[Werbung] Moderne Städte, traditionelle Tempel, kulinarische Köstlichkeiten – eine Reise nach Taiwan ist ein Fest für die Sinne. Tipps für den asiatischen Inselstaat im Westpazifik.
„In Taiwan wird jeder froh“, behauptet unsere Co-Autorin Uwa. Sie war schon zweimal in dem fernöstlichen Land unterwegs, 2018 und 2024, und schildert hier ihre Erfahrungen.
Als ich neulich meiner Freundin E. sagte, dass ich nach Taiwan reise, fragte sie erstaunt: „Ist Taiwan wirklich ein Urlaubsland?“ Nach meiner Rückkehr nahm sie diese Frage gleich wieder auf und fragte: „Was genau macht denn nun Taiwan zu einem Urlaubsland?“ Dieser Frage möchte ich gerne nachgehen.
Was macht ein Land denn attraktiv für Reisende? Ich behaupte Essen, Strände, Städte, Kultur und Natur. All das hat Taiwan im Angebot. Doch, wo fängt man an in diesem noch etwas unbekannteren Land? Am besten wohl in Taipei, der Hauptstadt.
Taipei, die Hauptstadt Taiwans
Das Wahrzeichen der etwas über drei Millionen Einwohner zählenden Metropole ist ein Gebäude: Taipei101. Bis 2007 das höchste Gebäude der Welt mit dem schnellsten Fahrstuhl der Welt, ist es 2024 immer noch das zehnthöchste Gebäude mit dem zweitschnellsten Fahrstuhl. Aber Zahlen sind nicht alles. Bestechend an Taipei101 ist die Architektur. Die Form erinnert an traditionelle asiatische Food Boxen, die sich auf 508 Meter Höhe stapeln und die man von fast überall in der Stadt sehen kann. Eine andere Interpretation lautet, dass das One-o-One einen Bambusstab darstellt.
Eine Fahrt auf die Aussichtsplattform in der 89. Etage ist nicht billig, lohnt aber auf jeden Fall. Ich bin auf Ohren- und Magendruck eingestellt, werde aber angenehm überrascht. Die Fahrt mit dem zweitschnellsten Fahrstuhl der Welt beginnt langsam, wird schnell im Mittelteil, ohne dass man es merkt, bevor der Fahrstuhl langsamer wird und sanft abbremst. Das ganze in wenigen Sekunden. Der Fahrstuhl im Kreuzberger Rathaus schafft in der gleichen Zeit gerade mal 3 Etagen.
Oben auf dem Observation Deck angekommen, belohnt der Panoramablick über Taipei und die umliegende Landschaft. Es gibt vor den Fenstern einige Fotoecken, die anscheinend vielen Hochzeits- und Familienfotos als Kulisse gelten, ich beobachte bei meinem Aufenthalt jedenfalls einige Familien und zwei Hochzeitspaare, die sich hier für Erinnerungs- und Hochzeitsfotos in Szene setzen. Es gibt auch einige Shops, in denen man Souvenirs, Kekse, Bubble Tea und dergleichen kaufen kann.
Ich möchte gerne einige Fotos schießen, ohne mit Scheiben und Reflexionen kämpfen zu müssen und beschließe, über die Treppe von der 89. Etage zur 91. Etage, der Open Air Plattform zu gehen. Es ist windig und angenehm erfrischend. Ich mache meine Fotos, gehe wieder in die 89. Etage hinunter. Wieder eine Treppe tiefer, im 88. Stock, bewundere ich den wohl weltgrößten Schwingungsdämfer, eine riesige vergoldete Kugel, die das 101 erdbebensicher macht.
Mit dem Fahrstuhl geht es hinunter. Im Basement des 101 gibt es einen riesigen Supermarkt, einen riesigen Food Court (Empfehlung für gutes und preiswertes Essen!) und das wohl berühmteste Restaurant für Dumplings in Taiwan, das Din Tai Fung, mit einer großen Auswahl an besten Dumplings, mit und ohne Fleisch, Suppen und Tees. Eine Reservierung ist absolut notwendig.
