturpalast, nehme dort den Fahrstuhl in den 30. Stock, zur Panoramaplattform und schaue mir Warschau von oben an. Die Altstadt kann ich kaum erkennen, sie ist zu weit entfernt, aber ich sehe ein Häusermeer, optisch unterbrochen von einer riesengroßen Werbetafel eines Bekleidungsgeschäfts. Der Blick über die Stadt ist toll, die knapp sechs Euro für die Fahrt hier hinauf haben sich gelohnt. (Tipp: Ticket vorher online besorgen, dann kann man direkt und ohne Zeitverlust zum Fahrstuhl gehen).
Es ist Dezember, es wird schon wieder dunkel, dabei ist es gerade mal drei Uhr am Nachmittag. Ich fahre von der Plattform hinunter, mit einem leichten Druck auf den Ohren übrigens und gehe Richtung Altstadt. Die heutige Portion Piroggen esse ich bei Zapiecek in der Nowy Swiat, genau gegenüber der Milchbar, in der ich vor zwei Tagen saß. Die Kellnerinnen tragen weihnachtliche Kostüme, aus den Lautsprechern erklingt Nat King Cole’s „O Tannenbaum“ (auf Deusch!) und ich esse die zweitbesten Piroggen. Die Milchbar thront immer noch auf Platz Eins.
An meinem letzten Abend in Warschau shoppe ich Süßigkeiten in der Sweet Factory, trinke eine heiße Schokolade beim Karmello Chocolatier (beide in der Nowy Swiat) und schlendere noch ein wenig durch die festlich erleuchtete Altstadt.
Tag 4
Um kurz nach acht Uhr morgens mache ich mich wieder auf den Weg zum Bahnhof, um zurück nach Berlin zu fahren. Ich weiß, ihr habt mitgerechnet, es sind keine 72, sondern gerade mal 66 Stunden, aber 66 Stunden in Warschau wäre kein so schöner Titel gewesen. Auf der Fahrt nach Berlin überlege ich, was ich zu Abend essen werde. Vielleicht Piroggen?
Warschau hat mir gut gefallen, ich würde mir diese Stadt gerne bei mehr Tageslicht und vielleicht sogar Sonnenschein anschauen und zum Beispiel auch etwas Zeit in Praga verbringen, einem aufstrebenden Bezirk, der sehr interessant sein soll. Auch das Thema „Chopin“ interessiert mich, dafür hat die Zeit dieses Mal leider nicht gereicht. So gibt es zum Beispiel täglich Klavierkonzerte im Hotel „Chopin“, eine Chopin Tour und dergleichen.
Werbehinweis: Dieser Artikel ist in Kooperation mit dem Polnischen Fremdenverkehrsamt in Berlin entstanden. Unter www.polen.travel findet ihr viele weitere Informationen über Reisen nach Polen. Weitere Tipps zu Warschau gibt es auf www.go2warsaw.pl.
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