Kuala Lumpur bietet einen spannenden Mix aus Tradition und Moderne. Co-Autorin Corinna hat die Hauptstadt Malaysias besucht und war fasziniert von den verschiedenen Kulturen.
Manchmal ist genau das Gegenteil von dem, was wir hier in Deutschland kennen, das, was wir auf Reisen suchen. Mein Herz schlägt höher, wenn ich an asiatische Großstädte denke. Daran, wie unzählige Stromkabel wild von Mast zu Mast geschlängelt wurden und das Stadtbild prägen. Wie der Verkehr eine einzige Katastrophe ist, sich Roller an Roller hupend an Autos vorbeidrängen und in Pritschen-Wagen gleich ein Dutzend Männer ihren Weg zur Arbeit aufnehmen. Ampeln werden geflissentlich ignoriert.
An jeder Ecke ist ein neuer Markt zu finden, an dem Ware auf dem Boden angeboten wird. Kleidung, Fruchtshakes, Handyhüllen und Ramsch, soweit das Auge reicht. Dazwischen die Garküchen, die unfassbar leckeres Essen zaubern, bei denen man aber lieber keinen Blick hinter die Kulissen wirft. Auch die Tempel dürfen nicht vergessen werden. Das ist das Asien, das ich kenne, so habe ich es in Bangkok oder Hanoi erlebt.
Und dann ist da Kuala Lumpur. Ich bin zum ersten Mal in Malaysia, die Metropole ist meine erste Station auf meiner Rundreise durch Südostasien. Der Flughafen, das sollte man wissen, liegt knapp 60 Kilometer außerhalb der Stadt. Es gibt einen Zug zum Hauptbahnhof (KL Sentral), allerdings ist es mit Grab – dem asiatischen Taxidienst – für zwei Personen genauso günstig und deutlich bequemer.
Es herrscht Linksverkehr auf der Autobahn, ansonsten könnte ich aber auch in Europa sein. Der Verkehr ist geordnet, das Land links und rechts der Straße grün. Kuala Lumpur begrüßt mich schon von Weitem mit einer Skyline, die ihresgleichen sucht, denn es gibt drei Wolkenkratzer, die unterschiedlicher nicht sein könnten und zusammen eine atemberaubende Szenerie bilden: der Fernsehturm Menara Kuala Lumpur mit seiner langen Säule und der 360-Grad-Kuppel an der Spitze, die Petronas Towers, deren Spitzen in Anlehnung an muslimische Minaretts gebaut wurden und die lange Zeit das höchste Gebäude der Welt waren, und schließlich der markante Merdeka PNB 118 Tower, der ab 2018 praktisch aus dem Nichts gewachsen ist und aktuell – nach dem Burj Khalifa in Dubai – das zweithöchste Gebäude der Welt ist.
Eine Unterkunft mit Pool und Blick auf Fernsehturm und Petronas ist schon fast ein Muss.
Idealer Ausgangspunkt für Erkundungen in Kuala Lumpur sind die „Ceylon Suites“, ein knapp 40-stöckiges Gebäude mit einzelnen Apartments und einem Infinity Pool auf dem Dach. Die Wohnungen gehören unterschiedlichen Besitzern und sind über verschiedenste Plattformen zu buchen, ich kann diese hier empfehlen. Von dort ist es nicht weit nach Chinatown, dem touristischen Zentrum der Stadt.
In der Jalan Petaling (Jalan = „Straße“ auf malaysisch) finde ich typisch asiatisches Flair: eine lang gezogene Marktstraße mit allerlei Krimskrams, rote Lampions, die den Himmel überspannen, links und rechts kleine, verzierte Häuser. Nette Streetart und hippe Cafés umsäumen die Straße Lorong Panggung. In der Jalan Sultan bin ich im Food-Himmel. Restaurant an Restaurant reihen sich hier aneinander und die Menschen sitzen dicht an dicht auf Plastik-Klappstühlen.
Was das Ganze jedoch Besonders macht: Direkt hinter diesem asiatischen Gewusel, den gedrückten Altstadt-Häuschen und den Krimskrams-Lädchen thront majestätisch der Merdeka PNB 118 und bildet mit seiner westlichen, modernen Architektur einen beeindruckenden Kontrast.
Die Altstadt Chinatowns und dahinter der neue Merdeka PNB 118.
A propos Kontrast: Nicht weit von Chinatown entfernt, vorbei am belebten Central Markt Pasar Seni, eröffnet sich am Fluss eine neue Szenerie. Die Jamek Sultan Abdul Samad Moschee ist im maurischen Stil erbaut. Ihre Türmchen sind vor der Skyline des Bankenviertels unschwer zu erkennen. Wenn der Muezzin ruft, steigen Nebelschwaden über dem „River of Life“ auf. Das ist eine weitere faszinierende Facette Kuala Lumpurs: Ein Großteil der malaysischen Bevölkerung ist muslimisch und so werde ich nicht nur in Kuala Lumpur, sondern auch im Rest des Landes immer wieder in den Orient versetzt.
Nebelschwaden steigen am „River of Life“ vor der Moschee auf.
Auf der anderen Seite des Flusses ist mit dem Merdeka Square eine weitere Attraktion zu finden, die neben dem asiatischen und dem orientalischen Flair noch den kolonialen Stil in die Stadt bringt. Das Sultan Abdul Samad Building wird aufgrund seiner Geschichte und seines Glockenturms auch der „Big Ben Asiens“ genannt, es ist ein historisches Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert, das einst der Verwaltungssitz der britischen Kolonialregierung war. Die Rasenfläche vor dem Gebäude bietet ein tolles Fotomotiv – auch hier ist der Merdeka PNB 118 zu sehen.