Teezeremonie im Fleisch
Bei dem Namen Fleisch denke ich weniger an Tee. Aber hier, mitten in der Altstadt wird der beste Tee serviert, präsentiert in einer wunderbaren Teezeremonie. Im Anschluss an die Tea Time wandere ich durch die Altstadt von Taipei. Hier sind die Häuser niedriger, die Straßen enger und noch voller als in den anderen Vierteln. Aus den Läden dringt der Geruch von Gewürzen auf die Straße und ich würde am liebsten in jedes dieser Geschäfte gehen und shoppen, shoppen, shoppen. Aber ich halte mich zurück.
Apropos shoppen. Lebensmittel, Snacks, Getränke kauft man in Taiwan am besten bei 7/11, die gibt es wirklich überall. Ich erwähne das, weil man dort auch Geld abheben kann. Achtet ganz einfach auf das ATM-Logo auf dem Schild.
Longshan Temple
Nahe Fleisch steige ich in der Beimen Station in die Metro und fahre zum Longshan Temple. Auf der Fahrt fällt mir auf, wie sauber die Metro ist. Jede Station, jeder Wagen, man möchte sich am liebsten hinlegen, oder zumindest ein wenig verweilen. Davon halten allerdings die Schilder mit der Aufschrift „no loitering“ (Herumlungern verboten) ab.
Der Longshan Temple selbst beeindruckt mich sehr. Viele Menschen kommen zum Beten hierher, oder um Opfergaben zu hinterlassen und obwohl es sehr geschäftig ist, wirkt der Ort sehr spirituell. Was mir am meisten gefällt: Niemand interessiert sich für mich. So kann ich in Ruhe die Atmosphäre aufsaugen und genießen. Natürlich sehe ich zu, dass ich mich an die Regeln halte, keine Betenden störe und mich nicht „unziemlich“ verhalte.
Raohe Street Night Market
Wenn es Abend wird, beginnt in Taiwan die Zeit der Night Markets. Ich könnte auch „Zeit der Nachtmärkte“ schreiben, aber irgendwie finde ich das nicht zutreffend. Es sind Night Markets. Es gibt sie fast überall in Taiwan, meistens beginnen sie um 17 Uhr und schließen um 21 oder 22 Uhr. Es gibt dort Stände mit warmen Essen, mit Bier, mit lebenden Garnelen, mit Stinky Tofu, mit Boba Tea, mit Zuckerwatte, Läden mit Musik und es gibt immer viele Menschen. In Taipei lande ich auf dem Raohe Street Night Market. Äußerlich erinnert er mich ein wenig an Wiens Naschmarkt, feste Stände in mehreren Gassen nebeneinander. Aber hier gibt es kein Sauerkraut, hier gibt es eben jene Sachen, die ich eben erwähnte.
Übernachten im Amba Taipei Songshan
Meine Hotel-Empfehlung für Taipei ist das Amba Songshan. Es ist ein relativ modernes Hotel, eingerichtet im Stil der 25Hours oder Nomad Hotels, mit guten Zimmern und gutem Frühstück. Von der Lobby in einem der oberen Stockwerke des Gebäudes hat man einen tollen Blick auf Taipei, besonders in der Goldenen Stunde am Abend, wenn die Stadt in sanftes goldenes Licht getaucht wird. Die meisten Sehenswürdigkeiten sind fußläufig oder mit der Metro gut zu erreichen.
Taichung
Taichung erreicht man am besten mit dem Schnellzug. Ein Vorzeigeobjekt der Stadt ist das National Taichung Theater, errichtet 2014 nach Plänen von Toyo Ito, besticht es durch ein wunderbares Zusammenspiel von geschwungenen Linien und satten Farben. Ich habe das Theater tagsüber besucht, um mich ganz der Architektur hinzugeben. Interessanterweise war ich nicht alleine, nein, ganz im Gegenteil, das Theater war voller Leute. Die meisten standen an einem Fenster an, um dort Fotos zu machen, jenes Fenster ist einer der beliebtesten Fotospots der Stadt.
Historisch bedeutender ist die Historic Taichung Prefecture Hall, ein Relikt aus der japanischen Besatzungszeit. Ein schöner Night Market in Taichung ist der Yi-Chung Bazaar.
