Skåne – Landskrona, Ven, Ängelholm und Söderåsen

Skåne Landskrona Ven Ängelholm Söderåsen Schweden

[Werbung] Skåne ist Schwedens südlichste Grafschaft, die mit Landskrona, Ven, Ängelholm und Söderåsen lohnenswerte Ausflugsziele bietet. Eine Reise an die Küste Südschwedens.

 

Denkt man an Schweden, denkt man an Wälder, rote Holzhäuser, Elche, Köttbullar und wahrscheinlich auch an Möbelhäuser. Co-Autorin Uwa ist in das Skandinavische Land gereist, nach Skåne, und hat sich in Landskrona, Ängelholm, Söderåsen und auf der Insel Ven auf die Suche nach Entschleunigung gemacht.

Vintage anreisen mit dem Nachtzug

Vor vielen Jahren unternahm ich eine Reise nach Schweden, nach Småland, um genau zu sein. Ich war mit einer Jugendgruppe unterwegs und wir nahmen den Nachtzug. 2024 reise ich erneut nach Schweden, dieses Mal nach Skåne, wieder mit dem Nachtzug. Dank der Öresundbrücke fährt der Zug jetzt direkt von Berlin nach Malmö, es ist kein Umsteigen auf die Fähre mehr nötig und die Fahrtzeit beträgt weniger als 12 Stunden. Das klingt sehr angenehm und so stehe ich an einem Montag Abend, Ende August am Berliner Hauptbahnhof und warte auf den „Snälltåget“. Wieder fahre ich nicht allein, es ist mein Sohn dabei, Ruben, der sich wie ich sehr auf diese Reise freut.

Der Zug fährt ein, wir suchen unser Abteil. Wir haben im Liegewagen ein Privatabteil, was sehr angenehm ist. Der Waggon und die Abteile erinnern mich sehr an die Fahrt in meiner Jugend, ein Vintage Feeling macht sich in mir breit. Die Waggons sind nicht ganz neu, aber sauber, Toiletten gibt es an den beiden Wagenenden. Vor dem kleinen Waschraum neben der Toilette stehen Backpacker und putzen sich die Zähne. Alle Abteile sind belegt, Nachtzüge sind in.Wir richten uns in unserem Abteil ein, essen unsere mitgebrachten Stullen, auch sehr vintage, machen unsere Betten und legen uns schlafen. Als der Zug kurz in Hamburg hält, sind wir schon im Halbschlaf und wachen erst irgendwo in Dänemark wieder auf. Leider hat der Zug keinen Speisewagen auf der Strecke und das (vegane) Frühstück, dass von der Zugbegleiterin ausgeteilt wird, ist sehr übersichtlich: Ein kleine Safttüte, ein Apfel, eine Zimtschnecke, ein belegtes Vollkornbrötchen und ein Becher Kaffee. Der Kaffee ist immerhin schön heiß und der erste Hunger ist gestillt.

Halbwegs ausgeruht erreichen wir Malmö. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Öresundtåget und einer Busfahrt erreichen wir unsere erste Unterkunft, den Mötesplats Borstahusen.

Borstahusen

Skåne Landskrona Ven Ängelholm Söderåsen Schweden

Der Mötesplats Borstahusen ist Skånes einziger 5 Sterne Campingplatz, direkt am Strand gelegen, wenige Kilometer von Landskrona entfernt. Neben vielen Stellplätzen für Zelte und Campervans gibt es auch unzählige Ferienhäuser. Wir haben weder Campervan noch Zelt und beziehen eines dieser Ferienhäuser. Es ist im typisch schwedischen Stil eingerichtet, vor dem Haus ist eine Sitzbank. Hinter dem Haus gibt es zwar keine Veranda, was ein weiteres Klischee wäre, dafür aber eine Terrasse mit Tisch und Stühlen und einen großen Garten.

Vor dem Mittagessen bleibt noch ein wenig Zeit, wir gehen an den Strand und auf den Badesteg, gehen mit den Füßen ins Wasser (ganz schön kalt) und ruhen uns ein wenig in der Sonne aus.

