Wälder, Berge, Flüsse und Fjorde: Vancouver Island bietet eine vielfältige Natur und echtes Kanada-Feeling. 10 Tipps für die Pazifikinsel im Südwesten der Provinz British Columbia.
Wenn sich Wildwasserflüsse mit tiefen Fjorden und zerklüfteten Bergspitzen abwechseln und dazwischen regenwaldbewachsene Inselgruppen sanft vom Pazifik umspült werden, dann zeigt sich Kanadas wilder Westen von seiner besten Seite. Co-Autorin Corinna war auf Vancouver Island unterwegs und hat die schönsten Stellen entdeckt.
Vancouver Island ist so groß, dass man beinahe vergisst, sich auf einer Insel zu befinden. Und doch ist Wasser das dort beherrschende Element – sei es der Pazifische Ozean, der die Region von allen Seiten umspült und praktisch hinter jeder Ecke eine neue idyllische Strandbucht zaubert, oder sei es das Wasser, das von oben kommt: Ein Großteil von Vancouver Island, gerade rund um den Ort Tofino und das angrenzende Naturschutzgebiet Clayoquot Sound, ist von Regenwald bedeckt. Regenwald bedeutet aber auch, dass es häufig Niederschlag geben kann. Darauf muss man sich als Besucher mit der entsprechenden Bekleidung einstellen.
Der Shorepine Bog Trail durch Sumpflandschaft ist auch bei Regen wunderschön.
Im Umkehrschluss heißt das: Wenn die Sonne scheint, dann solltest du so viel von der herrlichen Landschaft mitnehmen, wie geht. Ich hatte auf Vancouver Island zwei Tage traumhaftes Wetter und einen ganzen Tag, an dem es nur geregnet hat. Mein Weg führte mich von Victoria bis nach Tofino und wieder zurück. Die mehr als 300 Kilometer Strecke sind an sich schon ein Hochgenuss.
1. Anreise nach Vancouver Island
Von Vancouver aus, besser gesagt vom Fährhafen Tsawwassen, gibt es Fährverbindungen sowohl nach Victoria als auch nach Nanaimo. Die rund 1,5-stündige Strecke nach Victoria ist dabei die landschaftlich reizvollere, da sie an vielen kleinen Inselgruppen vorbeiführt. Wenn du an Deck stehst, dir der frische Wind um die Ohren bläst, die ahornblättrige Flagge am Heck weht und schroffe Felsen von sanftem Grün überzogen sind, dann fühlst du dich direkt angekommen in Kanada.
Die Fähre legt in der Regel jede Stunde ab und Tickets können direkt vor Ort am Automaten gezogen werden. Da die Überfahrt mit dem Auto deutlich teurer ist als zu Fuß, ist es ratsam, einen Mietwagen erst am Victoria Airport zu mieten und auch dort wieder abzugeben. Einen Fährplan findest du hier.
Auf der Fähre von Vancouver nach Victoria lohnt es sich, hoch an Deck zu gehen.
2. Victoria
Die Hauptstadt von British Columbia solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen! Hier vereinen sich britischer Charme mit kanadischer Gemütlichkeit. Downtown selbst ist schnell durchlaufen. Nach 16 Uhr kannst du kostenlos in der Tiefgarage des „Bay Centers“ parken, der Eingang befindet sich auf der View Street. Ein paar Pubs laden entlang der Government Street zur Einkehr ein. Schön lässt es sich entlang des Hafens an der Promenade schlendern. Gegenüber des imposanten Empress Hotels befindet sich ein Kanada-Schriftzug, der ein gutes Fotomotiv mit Hafen und dem Parlamentsgebäude im Hintergrund bietet.
Das Parlamentsgebäude von Victoria.
Die Restaurantkette „Old Spaghetti Factory“ hat in Victoria seine einzige Filiale auf Vanvoucer Island und so bietet es sich an, dort günstig und lecker Pasta zu schlemmen. Wunderschön ist eine Fahrt mit dem Auto oder Rad entlang der Küstenstraße Dallas Road. Hier blickt man von alten Herrenhäusern auf den schroffen Strand. Gegenüber des Kanals thront das Gebirge des Olympic National Parks der USA, das im Frühsommer noch schneebedeckt ist.