Gaomei Wetlands
Weiter geht es von Taichung aus in die Gaomei Wetlands, die nach kurzer Fahrt erreicht werden. Das Licht ist hier ganz besonders, das Wasser gerade mal knöcheltief und von zum Glück sehr scheuen Krebsen bewohnt. Ich wandere durch das lauwarme Wasser und möchte gerne länger hier bleiben, am besten bis zum Sonnenuntergang, wenn das Licht noch spektakulärer sein soll als jetzt. Aber es geht weiter, die Fahrt nach Tainan dauert wieder etwas länger. Also laufe ich verträumt zum Auto zurück.
Tainan
In Tainan, genauer gesagt im Hanlin Tea Room, wurde der Bubble Tea erfunden, hier wird er mit gekochten Tapioka Perlen serviert, den Grad der Süße des Getränks bestimmt man selber und der Tee ist sehr erfrischend. Es gibt übrigens in Taipei ein Teehaus, das ebenfalls behauptet, den Bubble Tee erfunden zu haben, aber im Grunde sind sich alle einig, dass das nicht stimmt. Ich halte mich aus solchen Streitereien gerne raus und genieße meinen „Boba Tea“ auf den Straßen Tainans.
Ganz in der Nähe des Hanlin Tea Room befindet sich das Fort Provintia. Ich besuche es 2024 zum zweiten Mal nach 2018 und muss bedauernd feststellen, dass eines der Gebäude gerade wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Das ist mehr als schade, da der Blick von Gebäude zu Gebäude wunderbar ist und sich die Struktur des Forts sehr gut erschließen lässt. Ich schlendere noch ein wenig durch den Garten des Forts, bevor ich in den Tempel gegenüber gehe, in den State Temple of the Martial God. Wie in den anderen Tempeln, die ich in Taiwan besuche, ist auch hier die Stimmung ruhig und konzentriert. Eine Frau wirft zwei Steine, ich möchte sie „Orakelsteine“ nennen, um die Antwort auf ihre wichtigste Frage zu erhalten. Ein Mann entzündet Räucherstäbchen. Ich sauge diese Stimmung in mich auf und freue mich über die Ruhe, die sich in mir breit macht und verlasse den Tempel.
Der Taijiang National Park, eine Oase der Ruhe vor den Toren der geschäftigen Stadt Tainan
Vor den Toren der Stadt befindet sich der Taijiang National Park. Hier besteige ich ein Boot und fahre durch den mehr oder weniger berühmten Mangroventunnel. Alle Passagiere müssen Hüte tragen, bei der sengenden Hitze ist das unbedingt notwendig und für mich als Fotografin eine Wonne. Wir freuen uns jedes Mal, wenn wir wieder durch einen Mangroventunnel fahren, über den angenehmen Schatten.
Kaohsiung
Weiter geht es Richtung Süden, nächster Halt ist das ehemalige Britische Konsulat in Kaohsiung. Es wurde auf einer Anhöhe erbaut und 1861 als erstes ausländisches Konsulat in Taiwan eröffnet. Unter der japanischen Herrschaft verließen die Engländer 1895 das Konsulat. Heute ist es ein Museum und Kulturzentrum. Der Garten ist angenehm schattig und einigermaßen belebt. Angeblich erlebt man von der einen Stelle bei Sonnenuntergang die romatischste Stimmung der Stadt.
Ich kann, wie im Gaomei Wetland, wieder nicht auf den Sonnenuntergang warten, da ich noch die größte Buddha Statue Taiwans besichtigen möchte, die im Kloster Foguangshan, im Tongling Village, steht. Es hat angefangen zu regnen, nein, zu schütten, was dem Kloster und vor allem dem Buddha einen extrem mystischen Touch verleiht. Die Statue selbst ist 36 Meter hoch und steht auf einem Podest, das gleichzeitig ein Museum ist. Ich sehe den Buddha schon von weitem. Das Museum ist einigermaßen interessant. Es gibt auch hier Räume zum Beten und Meditieren, Räume für Opfergaben und einen Raum, in dem ein Schrein steht, in dem sich einer von Buddhas Zähnen befindet. Hmm. Ich komme leider nicht nah genug an den Schrein heran, mir scheint der Zahn aber extrem groß zu sein. Vielleicht ist es aber auch gar nicht der Zahn, den ich zu sehen vermute, sondern ein Behältnis, in dem sich der Zahn befindet.