Skåne Landskrona Ven Ängelholm Söderåsen Schweden

Nach dem leckeren Mittagessen in der Brasseriet, dem Bistro auf dem Campingplatz, gehen wir wandern. Vom unserem Ferienhaus bis nach Ålabodarna sind es 5,5 Kilometer, immer an der Küste entlang, durch kleine Wäldchen, über Wiesen und Felder, über Hügel und durch Täler, vorbei an Kühen und Schafen und immer die Seeluft in den Lungen. Nach der langen Zugfahrt ist das genau richtig. Der Weg ist Teil von Skånes Küstenwanderweg, dem Skåneleden SL5. Die Sonne scheint, die Sicht ist recht gut und so können wir die Insel Ven, die auch auf unserem Reiseplan steht, schon aus der Ferne sehen.

Ålabodarna, das Ziel unserer Wanderung, ist ein kleines Dorf am Wasser, mit einem kleinen beschaulichen Hafen. Außer zwei Familien am Badesteg sehen wir nur noch eine Eisverkäuferin. Wir holen uns ein Eis, setzen uns auf eine Bank im Hafen und genießen die Ruhe. Ich hätte zu gerne meine Badesachen dabei, ein Sprung ins Wasser scheint gerade sehr verlockend.

Oberhalb des Ortes, auf einer Anhöhe liegt das Maryhill Estate, ein Luxushotel, das nach mehrjährigen Renovierung und einigen Um- und Neubauten im November 2024 wiedereröffnet werden soll. Ein kleiner Weg vom Hafen führt direkt dorthin, und wir bekommen einen kleinen Einblick in das zukünftige Hotelleben. Die Aussicht vom Haupthaus über den Öresund ist beeindruckend. Die Bar und das Restaurant sind im Stil der goldenen 20er Jahre eingerichtet. Die An- und Neubauten sind noch nicht ganz fertiggestellt, aber ich könnte mir gut vorstellen, hier für ein oder zwei Tage zu wohnen. Morgens, vor dem Frühstück könntet ihr mich im Bademantel den Weg zum Meer zum Frühschwimmen gehen sehen. Aber noch ist das Hotel nicht eröffnet, ich träume noch ein wenig weiter.

Skåne Landskrona Ven Ängelholm Söderåsen Schweden

Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft schwächeln wir ein wenig, die lange Anreise sitzt doch etwas in unseren Knochen, aber zum Glück fühlen sich Rückwege immer etwas kürzer als Hinwege an und das warme Licht der Nachmittagssonne beflügelt uns. In unserem Ferienhaus angekommen, machen wir uns kurz frisch und wandern den SL5 weiter, bis zum Hafen Borstahusen. Auf dem Weg, wieder an der Küste entlang begegnen wir vielen Leuten in Badesachen, die auf dem Weg zum Abendschwimmen sind.

Borstahusen ist ein weiteres Fischerdorf, das wir heute sehen. Hier sind die Häuser niedrig und aus Stein, und vor jedem Haus steht eine Bank. Auf einigen Bänken sitzen Menschen in der Abendsonne, gucken, wer vorbeiläuft, unterhalten sich oder sitzen einfach nur schweigend beieinander. Ruben und ich gehen derweil im Kompass Mat & Bar, in einem der beschaulichen Restaurants direkt am Hafen, zu Abend essen.

Landskrona

Landskrona Schweden

Nach einer erholsamen Nacht in einem richtigen Bett, einem erfrischenden Sprung in die Ostsee und einem Frühstück in der Brasseriet leihen wir uns an der Rezeption zwei Fahrräder aus und radeln nach Landskrona. Natürlich auch wieder an der Küste entlang. Das Ziel ist der Lundåkra Hafen. Die Strecke ist Teil des „Sydkustleden“, eines gut ausgebauten und teilweise sehr szenischen Radwegs von Malmö nach Helsingborg. In Landskrona angekommen, verlassen wir den Sydkustleden und fahren zum Lundåkra Hafen. Der Weg ist teilweise wenig szenisch, wir durchqueren ein Industriegebiet. Der Hafen ist eher eine Marina. Hier liegen kleinere Jachten und Segelboote, auf dem Land sind kleine bunt angemalte Holzhäuser gebaut, die Stimmung erinnert mich ein wenig an Berliner Schrebergärten. Vor einigen Häusern hängt Wäsche auf der Leine, vor einem anderen arbeitet eine Frau im kleinen Gartenstück. Wir laufen ein paar Gassen ab und schauen uns die Häuschen an. Eins steht zum Verkauf und man kann durch die Fenster hinein sehen, ohne aufdringlich zu sein.