Ein Spaziergang durch den Beacon Hill Park ist ebenso reizvoll wie entlang der Schutzmauer vor dem Kreuzfahrthafen, die ins Meer ragt und von beiden Seiten künstlerisch bemalt ist. In der Kingston Street kannst du zwei Stunden kostenlos am Straßenrand parken. Das reicht aus, um das bunte Fischerdorf auf Stelzen sowie die Fisherman’s Wharf zu besuchen und sich dort an einem der Imbissbuden Fish and Chips schmecken zu lassen.
Die Fisherman’s Wharf von Victoria ist ein Besuch wert.
3. Trans-Canada Highway
Um von Victoria nach Nanaimo auf die andere Seite der Insel zu kommen, fährst du zunächst Autobahn. Doch keine Angst: Mit der eintönigen Landschaft entlang deutscher Schnellstrecken hat dies hier nichts zu tun. Vielmehr schlängelt sich der Highway entlang eines Fjordes und erlaubt immer wieder tolle Blicke aufs Wasser und die umliegenden Tannen.
Nicht verpassen solltest du die Abfahrt zum Parkplatz „Malahat Summit Viewpoint“, um die Aussicht auf die majestätischen Gipfel und das tiefe Blau vor dir zu genießen. Am Parkplatz steht auch ein Totempfahl: Die indigenen Ureinwohner und ihre Kultur spielen auf Vancouver Island eine große Rolle und nicht selten wirst du bemerken, dass Regionen oder Ortsnamen auf Englisch und in der Sprache der Ureinwohner zu lesen sind.
Der Malahat Summit Viewpoint am Trans-Canada Highway.
4. Nanaimo & Qualicum Beach
Zwischen Nanaimo und Qualicum Beach geht es ein wenig industrieller und städtischer zu. Dennoch bietet dieser Küstenabschnitt immer wieder schöne Buchten und Stopps, die sich auch als Zwischenübernachtung eignen. Beispielsweise kannst du am Neck Point Park entlang von Kieselsteinen, Weiden und Felsen den Tag ausklingen lassen und schon einmal einen Eindruck von der rauen Schönheit Vancouver Islands erhaschen. In „Maggie’s Seafood Market“ nahe des Highways wird fangfrischer Fisch zu einem günstigen Preis vor deinen Augen paniert und mit heißen Pommes serviert – very british sozusagen.
Am Neckpoint Park kann man gut den Tag ausklingen lassen.
5. Pacific Rim Highway 4
Hinter Parksville beginnt der Highway Nummer 4, der Pacific Rim Highway, der dich direkt mitten in den Nationalpark führt. Die 170 Kilometer bis nach Tofino werden hier auf einer einspurigen, aber gut ausgebauten Landstraße zurückgelegt. Die Fahrt ist ein reiner Genuss, denn du querst einmal die Insel und durchlebst so verschiedene Vegetationen und Wetterzonen. Mal schlängelt sich die Strecke durchs Gebirge, auf dem im Frühsommer oft noch Schnee liegt, mal führt sie an sanften Fjorden vorbei, mal ist es bewölkt und hinter der nächsten Kurve scheint schon wieder die Sonne. Auf dem Weg liegen einige Haltepunkte, an denen es sich lohnt, einen Stopp einzulegen, sodass es ratsam ist einen ganzen Tag für die Fahrt einzuplanen.
Solche Ausblicke genießt man vom Pacific Rim Highway.
6. Cathedral Grobe mit Mammutbäumen
Noch vor dem kleinen Städtchen Port Alberni, das selbst nicht unbedingt eine Rast Wert ist, befindet sich direkt am Highway (kostenlose Parkplätze am Wegesrand) der Cathedral Grove. Es handelt sich um einen kurzen Rundweg auf einem Holzsteg durch einen verwunschenen Wald voller riesiger Mammutbäume. Die Stämme sind so breit, dass man sie nicht einmal mit der eigenen Armlänge umfassen kann, und so hoch, dass man den Kopf komplett in den Nacken werfen muss, um die Baumspitze zu erhaschen. Jahrtausende alter natürlicher Verfall und Wiederaufbau der Pflanzen lassen die Szenerie einzigartig wirken. Selbst, wenn es hier regnet, solltest du den Rundweg nicht verpassen – dann ist es übrigens besonders mystisch.