Unterhalb des Buddhas ist eine Plattform, auf der ich die frische Luft nach dem Regen und den Blick über Kaohsiung genieße. Nach einem leckeren vegetarischen Essen im Museumsrestaurant geht es auch schon wieder weiter. Schade, ich hätte zu gerne noch den Frühlings- und Herbstpavillon auf dem Lotussee gesehen, aber dazu reicht die Zeit leider nicht mehr. Das mache ich dann eben bei meiner nächsten Reise nach Taiwan. Jetzt geht es weiter Richtung Süden. Endlich lassen wir die Städte hinter uns und erleben Natur pur.
Kenting
Wir sind am südlichsten Punkt Taiwans angekommen und okay, so ganz lassen wir die Städte nicht hinter uns, denn wir sind in Kenting, einer kleinen Stadt, die im Kenting National Park direkt an der Küste liegt. Das Hotel liegt am Strand („Little Bay“) und ich nutze die Zeit bis zum Abendessen, um schnell ins Meer zu springen. Herrlich. Das Wasser ist gerade mal warm genug, dass es keine Überwindung kostet hinein zu gehen, aber auch nicht zu warm, es ist angenehm erfrischend.
Nach dem leckeren Abendessen im Restaurant des Cesar Park Kenting gehe ich natürlich wieder auf einen Night Market, der gleich um die Ecke auf der Kenting Main Street stattfindet und zum Schluss auf ein Bier in Alex‘ Reggae Bar.
Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger. Oder: Taiwans schöne Strände
Ein – zumindest in Taiwan – sehr berühmter Strand ist Baishawan Beach oder auch Baisha Bay. Dort drehte Ang Lee, Taiwans berühmtester Filmemacher, einen Teil des Films „Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger“ (2012). Ein großes Schild weist darauf hin. Es ist nur einer von vielen Sandstränden an der Küste der Region und es sind nur wenige Badegäste zu sehen. Einige Kilometer landeinwärts kehren wir bei Ali Sea Food ein. Hier gibt es fangfrischen Fisch, aber auch Tofu, Wasserspinat und weitere super auch vegetarische Gerichte. Ich habe in Taiwan wirklich sehr gut gegessen und kann nicht sagen, welches Restaurant das beste ist, aber Ali Sea Food landet sicher in den Top 3!
Nach dem Mittagessen bei Ali geht es an den nächsten Strand. Hier an der South Beach sind deutlich mehr Menschen als an der Baishawan Beach. Familien scharen sich auf der einen Seite, eine Schulklasse belagert die andere Hälfte des langen Strandes. Man kann Tretboot fahren, Windsurfen, Katamaran fahren, an einer der zahlreichen Strandbars sitzen und die Seeluft genießen. Ach ja, schwimmen kann man auch.
Mein Favorit unter den Stränden im Süden Taiwans ist Little Bay. Wie der Name schon sagt, ist es ein eher kleiner Strand, an dem es eine Strandbar und einen Katamaran Verleih gibt. Der Sand ist fein und sauber, das Wasser ist klar und hat eine angenehme Temperatur und die Stimmung ist ruhig, denn auch hier finden sich, wie am Baishawan Strand, eher wenige Badegäste.
Wandern im Longpan Park
Kenting, so heißt nicht nur die kleine Stadt, sondern der ganze Bezirk, hat natürlich mehr zu bieten als nur Strände und Night Markets. Es lohnt auf jeden Fall, zum Longpan Park zu fahren und auf dem Seashore Trail am Eluanbi Leuchtturm vorbei zum südlichsten Punkt Taiwans zu wandern. Bei einem Straßenverkäufer hole ich mir eine frische Kokosnuss und genieße Kokoswasser und den Blick die Küste entlang.
Alishan Mountains
Ich wäre gerne noch länger an der Küste und an den Stränden geblieben, aber es gibt noch mehr Regionen zu erkunden, jetzt geht es in die Berge. In Alishan wird hauptsächlich Tee angebaut. Hier in den Bergen ist es kühler als an der Küste und daher ist Alishan bei Taiwanern und Taiwanerinnen ein sehr beliebtes Urlaubsziel, besonders in den Sommermonaten.
Viele unabhängige Bauern bewirtschaften ihre Parzellen und einige bieten Tourist*innen Gästezimmer oder kleine Hotels als Unterkunft an. Ich steige in der Nähe von Zhongue bei einem dieser Teebauern im Long Yun ab. Das Zimmer wirkt auf mich sehr asiatisch: Sparsam, pragmatisch, Bett, Regal, Teekocher, Badezimmer. Vor dem Fenster mit Blick auf eine kleine Teeplantage gibt es ein Podest mit einem Teetischchen.