Bevor wir ins Zentrum von Landskrona zurück radeln, essen wir ein Shrimp Sandwich bei Idas by the Sea. Das Sandwich ist größer als gedacht. Auf einer Scheibe Brot, die wir erst später entdecken, liegt ein riesiger Haufen Shrimps. Salat, Brot und Kaffee finden wir im Restaurant auf einem Buffet. Das Shrimp Sandwich ist in Skåne sehr beliebt.

Landskrona Schweden

Wir fahren nach dem Essen als erstes zum Landskrona Museum, um uns die Non-Violence Ausstellung anzusehen. Der Name Carl-Fredrik Reuterswärd mag außerhalb Schwedens nicht wirklich bekannt sein, aber seine Non-Violence Skulptur, die Pistole mit dem verknoteten Lauf ist weltberühmt. Es sind noch weitere Ausstellungen im Museum, leider sind alle Beschriftungen auf Schwedisch, so dass wir in dem einen Raum einfach nur das schöne Blau bewundern und in einem weiteren antike Gewänder. Der letzte Raum, „Reklam“ erschließt sich zum Glück auch ohne Worte: es geht um die Geschichte der Reklame in Schweden (und nicht um den Verlag Reklam). Hier gibt es auch ein kleines Kino, in dem Werbefilme der 60er und 70er Jahre gezeigt werden, auch auf Schwedisch, aber wahnsinnig amüsant.

Bevor wir nach Borstahusen zurück radeln, kaufen wir in einem Supermarkt ein paar kulinarische Souvenirs ein: Lakritz, Schokolade, Müesli, Haferflocken und Skånerost, in den Kaffee haben wir uns total verliebt.

In Borstahusen ist das Museum im Pumphuset leider schon geschlossen, aber das Restaurant Pumphuset hat zum Glück geöffnet und wir nehmen wieder am Hafenpier von Borstahusen das Abendessen zu uns.

Skåne Landskrona Ven Ängelholm Söderåsen Schweden

Nach zwei Nächten und zwei mal Frühschwimmen in der Ostsee verlassen wir unser Ferienhaus, nehmen den Bus nach Landskrona und ziehen ins Hotel Öresund. Ich vermisse den Strand schon jetzt, freue mich aber schon darauf, zum Little Clay Café zu spazieren und eine Tasse zu bemalen. Oder einen Teller? Ich habe mich noch nicht entschieden. Kimberley, die Betreiberin empfängt uns und gibt uns eine Einführung in die Materie. Nach einem kurzen Gespräch stellen wir fest, dass Ruben und ich in Berlin schon einige Male bei Paint Your Style waren und dass Kimberley genau dort geschult wurde. Die Welt ist klein. Ruben und ich beschließen zwei Tassen zu bemalen, aus denen wir in Berlin unseren Skånerost trinken können. Zwei Stunden später sind die Tassen bemalt.

Schrebergartenidylle Schweden

Nach all der Kreativität steht nun wieder etwas Bewegung an, etwas ruhiger als an den vergangenen Tagen: Ein Spaziergang führt uns zur Zitadelle Landskronas. Erbaut wurde sie 1549 bis 1559, als Skåne noch zu Dänemark gehörte. Im 19. Jahrhundert diente die Festung als Gefängnis, heute ist sie ein Kultur- und Begegnungszentrum.