Riesige uralte Mammutbäume gibt es am Cathedral Grove.
7. Wally Creek
Hinter Port Alberni führt die Strecke die meiste Zeit entlang des Kennedy River. Auf dem Weg Richtung Tofino lohnt sich ein kurzer Halt am Wally Creek. Dort kannst du den Wildwasserfluss hautnah beobachten und auf den riesigen Felsblöcken mitten in die Natur hineinlaufen. Tosende Gischt, umgeben von grünen Nadelbäumen und Gebirge im Hintergrund – mehr Kanada geht kaum.
Der Wally Creek.
8. Wild Pacific Trail in Ucluelet
Ein Kleinod auf Vancouver Island, im Herzen des Pacific Rim Nationalparks, ist der Wild Pacific Trail in Ucluelet, ein rund 2,4 Kilometer langer einfacher Rundweg entlang der dem Ort vorgelagerten Halbinsel. Wer zügig läuft, der schafft den Weg in rund 35 Minuten reine Gehzeit – aber wer will sich schon bei dieser Landschaft abhetzen? Du läufst stets entlang der Küste des wilden Pazifiks, kommst an einem alten Leuchtturm vorbei, erblickst zerklüftete Buchten und das weite Meer. Alle paar Meter lädt eine Ausbuchtung mit einem Bänkchen zum Verweilen ein, das man gerade in der Nachmittagssonne, wenn das Meer golden glänzt, gerne annimmt. Der Parkplatz ist kostenfrei und gut ausgeschildert, von dort beginnt der Rundweg im Uhrzeigersinn.
Wunderschöner Küstenweg: der Wild Pacific Trail.
9. Pacific Rim Nationalpark
Ein Großteil des Nationalparks ist genau das, wofür er existiert: nämlich wilde, unberührte Natur. Nur wenige Ort sind für Besucher mit dem Auto – und ohne Boot – zugänglich. Ein Höhepunkt ist sicher der endlos lange Long Beach zwischen Ucluelet und Tofino. Der Shorepine Bog Trail ist ein kleiner Rundweg durch ein Moor und der Rainforest Trail direkt am Highway bietet ähnliche Ausblicke nach oben wie der Cathedral Grove. Alles drei lässt sich gut miteinander verbinden.
Der Long Beach macht seinem Namen alle Ehre.
10. Tofino
Am Schluss der Reise bist du endlich in Tofino angelangt, dem Ort der Aussteiger, Surfer und Träumer. Hier beginnt wahrlich das Ende der Welt. Und so beschaulich geht es in dem Fischerdorf auch zu. Da die Fahrt dorthin lang ist, empfehle ich, drei Übernachtungen zu bleiben. Viel Sightseeing bietet der Ort nicht. Dafür aber Ruhe, Entspannung und unendlich viel Natur.
In Tofino erlebt man tolle Sonnenuntergänge.
Die Agentur „The Whale Center“ bringt dich beispielsweise mitten in die Archipel des Clayoquot Sound, wo sich gerne Schwarzbären aufhalten. In Tofino gibt es sicher viele Unternehmen, die Bear-Watching-Touren anbieten, aber eine seriöse wie das „Whale Center“ achtet hierbei auf die Gehzeiten, denn nur bei Ebbe kommen die Bären ans Ufer, um zu fressen. Richtung offenes Meer können mit ebendieser Agentur auch Walbeobachtungen gebucht werden. Die Strände rund um Tofino sind bei Surfern beliebt, besonders stadtnah ist der Tonquin Beach. Wer indoor sporteln will, der findet am Tofino Resort and Marina ein kleines Fitnessstudio, das gegen eine geringe Gebühr auch von Nicht-Hotelgästen genutzt werden kann.
Was macht man, wenn es dann doch regnet? Im Cape am Strand entlang wandern, oder es sich im hoffentlich weichen Bett einer gemütlichen Unterkunft mit einem Buch bequem machen. Ein wirkliches Kleinod ist das Hilltop-Haven-Apartment von Tracy auf Airbnb.
Das Highlight eines jeden Kanada-Aufenthalts: einen Bären in freier Wildbahn beobachten.
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