Die erste Station in Alishan ist Yuyupas. Hier bauen indigene Bauern nicht nur Tee, sondern auch Kaffee an. Ein Guide informiert uns über die Geschichte der Plantage. Nebenbei erfahren wir, dass er in Taiwan eine Berühmtheit ist, da er Mitglied der Band „Do and More“ war. Wir werden zu einem Coffee Tasting eingeladen, bei dem uns der Chef der Plantage zu jedem Kaffee die Hintergrundinformationen liefert. Beeindruckt bin ich davon, dass hier versucht wird, den Kaffee resourcenschonend zu verarbeiten. Bei der „Honey-Methode“ werden die gepflückten Kaffeebohnen nicht gewaschen, sie trocknen an der Luft und werden abgebürstet, sobald sie trocken sind. Der Kaffee erhält dadurch eine leicht saure Note, schmeckt aber sehr gut. Der Aufenthalt in Yuyupas wird durch eine Tanzvorführung abgerundet.
Hier in Alishan, so nennt sich die Gegend, wird unter anderem Oolong Tee angebaut, ein sehr schmackhafter, eher starker Tee. Ich mache den Fehler und trinke zum Abendessen ein paar Schlucke und liege bis zwei Uhr in der Nacht wach, beschließe aber, am nächsten Tag noch einen Oolong Tee zu trinken. Natürlich nicht am Abend, sondern spätestens am frühen Nachmittag.
Nach einem für Taiwan typischen Frühstück, Porridge oder „Congee“ mit getrockneten Früchten und fermentiertem Weizen, fahren wir mit dem Fahrrad durch die Berge, vorbei an Teeplantagen und durch kurze Strecken Regenwald im Nebel. Leider ist ein Gewitter angesagt, so dass wir die Radtour abkürzen und mit dem Auto zum Lunch fahren müssen.
Nach dem Lunch geht es zur Fenqihu Old Street zu „Uncle Aiyu’s House“, um eine weitere Spezialität Taiwans zu genießen: Aiyu, oder auch Jelly. Hergestellt wird es aus den Samen des Ficus Pumila, auch Zwergfeige. Ich bestelle ein Aiyu mit Mango und Ananas und bin begeistert. Ich würde mir gerne ein kleines Säckchen mit den Samen nach Hause mitnehmen, aber leider ist die Ausfuhr verboten. Daher genieße ich mein Getränk einfach und nehme mir vor, zumindest in Alishan so oft wie möglich Aiyu zu bestellen.
Bei der anschließenden Wanderung werden wir gründlich eingeregnet und müssen auch diese Aktivität abkürzen. Völlig durchnässt fahren wir zu einer Teeplantage, auf der wir den Arbeitern beim Trocknen und Pressen der frisch gepflückten Teeblätter zusehen, danach in die Kunst der Kalligraphie eingeführt werden, eine Teezeremonie erleben und selber Jelly herstellen. Die Samen werden in einen Baumwollbeutel gegeben und in einem Gefäß mit Wasser durchwalkt und geknetet, bis das Wasser zu Aiyu geworden ist. Das macht viel Spaß und lässt uns die nassen Füsse in den nassen Schuhen fast vergessen. Zum Abschluss des Tages gibt es ein wieder einmal sehr leckeres Abendessen.
Durchnässt fahren wir ins Hotel, wechseln in trockene Kleidung und stellen Mocchi Reis her. So ist es trotz des vielen Regens doch noch ein sehr aktiver Tag geworden.
Sun Moon Lake
Am nächsten Morgen geht es schon wieder weiter. Das nächste Ziel ist der Sun Moon Lake, ein See im Herzen Taiwans, bei Hochzeitsreisenden anscheinend sehr beliebt wegen seiner romantischen Stimmung. Wir besuchen als erstes den Wenwu Tempel, der auf einer Anhöhe über dem See thront. Ein Teil des Tempels ist einem Kriegsgott gewidmet, der andere Konfuzius, wie uns Francis, unser Guide des Tages, erzählt. Ich höre mit einem Ohr zu und genieße den Blick über den See.