In direkter Nachbarschaft befinden sich die Citadel Allotment Gardens, Schwedens älteste Schrebergarten Kolonie. Auf den Parzellen stehen kleine bunte Holzhäuser, umgeben von Blumen, Pflanzen und Bäumen. Jetzt, Ende August, ist alles in voller Blüte und wunderschön anzusehen. Die Gärten sind natürlich in privater Hand, bis auf den Rothoffska Allotment Garden, der ist ein Museum. Der Garten ist tagsüber frei zugänglich, das Haus, erbaut 1903, aber nur zu bestimmten Zeiten. Leider ist es bei unserem Besuch geschlossen, doch durch die Fenster können wir einen Teil der Einrichtung sehen. Die Küche sieht aus wie sie vor 100 Jahren ausgesehen haben könnte und im Flur sehe ich eine schöne alte Anrichte.

Hotel Öresund Landskrona Schweden

Nach einem späten Mittagessen im Restaurant Cardells haben wir Zeit uns im Pool des hoteleigenen Spabereichs zu entspannen. Das Spa ist im obersten Geschoss des Öresund Hotels und von der Dachterrasse hat man einen schönen Blick über Landskrona. Das Theater, in dessen Restaurant wir zu Abend essen, können wir von hier oben leider nicht entdecken.

Habe ich schon erwähnt, dass wir ganz großes Glück mit dem Wetter haben? Es ist Ende August, die Sonne scheint, die Temperaturen übersteigen tagsüber die 25 Grad Celsius und auch abends können wir draußen sitzen. Das ist wirklich ein großes Glück, denn so können wir auf der wunderschönen Terrasse des Theater-Restaurant Matscenen sitzen und unser Abendessen genießen.

Die Insel Ven

Skåne Landskrona Ven Ängelholm Söderåsen Schweden

Nun ist es Zeit für entschleunigtes Inselleben. Ven bietet sich dafür sehr gut an. Die Insel ist fast autofrei, hier fährt man Fahrrad oder geht zu Fuß. Die Überfahrt mit der Fähre von Landskrona nach Ven dauert ungefähr eine halbe Stunde. Je näher wir Ven kommen, desto hügeliger sieht die Insel aus. Oh jeeee, denken wir uns, wir haben Fahrräder gebucht und müssen rauf und runter radeln. Zum Glück ist die Insel aber nicht wirklich hügelig, sondern im Grunde genommen nur ein großer flacher Hügel, ein Plateau eben. Wir stellen uns darauf ein, die Räder den Berg hinauf zu schieben und entspannt auf dem Plateau zu radeln, wann immer es nötig ist.

Die Fähre legt am Bäckviken Hafen an und wir laufen die Hauptstraße hinauf zur Fahrradvermietung, um unsere Räder abzuholen, mit denen wir zu unserer nächsten Unterkunft fahren: Camp Ven. Dort beziehen wir ein Zelt, in dem ein richtiges Bett steht, in dem es Steckdosen und Strom gibt, zwei Sessel und einen kleinen Tisch. Glamping eben. Dusche und Bad gibt es leider nicht im Zelt, aber die Gemeinschaftsbäder sind zum Glück sehr sauber. Der Glampingplatz liegt direkt am Strand, ich freue mich schon auf das nächste Frühschwimmen.

Hafen Küste Schweden Fischer

Wir laden unsere Rucksäcke ab und radeln zum Kyrkbacken Hafen, unserem ersten Ziel auf Ven. Der erste Anstieg ist so steil, dass wir bald absteigen und die Räder schieben. Oben angekommen fahren wir erst auf Feldwegen, bis wir an der einzigen Straße ankommen. Hier fährt sogar ein Bus, ich meine er fährt vom Backviken Hafen zum Kyrkbacken Hafen. Oder so. Mir ist es egal, ich habe ein Fahrrad. Kyrkbacken Hafen ist sehr pittoresk, hier liegen kleine hölzerne Ruderboote neben Fischerbooten. Wir sehen Fischer, die ihre Netze entwirren und für den nächsten Tag vorbereiten. Auf dem Pier stehen kleine rote Holzhäuser, in denen ein Museum, ein Shop und ein Restaurant untergebracht sind. Da es inzwischen Mittag ist, kehren wir ein. Stures Krog, so heißt das Restaurant, ist sehr nautisch eingerichtet, wir sitzen zwischen Fischernetzen, Rettungsringen und Schiffslaternen, das Essen wird begleitet von Schwedischen Seemannsliedern.

