Bolivien – das Land der Berge. Diesen Beinamen trägt der Andenstaat im Herzen Südamerikas nicht umsonst. Mehr als zehn Sechstausender, weit über hundert Gipfel über 5.000 Meter und weitestgehend unberührte Landschaften lassen jedes Bergsteigerherz höher schlagen. Werner Müller-Schell hat das Land erkundet, den Trekking-Test gemacht und großartige Fotos mitgebracht. Hier stellt er fünf Gipfel vor, die auch für Einsteiger machbar sind.
Bergsteigen und Trekking in Bolivien – fünf Gipfel für Einsteiger
In Bolivien gibt es nicht nur Berge für Profis. Auch Einsteiger kommen hier in den Genuss, einmal Höhenfeeling pur zu erleben. Von der kurzen Wanderung bis hin zur mehrtägigen Expedition ist dabei alles möglich – und geniale Aussichten sind immer garantiert. Die folgenden fünf Gipfel sind dabei absolut empfehlenswert, wenn man noch nicht die ganz große Bergerfahrung gesammelt hat.
© Werner Müller-Schell
1. Der Pico Austria (5.320 Meter) in Bolivien
Der Pico Austria liegt in der Condoriri-Gruppe, rund eineinhalb Stunden nördlich von La Paz. Aufgrund seiner Lage ist er für viele Reisende, die ein sportliches Höhenabenteuer auf ihrem Trip einbauen wollen, ein ideales Ziel: Technisch sehr einfach kann man ihn ohne spezielles Equipment (außer dem obligatorischen Wetterschutz, der auf dieser Höhe absolute Pflicht ist) erwandern und bekommt dabei ein einzigartiges Panorama geboten – angefangen von der in die Gipfel der Condoriri-Berge eingebetteten Lagune Chiar Kota bis hin zum gewaltigen Gipfelblick über fast die ganze Cordillera Real und den Nevado Sajama (6.542 Meter) im Südwesten).
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Der Aufstieg dauert – je nach Kondition und Strecke – rund drei bis fünf Stunden. Organisieren lässt sich ein Tagestrip ganz einfach von La Paz, zahlreiche Agenturen haben den Pico Austria in ihrem Programm. Für eine Besteigung mit Guide muss man dabei rund 100 US-Dollar einplanen. Will man ein mehrtägiges Trekking erleben, empfiehlt sich auch der Condoriri-Trek – der Gipfel des Pico Austria zählt hier ebenso zur Strecke. Eine empfehlenswerte Adresse für die Organisation ist Inca Land Tours in La Paz. Die Stadt ist übrigens auch ein guter Ausgangspunkt, wenn man Backpacking in Bolivien machen möchte.
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2. Der Chacaltaya (5.421 Meter) in Bolivien
Wer es einfach haben möchte, kann mit dem Chacaltaya einen äußerst hohen Gipfel erleben, ohne dabei sportlich an die Grenzen gehen zu müssen. Die Straße zu dem ehemaligen Skigebiet führt nämlich bis auf 5.200 Meter hinauf, es folgt eine einfache Wanderung von der ehemaligen Hütte des österreichischen Alpenvereins über den schneebedeckten Bergrücken hinauf zum 5.421 Meter hohen Gipfel und zum 5.395 Meter hohen Nebengipfel.
Die Aussicht offenbart beeindruckende Blicke zum Huayna Potosi (6.088 Meter) auf der einen und zum Illimani (6.439 Meter) auf der anderen Seite. Die Dauer des Aufstieges beträgt rund eine halbe bis dreiviertel Stunde, ein Ausflug zum Chacaltaya ist genau wie der Pico Austria über zahlreiche Agenturen in La Paz zu organisieren. Meist inkludiert eine solche Gruppentour auch einen Auslug in das Valley Of The Moon. Der Preis liegt bei gerade einmal circa 20 US-Dollar.
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3. Der Huayna Potosi (6.088 Meter)
Etwas anspruchsvoller als die beiden vorangegangenen Gipfel ist der Huayna Potosi, einer der Hausberge von La Paz. Mit 6.088 Metern ist er auch ein „echter“ Sechstausender – und zugleich wohl der spektakulärste seiner Art, der gerade noch als einfach einzustufen ist. In entweder zwei (mit Gletschererfahrung) oder drei Tagen steigt man dabei vom Basislager am Zongopass auf rund 4.600 Metern auf. Bucht man die dreitägige Tour, beinhaltet der erste Tag dabei ein Gletschertraining, bei dem man den Umgang mit Steigeisen und Eispickeln lernt und auch entsprechende Versuche im Eisklettern unternimmt. Am zweiten Tag wird schließlich zum Hochlager auf rund 5.200 Metern aufgestiegen, von dem aus man gegen Mitternacht den Gipfelsturm unternimmt.