Der „Big Ben Asiens“ am Merdeka Square.
Am Abend, wenn in der Stadt die Lichter angehen und die immerwährenden schwül-heißen Temperaturen langsam sinken, erstrahlt das Kuala Lumpur City Center (KLCC) in vollem Glanz. Den besten Blick auf die Petronas Towers genieße ich in einiger Entfernung zu den Türmen vom KLCC Park, eine grüne Oase inmitten der Stadt. Wer die Skyline von oben bestaunen will, der ist in der Heli Lounge Bar richtig.
Die Heli Lounge Rooftop Bar ist zwar nicht die höchste in Kuala Lumpur, aber eine der wenigen, die sich tatsächlich im Freien befindet. Tagsüber ist das runde Dach des Menara Gebäudes ein Hubschrauberlandeplatz, der sich am Abend in eine stylishe Bar verwandelt. Unverbaut und ohne Fenster genieße ich hier eine Rumdum-Aussicht auf all die Highlights der Skyline, die ich seit meiner Ankunft immer wieder von unten bewundern konnte.
Der Eintritt ist für asiatische Verhältnisse mit 100 Ringgits (umgerechnet knapp 20 Euro) recht hoch, dafür gibt es zwei Cocktails. Bei dezenter Lounge-Musik und angenehmen Temperaturen – und das im deutschen Winter – fühle ich mich auf Wolke Sieben. Und immer wieder diese Aussicht! Dieser Teil von Kuala Lumpur ist modern, fortschrittlich und westlich.
Beeindruckende Schönheiten: die Petronas Towers.
Wieder am Boden und nur einen Steinwurf von der schicken Heli Lounge Bar entfernt, finde ich mich im Gewimmel des Ausgehviertels Bukit Bintang wieder. In der Jalan Alor Food Street ist kaum ein Durchkommen und Spezialitäten aus jedem Winkel Asiens werden hier angeboten. Chinesisch, malaysisch, indisch, halal – hier kann ich mich für wenig Geld einmal um die Welt schlemmen.
Die High Heels aus der Bar sind in der Tasche verstaut, hier sind wieder lässige Schlappen und weite Stoffhosen angesagt. Willkommen aus der westlichen Welt in die südostasiatische, und das in weniger als zehn Minuten.
In der Jalan Alor Food Street findet jeder eine Leckerei.
Wer länger als zwei Tage in Kuala Lumpur bleibt – und das kann ich jedem nur empfehlen –, der taucht im Stadtteil Brickfields in die indische Welt ein. Bunte Bekleidungsgeschäfte wechseln sich ab mit kleinen Restaurants, in denen die Einheimischen ihren Reis mit Gemüse und Hühnchen auf Bananenblättern traditionell mit den Händen essen. Keine zwei Euro kostet mich ein Gericht hier.
Auf der anderen Seite der Schnellstraße thront der chinesische Thean Hou Tempel auf dem Hügel und bietet so erneut einen tollen Blick auf die Stadt. Gerade rund um das chinesische Neujahrsfest kann es hier voll werden, aber auch besonders schön, wenn die Anlage mit unzähligen Lampions geschmückt ist.
Rund um das chinesische Neujahrsfest ist der Thean Hou Tempel geschmückt.
Im Norden der Stadt, rund 15 Kilometer außerhalb und sowohl mit dem Zug als auch mit Grab zu erreichen, sind die bekannten Batu Caves schon fast ein Muss. Wer am Morgen kommt, der erlebt die fast 300 bunt bemalten Treppenstufen zu den heiligen Höhlen noch im Schatten. Davor thront die riesige goldene Statue, und nein, es ist kein Buddha, sondern der Hindu-Gott Murugan.
Ja, was ist nun typisch für Kuala Lumpur? Sind es die chinesischen Gassen oder indische Spezialitäten, ist es maurische Architektur oder Kolonialstil, dominiert der Islam oder regiert westliche Eleganz? Ich kann es nicht sagen. Kuala Lumpur ist von allem etwas, ein ganz besonderer Potpourri an Kulturen und Gegensätzen, deshalb in keine Schublade zu stecken – und das macht es für mich zu einer der tollsten Städte der Welt.
Heilige Stätte und Touristenattraktion: die Batu Caves.
Zusätzliche Tipps für deine Reise nach Kuala Lumpur findest du auf der offiziellen Website von Malaysia Tourism. Hast du weitere Tipps für Kuala Lumpur? Dann ergänze sie gerne in den Kommentaren.
Weitere Artikel über Reiseziele in Asien findest du hier:
Hanoi in Vietnam: Liebe auf den dritten Blick
Der Khao Sok Nationalpark im Süden Thailands
Mit dem Motorrad durch Vietnam – ein Roadtrip
Varanasi: Reise in die Stadt des Lichts in Indien
Ladakh in Indien: Backpacker-Trip in Asien
Koh Lipe: Trauminsel & Thailands Malediven
- Grenzenlose Bergwelten der Zugspitz Arena Bayern-Tirol - 11. September 2024
- Bretagne Roadtrip: 15 Highlights und Tipps für die Rundreise - 24. August 2024
- Vancouver Island: Kanadas wilden Westen erkunden - 27. Juli 2024