Gestärkt und gut gelaunt nehmen wir unsere Fahrräder, schieben sie den Hügel hinauf und fahren zum Tycho Brahe Museum. Untergebracht ist es in einer ehemaligen Kirche, der 1899 gebauten All Saints Kirche. Wir lernen in der Ausstellung, dass Tycho Brahe ein Dänischer Astronom im 16. Jahrhundert war, der das Kopernikianische Sonnensystem hinterfragte, ein Observatorium baute und behauptete, dass die Erde im Mittelpunkt steht, um die sich Sonne und Mond drehen, während sich die anderen Planeten sich um die Sonne drehen. Oder so ähnlich. Der derzeitige Stand der Wissenschaft widerlegt seine Forschung, aber wer weiß, ob er nicht doch Recht hatte. Abgesehen von seiner oben erwähnten These hat er 777 Sterne entdeckt, klassifiziert und benannt, diese Leistung sollte man auf jeden Fall anerkennen. In seinem unterirdischen Observatorium schauen wir uns die Multimedia Show über den Ausbau seines Observatoriums und seine Entdeckungen an. Einer seiner Schüler war übrigens Keppler, das möchte ich hier noch erwähnen.

Skåne Landskrona Ven Ängelholm Söderåsen Schweden

Genug gelernt, wir radeln weiter. Es gibt noch einen dritten Hafen auf Ven, den Norreborg Hafen, den wollen wir uns ansehen. Er liegt in der Nähe unseres Glamping Platzes und ist sehr, sehr klein. Nur wenige Boote liegen hier, ich vermute, dass sie den Anwohnern gehören. Neben dem Hafen gibt es einen verlassenen Badesteg. Während wir überlegen, ob wir unsere Badesachen holen sollen und feststellen, dass wir gar nicht mehr so viel Zeit bis zum Abendessen haben, kommt eine Gruppe „Spätbader“ an, zieht sich um und springt ins Meer. Habe ich schon erwähnt, dass mir dieser Brauch gut gefällt? Wie schon so oft überfällt mich der Wunsch, die Stadt zu verlassen und ans Meer zu ziehen.

House of Ven Schweden

Ich träume noch etwas weiter davon ans Meer zu ziehen und gucke mir verstohlen die Häuser auf dem Weg zum House of Veen an. Ziehe ich in ein Holzhaus? Sollte es traditionell rot angestrichen sein? Oder gefallen mir die gelben Häuser besser? Wie wäre es mit einem grünen Holzhaus? Ruben ist das alles egal, er freut sich auf und über das super leckere Essen im House of Veen. Ein schönes gelbes Holzhaus übrigens.

St. Ibbs Kirche Ven Schweden

Nach einem frühen Abendessen setzen wir uns wieder auf unsere Fahrräder, denn es gibt noch eine Sehenswürdigkeit, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Oberhalb des Kyrkbacken Hafen liegt die St. Ibbs Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Es ist die einzige geweihte Kirche auf Ven, die zweite wurde 2003 entweiht und beherbergt nun das Tycho Brahe Museum. Wir sehen einige Menschen, die auf der Friedhofsmauer sitzen und auf den Sonnenuntergang warten. Verständlich, denn der Hafen ist in warmes Licht getaucht und auch das Weiß der Kirchenmauern färbt sich in sanfte Pastelltöne.

Wein aus Schweden? Wein aus Schweden!

Wein Schweden Skåne Herstellung Verkostung

Nach einer Nacht im Zelt heißt es schon wieder Abschied nehmen vom entspannten Inselleben. Wir nehmen die Fähre zurück nach Landskrona. Von dort geht es mit Bahn und Bus gleich weiter in den Norden Skånes, nach Ängelholm. Beim Einchecken in das Valhall Park Hotel werden uns die Schlüssel für die nächsten Fahrräder übergeben. Heute fahren wir nämlich nach Vejbystrand zum Vejby Vingård. Nach den vielen Fahrradkilometern der vorigen Tage sind die 8 Kilometer dorthin schon fast ein Katzensprung. Wir verlassen die Küste und fahren über Landstraßen, das ist der kürzeste Weg und wir müssen nur einmal abbiegen, können uns also nicht verfahren.