Der Stolz der Region ist ein Radweg, der eventuell mal um den ganzen See herum führen soll. Bislang sind aber nur wenige Kilometer fertig gestellt, auf denen es sich sehr angenehm mit schönen Ausblicken auf den See fährt.
Weiter geht es nach Riyue, einem Dorf am Ufer des Sonne-Mond-Sees. Dort besteigen wir ein Commuter Schiff und fahren den See ab, wobei wir an jeder Station aussteigen und uns die Orte ansehen. Natürlich gibt es auch hier an jedem Steg einen Tempel und in Yuchich die „Church of Christ“. Jene wurde 1971 als Betstätte für den damaligen Präsidenten Taiwans, Chiang Kai-shek und Madame Chiang, erbaut. Zurück in Riyue essen wir im Lusihan. Das ist eher ein Imbiss als ein Restaurant, aber definitiv ein Geheimtipp. In Riyue gibt es auch wieder mal einen Night Market. Auch die Geschäfte sind am Abend geöffnet, so dass ich mir im Seven Eleven noch einige Snacks und auf dem Markt das ein oder andere Souvenir besorgen kann.
Beitou Hot Springs
Nun heißt es Abschied nehmen von Taiwan. Die letzten Stationen auf dem Weg zum Flughafen sind ein Night Market in New Taipei, der beste aller Night Markets, und ein Bad in den Hot Springs von Beitou, fast schon am Flughafen gelegen. In der Beitou Area gibt es viele heiße Quellen, manche sind öffentlich, andere werden von Hotels geführt. Die öffentlichen sind günstiger, in den Hotels hat man dagegen etwas mehr Ruhe. Wir leisten uns den Luxus und gehen ins Spring City Resort, der Eintritt kostet hier etwas mehr als 20 Euro pro Person. Dafür werden Badelatschen, Badehauben und Handtücher gestellt. Ein paar Gäste sind hier, eine Familie mit kleinen Kindern und ein älteres Ehepaar, die Stimmung ist sehr ruhig und entspannt. Es gibt mehrere Becken, die Wassertemperatur beträgt je nach Becken zwischen 32 und 45 Grad Celsius. Ich habe mich tapfer in alle Becken gesetzt, aber 45 Grad sind mir doch zu heiß, da halte ich es nur sehr kurz aus. Nein, eigentlich halte ich es gar nicht aus, zum Glück gibt es auch ein Abkühlbecken.
Entspannt dusche ich, schleudere meinen Badeanzug trocken, gebe die geliehenen Sachen zurück und es geht weiter zum Flughafen. Ich denke mir, dass ein Bad in den öffentlichen Hot Springs vielleicht nicht ganz so entspannend gewesen wäre, aber dafür sicherlich interessanter. So oder so, es war ein schöner und empfehlenswerter Abschluss der Reise durch Taiwan.
Taiwan hat mir bei beiden Besuchen sehr gut gefallen. Von dem guten Essen kann ich nur schwärmen, die Insel ist touristisch noch nicht übererschlossen, Ob Stadt, See, Strand oder Berge, landschaftlich kommt hier jeder auf seine Kosten. Tempel, Museen, Night Markets, frische Ananas, Strände, Meer, Seafood, Tofu, getrocknete Mangos, Kokoswasser und nicht zu vergessen die getrockneten, pulverisierten und in Tablettenform gepressten Pflaumen, Bubble Tea… für all das werde ich sicher noch mal nach Taiwan reisen. Also, E., ja, Taiwan ist eine Urlaubsinsel.
Tipps und vielleicht ganz nützliche Informationen
Ganz wichtig: Reisepass einpacken. China Airlines fliegt ab Frankfurt am Main und Eva Air ab München direkt nach Taipei. Eine Alternative bietet Turkish Airlines über Istanbul, aber da ist man deutlich länger unterwegs. Nach der Ankunft auf Taiwan sollte man sich sofort mit dem Flughafen Wifi verbinden und die Einreise-Barcodes scannen. So kann man auf dem Weg zur Passkontrolle schon bequem online das Einreiseformular ausfüllen. Die Einfuhr von Samen und ähnlichem ist streng verboten, das Handgepäck wird gescannt. Äpfel und Co sollten besser im Flugzeug bleiben. Am Kofferband muss man nicht bange überlegen, ob der Koffer mitgekommen ist oder nicht, es gibt einen Aufsteller, auf dem sämtliche Koffer, die nicht mitgekommen sind nach Flug- und Aufgabenummer aufgelistet sind.