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Es gibt einige ausgesetzte Stellen und die Höhe sollte nicht verachtet werden. Eine gewisse Grunderfahrung im Bergsteigen, Trittsicherheit und Durchhaltewille sind hier absolute Voraussetzung. Auch das Equipment muss passen: Der Huayna Potosi ist definitiv Hochtourengelände, eine entsprechende Eisausrüstung ist absolute Pflicht. Achtung: Die Guides sind meist nur spanischsprachig. Für eine Expedition muss man rund 250-350 US-Dollar einplanen. Es empfiehlt sich, als Gruppe zu reisen. Agenturen helfen bei der Ausrüstungsbeschaffung oder verleihen diese.
4. Der Acotango (6.052 Meter) in Bolivien
Der Acotango ist ein 6.052 Meter hoher Vulkan an der Grenze zwischen Bolivien und Chile, der wohl einer der leichtesten Sechstausender weltweit überhaupt ist. Von rund 5.400 Metern aus beginnt man den rund vier- bis fünfstündigen Aufstieg kurz nach Mitternacht, um pünktlich zum Sonnenaufgang am Gipfel zu stehen. Unterwegs passiert man zahlreiche Schnee- und Eisfelder, sodass das man in jedem Fall entsprechende Ausrüstung parat haben sollte. Schon dem Weg gibt es zudem atemberaubende Ausblicke zu den Bergen der umliegenden Region.
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Es ist empfehlenswert, eine Tour zum Acotango (rund vier bis fünf Autostunden von La Paz) mit einem Ausflug in den nahen Sajama-Nationalpark zu verbinden. Die Landschaft dort wartet mit tollen Fotomotiven und außerdem sehr entspannenden heißen Quellen. Der Preis für ein solches zweitägiges Erlebnis liegt bei rund 250 US-Dollar. Eine sehr gute Erfahrung wurde mit der Agentur Altitud 6.000 des Bergführers Juan Jose Miranda gemacht.
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5. Der Uturuncu (6.008 Meter)
Der Salar de Uyuni und seine unendlichen Salzebenen gehören zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten Boliviens. Etwas weniger bekannt, allerdings wunderbar mit einer Tour über den Salar de Uyuni vereinbar, ist der Volcan Uturuncu. Nahe der argentinischen Grenze kann man mit dem Auto bis auf 5.400 Meter hinaufgefahren werden. Der anschließende Aufstieg enthält keinerlei technische Schwierigkeiten. Aufgrund seiner Lage (Ausgangsort ist das abgelegene Dorf Peña Barrosa) ist eine Tour zum Uturuncu allerdings schwer zu organisieren. Am einfachsten ist es daher, eine Kombitour mit dem Salar de Uyuni zu buchen. Hier gibt es vor allem in Tupiza mehrere Agenturen, die dies anbieten. Eine Adresse ist beispielsweise www.latorretours-tupiza.com.
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Weitere Tipps zum Bergsteigen in Bolivien
Wichtig ist beim Bergsteigen in Bolivien insbesondere die Reisezeit. Am besten geeignet sind die Monate Mai bis Oktober, da hier am wenigsten Niederschläge zu erwarten sind. Verfügt man über wenig Sprachkenntnisse und Bergerfahrung, empfiehlt sich in jedem Fall immer die Buchung einer Agentur, um den jeweiligen Gipfel unter möglichst sicheren Bedingungen in Angriff zu nehmen – die Infrastruktur ist nämlich lange nicht so gut ausgebaut wie hierzulande. Berghütten sind außerdem Mangelware. Auch in Sachen Ausrüstung lässt sich so alles einfacher organisieren. Die meisten Anbieter befinden sich in La Paz. Meist lässt sich auch spontan vor Ort noch alles problemlos arrangieren – zumindest für die populären Gipfel.
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Mehr Infos über mich findest du unter www.mueller-schell.com. Meinen Bericht über die größte Fahrradmesse der Welt, die Eurobike, kannst du hier lesen. Noch mehr Reise- und Outdooor-Fotos von mir gibt’s auf Instagram. Infos, Kontakt und Anfragen: contact@mueller-schell.com.
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