Ich bin sehr gespannt auf die Führung und die Weinverkostung, denn so ganz habe ich Schweden als Wein anbauendes Land nicht auf dem Schirm. In Ängelholm und Vejbystrand gibt es mehrere Weinbauern. Wir besuchen Jeppe Appelin in seiner Weinstube. Die Führung durch die Weinberge entfällt heute, dafür erzählt Jeppe um so umfassender über seine Zeit als Weinbauer in Schweden und warum er sich entschieden hat, einen Sonderweg zu gehen. Er keltert die Weine auf Georgische Art, in einem Qvevri. Das ist ein großes von Hand gefertigtes Tongefäß, das in die Erde eingegraben wird und in dem die Trauben als Ganzes für bis zu 150 Tage lagern. Haut, Kerne und Stiele sacken in dieser Zeit ab, der Wein wird abgesaugt und ohne Haut, Kerne und Stiele in ein leeres Qvevri gefüllt. Der Vorteil ist, dass der Wein nach einem Jahr trinkfertig ist.

Während Jeppe erzählt, gießt er seinen Wein in große Gläser und lässt uns kosten. Der Wein schmeckt sehr erdig und ist eher schwer. Ein Gast bei der Verkostung fragt, zu welchem Gericht dieser Wein passt. Da wird Jeppe fast ungehalten, den Wein trinkt man eher nicht zum Essen, sondern in netter Gesellschaft. Anders als die meisten anderen Schwedischen Weinbauern hat sich Jeppe auf Rotweine spezialisiert und seit neuestem hat er auch einen „Hipster Wein“ im Programm: Den Amber Wine. Der ist orange. Ist etwas leichter als die roten Weine. Ich kann mir gut vorstellen, dass er alleine wegen seiner Farbe bei Hipstern gerade sehr angesagt ist. Am Schluss dürfen wir den Weinkeller besichtigen, in dem die Qvevris eingegraben sind. Man sieht nicht wirklich viel, nur Steine, Erde und in regelmäßigen Abständen die Deckel der Tontöpfe.

Da der Wein ohne jede Zusätze gekeltert wird, wird der Kopf nicht schwer und macht nicht betrunken. Ich trinke aber auch immer nur einen Schluck pro Wein, da ich das Fahrrad auf dem Rückweg keine acht Kilometer schieben möchte. (Die Promille Grenze in Schweden liegt bei 0,3.)

Skåne Landskrona Ven Ängelholm Söderåsen Schweden

Der Kopf ist schwer von all den Informationen und Geschichten, aber nicht vom Wein, so schwingen Ruben und ich uns auf unsere Räder und fahren zum Hotel zurück. Dieses Mal entscheiden wir uns für den Küstenweg, der, wie in Landskrona, Teil des Sydkustleden, des Fahrradweges ist. Wir halten an einem kleinen Hafen mit roten und gelben Holzhäuschen, beobachten wie jeden Nachmittag die Menschen in Bademänteln, die zu den Badestegen laufen, um Schwimmen zu gehen und fahren weiter. Wir kommen durch kleine Orte und fühlen uns wie in Bilderbuchschweden. Wie schön, dass wir uns für diese Route entschieden haben, auch wenn wir so etwas länger unterwegs sind.

Entschleunigung im Naturschutzgebiet: Söderåsen

Nationalpark Söderåsen Schweden Trails Wandern

Am Morgen verlassen wir die Küste und fahren ins Landesinnere nach Söderåsen. Frida empfängt uns in ihrer gemütlichen Pensionat Söderåsen und erklärt uns den kürzesten Fußweg zum Nationalpark Söderåsen. Am Feld entlang, am Campingplatz rechts abbiegen, ein wenig weiter geradeaus gehen, über die Straße und schon sind wir da. Bevor wir uns auf unsere Wanderung machen, stärken wir uns in Söderåsens Skafferi. Das ist ein Café am Eingang des Nationalparks, in einem gelben Holzhaus und sehr gemütlich.