Bevor man das Flughafengebäude verlässt, kann man sich für wenig Geld eine SIM-Karte besorgen. Die verschiedenen Anbieter unterscheiden sich nur wenig. Ich habe mir eine Karte für fünf Tage mit Unlimited Data besorgt und dafür etwas über 20 Euro bezahlt. Der Empfang war überall sehr gut. Auch Geld kann man hier am Flughafen am besten wechseln. Falls man nicht genug gewechselt hat, kann man immer noch an den ATMs bei Seven Eleven Geld abheben. Das Bezahlen mit Kreditkarte ist in fast allen Geschäften möglich. Auf den Märkten braucht man allerdings Bargeld.
Vom Flughafen kann man mit dem Schnellzug bis nach Kaohsiung fahren und natürlich auch schon in Taipei, Tainan oder Taichung aussteigen. Wer von Fahrplänen unabhängig sein möchte, kann sich ein Auto mieten. Dazu benötigt man einen internationalen Führerschein. Ob das Mindestalter 18 oder 21 Jahre beträgt, kann ich leider nicht sagen. Der Verkehr auf Taiwans Straßen ist extrem zivil, Verkehrsregeln werden befolgt. Und, für die meisten ganz wichtig: es herrscht Rechtsverkehr.
Es gibt viele Hotels auf der Insel und ein großes Angebot an Airbnbs. Auf den Märkten und Night Markets kann man sehr gut und günstig essen. Stinky Tofu sollte man auf jeden Fall mal probieren, er gilt als ein Nationalgericht Taiwans. Vegetarier und Veganerinnen sollten allerdings vorsichtig sein, denn es gibt verschiedene Zubereitungsarten für Stinky Tofu. Er wird zum Beispiel einfach nur fermentiert, oder aber mit Entenblut eingekocht.
Mit Englisch kommt man eigentlich überall gut durch. Falls man auf jemanden trifft, der kein Englisch spricht, kennt dieser bestimmt einen Nachbarn oder eine Nichte mit Englischkenntnissen.
Als Reisedauer empfehle ich mindestens 14 Tage, vielleicht sogar etwas länger, um auch den Osten Taiwans zu erkunden.
Zur Einstimmung auf Taiwan kann ich ein Buch von Klaus Bardenhagen empfehlen: „Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie wissen müssen, um Taiwan zu verstehen“, erschienen 2024 im Verlag Herder. Wer sich in die politischen Hintergründe einlesen möchte, ist bei Ulrich Mendelin von der Schwäbischen genau richtig (Mai 2024).
Werbehinweis: Dieser Artikel ist das Ergebnis zweier Reisen nach Taiwan, 2018 auf Einladung des China Productivity Centers, welches Taiwans Wirtschaftsministerium unterstellt ist, und 2024 auf Einladung von Taiwan Tourismus Deutschland. Meine persönliche Meinung wurde davon nicht beeinflusst.
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Elfie 30. Juli 2024
Taiwan stand nie auf meiner Reiseliste. Wenn ich aber Uwas Reiseimpressionen so lese, fühle ich mich bereits in Taiwan. Deine Begeisterung schwappt über und man/frau bekommt Lust vor allem die Gerichte doch auch mal selber zu probieren. Toller Bericht!
Uwa 6. August 2024
Liebe Elfie, es freut mich, dass ich dich inspirieren konnte 🙂
Menekse Humphrey 28. Juli 2024
Liebe Uwa,
ein hervorragender Artikel, wir wurden sofort an unsere Reise nach Taiwan erinnert. Taiwan war immer ein Herzenswunsch von mir gewesen und wir sind definitiv der Meinung, JA, es ist ein Urlaubsland! Und was für ein Tolles!
Liebe Grüße
Menekse und James
Uwa 6. August 2024
Liebe Menekse, lieber James, auch wenn es ein Teil von Taiwans Reiz ist, dass es als Urlaubsland noch nicht sooooo bekannt ist, finde ich, dass viel mehr Menschen mal dorthin reisen sollten und freue mich natürlich darüber, dass auch ihr findet, dass es ein tolles Urlaubsland ist 🙂 LG Uwa