Dann geht es los. Heute fahren wir mal nicht mit dem Rad, heute wandern wir, wie am ersten Tag in Borstahusen. Es gibt verschiedene Trails im Nationalpark Söderåsen, wir entscheiden uns für den kürzesten Rundweg, denn der führt auf die Kopparhatten, von diesem Gipfel aus soll man einen schönen Blick über den Nationalpark haben. Die Wege sind gut ausgeschildert und auf den ersten Kilometern größtenteils mit Planken versehen, auf denen man gut laufen kann und vor allem die Natur nicht zertrampelt. Hier soll es zum Beispiel tolle Spinnen geben, ich sehe zum Glück keine. Wir halten an einer Quelle und füllen unsere Flaschen mit frischem klaren Wasser und wandern weiter. Es geht langsam bergauf und uns kommen kleinere und größere Gruppen entgegen, so dass wir ein wenig das Gefühl haben, in die falsche Richtung zu gehen. Ob das so ist, ist uns egal, so haben wir die meiste Zeit den Trail für uns und können hören, wie die Vögel zwitschern und der Wind sanft in den Bäumen rauscht.

Oben auf dem Gipfel angekommen sind wir leicht erschöpft. Der Blick von dort oben ist wirklich schön und sicher im Herbst spektakulär, wenn sich die Blätter an den Bäumen gelb und rot färben. Wir entspannen ein wenig, gehen den Rundweg weiter und machen uns an den Abstieg. Am Schluß kommen wir an eine steile Treppe, die wir hinabsteigen müssen und wissen nun, dass wir den Trail in die richtige Richtung gegangen sind, denn diese Treppe möchten wir lieber hinabsteigen als hinaufklettern zu müssen. Wir begegnen einer Familie, deren Kinder schon jetzt die Nase voll haben und am liebsten umkehren möchten.

Skåne Unterkunft Hotel Pension Schweden

Wir kommen wieder an der Quelle vorbei, füllen die Flaschen noch einmal auf und gehen zur Pension zurück. Über die Straße, am Campingplatz und an den Feldern vorbei und schon sind wir wieder in der Pension. Dort hat uns Frida „Swedish Fika“ vorbereitet, Zimtschnecken, Gebäck und Kaffee. Insgesamt waren wir auch auf dem kurzen Trail vier Stunden unterwegs, da kommen uns Kaffe und Kuchen gerade recht. Wir setzen uns damit an einen Tisch im Garten und besprechen das Grillen, denn das ist für den Abend geplant. Ruben erklärt sich bereit, den Grillmeister zu machen und Frida erklärt uns, wie man den Grill anfeuert und bedient. Ich hacke ein paar Holzscheite klein, das ist mein Beitrag zum Abendessen. Das Fleisch, das wir grillen, ist von einem benachbarten Bauern, alles bio und ganz frisch. Es ist mariniert und grillfertig, wir sehen zwei Würste, Lamm- und Schweinefleisch in dem Paket, dazu ein Salatkopf, Tomaten und Zucchini.

Ruben grillt, wir essen wieder im Garten. Die Sonne geht unter und es wird sofort kühl. Wir holen unsere Jacken und Pullover, die wir nach dem Abend auf Ven erst zum zweiten Mal in dieser Woche anziehen müssen. Hier in Söderåsen gibt es keine Lichtverschmutzung, die Nächte sind stockfinster und wir können am Himmel viele Sterne sehen. Für uns Stadtkinder immer wieder ein tolles Erlebnis.

Abschied von Bilderbuchschweden

Skåne Landskrona Ven Ängelholm Söderåsen Schweden

Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass ich in der ganzen Zeit in Schweden nie so gut geschlafen habe wie im Pensionat Söderåsen. Liegt es am bequemen Bett? An der tiefschwarzen Nacht? An der vierstündigen Wanderung? Ich kann es nicht sagen. Leider ist heute schon der letzte Tag, am Abend werden wir wieder in den Snälltåget steigen und Skåne verlassen. Nach einem schwedischen Frühstück, Müsli mit Joghurt, dazu starken Kaffee, fahren wir über Landskrona nach Malmö. In Landskrona holen wir die bemalten und nun gebrannten Tassen bei Kimberley im Little Clay Café ab, machen einen Zwischenstopp bei Dockside Glass, einer Eisdiele am Yachthafen (mmmmh, Lakritzeis) und bei Oatly, denn hier wird der Haferdrink produziert und wir haben eine Werksführung angefragt. Eine Mitarbeiterin namens Izabell nimmt sich die Zeit, uns durch die Gebäude zu führen und all unsere Fragen zu beantworten. Wir trinken einen Hafercappuccino und machen uns auf den Weg nach Malmö.

Malmö

Malmö Schweden

In Malmö gehen wir als erstes nach Västra Hamnen, ins Hafenviertel, um ein Highrise von Santiago Calatrava zu sehen, den „Turning Torso“. Das Haus wurde 2005 eingeweiht, hat 54 Etagen und ist 190 Meter hoch und gilt neben der Öresundbrücke als Wahrzeichen Malmös. Das Viertel ist relativ neu und erinnert ein wenig an Hamburgs HafenCity. Wir kommen an einem Skatepark vorbei, den hauptsächlich jüngere Kinder mit Rollern nutzen, laufen bis zum Krankajens Pir und schauen aufs Wasser. Meer und Häfen fehlen mir jetzt schon. Weiter geht es in die Altstadt, zum Lilla Torg. Das ist ein beliebter Platz in Gamla Staden. Er ist umrandet von Cafés und Restaurants und alle sind bis auf den letzten Platz besetzt. Wir setzen uns auf eine Bank und schauen eine Weile dem Treiben zu. Da hier alle Tische in den Restaurants besetzt sind, gehen wir einen Platz weiter, an den Rathausplatz, und essen bei Max Burgeri und schon ist es Zeit, zum Bahnhof zu gehen.

Auf der Anzeigetafel sehen wir, dass der Zug pünktlich abfahren wird und schon bald zum Einsteigen bereit stehen soll. Wir gehen gemächlich zum angezeigten Gleis, checken ein und gehen zum Zug. Unser Waggon ist genauso vintage wie auf der Hinfahrt, nur haben wir dieses Mal leider keine Stullen dabei. Hihi. Dafür wissen wir heute, wie man die Pritschen hoch und runter klappt und fühlen uns schon wie die Profis.

Knappe 11 Stunden später sind wir wieder in Berlin und freuen uns auf einen Skånerost in unseren selbst bemalten Mugs auf unserem Balkon.

Ruben hat ein Video über unsere Woche in Schweden gedreht, das ihr hier sehen könnt.

Snälltåget Nachtzug Bahn Schweden

Skåne hat mich nicht enttäuscht. Die Woche Entschleunigung in Bilderbuchschweden hat mir sehr gut getan und auch meinem Sohn sehr gut gefallen. Wir sind auch ohne Auto mit Bus und Bahn überall gut hingekommen, haben sehr gut gegessen, leider etwas sehr fleischlastig und haben meistens gut geschlafen. Da wir uns viel bewegt haben, ist letzteres keine große Überraschung. Der Schwedische Spätsommer hat sich von seiner besten Seite gezeigt.

Werbehinweis: Dieser Artikel ist das Ergebnis einer Reise nach Skåne auf Einladung von Visit Landskrona und deren Partner Ven, Angelholm, Söderåsen und Snälltåget. Meine persönliche Meinung wurde davon nicht beeinflusst.

Weitere Artikel über Reiseziele im Norden findest du hier:
Helsinki Sehenswürdigkeiten – Highlights & Natur
Hanse-Städte in Lettland, Estland und Schweden
Schweden-Tipps: Gotland und Visby entdecken
Baltische Hauptstädte: Riga, Tallinn und Vilnius
Helsinki Inseln: Suomenlinna, Seurasaari & Lonna
Abenteuer-Expedition Skane in Schweden
Stockholm: 10 Tipps für deine Städtereise
Waldbaden im Nationalpark Söderasen
Dänemark Urlaub: Tipps für die Region Ribe
Fanö in Dänemark: Urlaub im Ferienhaus

Uwa Scholz

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert