Die Bretagne im Nordwesten Frankreichs ist die größte Halbinsel des Landes. Highlights und Tipps für einen Roadtrip an den Atlantik und zu den schönsten Orten in der Bretagne.
Raue Küsten, sanfte Dünen, beschauliche Ortschaften und die stärksten Gezeiten Europas – das ist die Bretagne. Co-Autorin Corinna war zwei Wochen im Westen Frankreichs unterwegs und hat sich direkt in die Region verliebt. Warum sich eine Reise an die Smaragdküste, die rosa Granitküste und ins Finistère lohnt, das verrät sie in diesem Artikel.
Von meiner Heimat in der Rheinebene ist es eigentlich nur ein Katzensprung nach Frankreich. Dennoch ist die Bretagne alles andere als nah. Knapp 1.000 Kilometer quere ich ganz Frankreich, bis ich angekommen bin – aber die Reise lohnt sich und beginnt schon auf der Fahrt. Denn die Autobahnen sind gut ausgebaut und es gibt wenig Baustellen. Das Tempolimit von 130 km/h sorgt für einen geregelten Verkehrsfluss. Die Raststätten – sogenannte „Aires“ – sind zahlreich und bieten stets Picknickmöglichkeiten. All diesen Komfort muss ich mit einer Maut bezahlen: Pro Strecke werden um die 60 Euro fällig. Ich würde trotzdem jederzeit wiederkommen.
Bretagne | Die Smaragdküste
Im Nordosten der Bretagne am Ärmelkanal, direkt angrenzend an die Normandie, finde ich die Smaragdküste (Côte d’Emeraude). Dieser Küstenabschnitt zwischen dem rauen Cap Fréhel und der Stadt Cancale oder wenn man es weiter fasst, zwischen Saint-Brieuc und Mont-Saint-Michel, bietet einen tollen Kontrast aus steilen Klippen und Traumstränden. Besonders wenn die Sonne hervorkommt, dann glitzert das Wasser in einem so satten Türkis, dass ich mich mehr in der Karibik als im rauen Norden vermute.
Die Smaragdküste macht ihrem Namen alle Ehre.
1. Cap Fréhel
Die traumhaft schöne Küste zwischen der Festung Fort La Latte und der Landzunge Cap Fréhel ist ein Muss für all diejenigen, die in der Gegend sind. Wer es schnell mag, der kann kostenpflichtig am Cap parken und dort nur ein wenig umher spazieren. Doch dann verpasst man so viel! Eindrucksvoller ist es, kostenfrei am Fort La Latte zu parken und von dort entlang der Küste Richtung Cap zu laufen. Hier wandere ich entlang des traditionsreichen „Sentier des Douaniers“.
Der Zöllnerweg GR 34 verläuft durch die gesamte Bretagne entlang der Küste und kann als einer der schönsten Fernwanderwege Europas bezeichnet werden. Immer wieder werde ich in der Bretagne seine Wege kreuzen und auf dem Weg die wunderschöne Szenerie am Wasser bewundern können. Zwischen Fort und Cap sehe ich Start- und Endpunkt oft wieder gemeinsam, so offen ist die Sicht auf das türkisfarbene Meer und auf sanfte, lila blühende Heidelandschaft. Gut eine Stunde (rund vier Kilometer) dauert der einfache Weg, der sich im sanften Auf und Ab stets oberhalb der Küste befindet.
Zurück geht es dann wieder auf derselben Strecke, doch die Aussicht wird nie langweilig. Erst später sehe ich, dass ich die zweistündige Wanderung auch hätte abkürzen könnte, indem ich an der Straße zwischen Cap und Fort am „parking été“ halte und den Weg von dort beginne – hierbei würde ich mir das Fort und eine gute Dreiviertelstunde Weg sparen.
Auf dem Zöllnerweg geht es zum Kap Fréhel.
2. Saint-Malo
Herzstück der Smaragdküste ist die Kosarenstadt Saint-Malo. Das Leben spielt sich dort „intra-muros“ ab, also innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer. Im Gewusel der Gassen finde ich Souvenirläden, Schmuck und Kunsthandwerk und natürlich jede Menge Crêperien. Ein Spaziergang auf der Stadtmauer, einmal rund um die Altstadt, ist lohnenswert und bietet tolle Ausblicke auf den Hafen und das Meer, das dort wilde Gezeiten hat. So kann ich das vorgelagert Fort National bei Ebbe vom Strand zu Fuß erreichen. Sowieso findet jeder auch in der Hauptsaison am endlos langen Stadtstrand ein ruhiges Plätzchen.
Bei einem Spaziergang um die Stadtmauer später hat die Flut ihren Höhepunkt erreicht. Vom Strand ist nichts mehr zu sehen, das Wasser klatscht stattdessen an die Mauer der Uferpromenade. Auch das Fort ist gänzlich umspült. Die Stadt und das Meer haben zwei Gesichter, die man beide nicht verpassen sollte. Mit dem Auto will ich dem Trubel der Altstadt umgehen und parke bequem am Parkplatz entlang der Rue de la Distillerie. Ab 19 Uhr ist es dort kostenfrei.
Auf der Stadtmauer lässt sich Saint-Malo am besten erkunden.
3. Le Mont-Saint-Michel
Eine Festung auf einem Berg mitten im Nirgendwo: Der Mont-Saint-Michel ist nicht ohne Grund das am zweithäufigsten besuchte Bauwerk Frankreichs nach dem Eifelturm. Dieser kleine abgeschiedene Ort, in dem tatsächlich noch eine Handvoll Menschen leben, ist trotz seiner Besuchermassen absolut faszinierend. Wieso? Von Weitem sieht er aus wie ein Märchenschloss und regt sofort zum Träumen an. Der Berg ragt in der ansonsten flachen Bucht heraus. Hier werden die stärksten Gezeiten Europas gemessen: Mal ist der Mont-Saint-Michel völlig von Wasser umgeben, mal ist er durch das Watt mit dem Festland verbunden.
Hinter dem Stadttor gibt es einen Hauptweg nach oben: die Grande Rue. Hoch oben thront die Abtei und bietet tolle Ausblicke auf die Umgebung. Der ganze Ort ist von einer Stadtmauer eingeschlossen und gleicht einem Labyrinth. Man sagt, der Mont-Saint-Michel diente Tolkien als Inspiration für Minas Tirith in „Der Herr der Ringe“. Ich stehe hier oben und fühle mich wahrlich unbezwingbar. Ganz Frankreich liegt mir praktisch zu Füßen.
Der Mont-Saint-Michel ist schon von Weitem zu sehen.
Der Mont-Saint-Michel befindet sich genau genommen nicht mehr in der Bretagne, sondern in der Normandie. Da man aber von dort bei guter Sicht bis nach Saint-Malo blicken kann, gehört er zu einer Bretagne-Reise einfach dazu. Wer den Zauber des Ortes erleben möchte, der sollte entweder sehr früh kommen, oder noch besser erst am späten Nachmittag. Ab 18.30 Uhr ist der kostenpflichtige Parkplatz, den man ansteuern muss, nicht mehr ganz so teuer, in der Nebensaison sogar gratis. Die meisten Besucher sind dann bereits auf den Rückweg und der kostenfreie Shuttlebus, der regelmäßig vom Parkplatz zum Berg angeboten wird, fährt bis in den späten Abend hinein. Außerdem gibt es kaum etwas Schöneres als den Sonnenuntergang hinter dem Mont-Saint-Michel.
Innerhalb der Stadtmauern ragt die Abteil empor.
4. Dinan
Da ich länger in der Region bin, lohnt sich ein Abstecher in das mittelalterliche Städtchen Dinan. Zwischen Land und Meer gelegen, ist der Ort ein bezauberndes Beispiel für bretonische Lebenslust und Geschichte. Urige Fachwerkhäuser werden von einer imposanten Stadtmauer umsäumt, es gibt Läden mit bretonischen Spezialitäten, wo ich das berühmte „caramel au beurre salé“ (Karamell mit Salzbutter) als Mitbringsel kaufen kann und an der steil abfallenden historischen „Rue du Jerzual“ ein leckeres Eis in der „Glacier du Jerzual“ schlecke.
Einen tollen Blick über das Viadukt und hinunter zum alten Hafen genieße ich vom hübsch angelegten englischen Garten an der Basilika auf der „Promenade de la Duchesse Anne“. Geparkt habe ich an der „Rue Leconte de Lisle“ und wie überall sonst in der Bretagne gilt auch hier, dass es ab 19 Uhr kostenfrei ist, davor fallen geringe Beträge nach Stunden an.
Blick von Dinan auf den alten Hafen und das Viadukt.
5. Weitere Orte an der Smaragdküste
Grundsätzlich ist die Bucht von Mont-Saint-Michel ein wunderbarer Ausgangspunkt, um die Smaragdküste zu erkunden. Alle Örtchen dort sind entzückend und verschlafen, angefangen von Hirel, bis Le Vivier-sur-Mer, wo es bei Tonneau frische Muscheln und Austern gibt. Der Strand ist kilometerlang, sodass man kaum einem Menschen begegnet. Schon allein auf der Suche nach dem Meer, das sich bei Ebbe schier gänzlich zurückzieht, vergehen die Stunden wie im Flug. Cancale selbst ist das Zentrum der Austernzucht und bietet einen kleinen Fischmarkt. Gegenüber von Saint-Malo lohnt sich in Dinard der Spaziergang entlang des „Chemin de Ronde de La Malouine“ unterhalb der imposanten Herrenhäuser, die die Küste umsäumen.
In der Bucht von Mont-Saint-Michel ist das Wasser bei Ebbe manchmal fast gänzlich verschwunden – hier mit Blick auf Cancale.
Bretagne | Die rosa Granitküste
Weiter westlich am Ärmelkanal erwartet mich an der rosa Granitküste eine völlig andere Szenerie. Hier zwischen Trébeurden und Plougrescant muss sich Obelix wie zu Hause fühlen, denn Hinkelsteine aller Formen und Größen prägen das Küstenbild. Die Strände sind weitläufig und faszinierend und werden von den Gezeiten geprägt. Schnuckelige Ortschaften und sanftes Hinterland geben das Bild der perfekten Bretagne ab. Ein neuer wahrlicher Lieblingsort für mich!
Die rosa Granitküste von Ploumanac’h.
6. Perros-Guirec
Im Badeort Perros-Guirec zeigt sich mir die Bretagne von ihrer lieblichen Seite. Auch wenn es am Abend trotz Hochsommer kühl wird, so versprüht der Ort ein Mittelmeer-Flair, wie ich es sonst in der Bretagne nirgends gefühlt habe. Da gibt es zum einen den Hafen mit seinen unzähligen Masten von Segelbooten, die in den Himmel ragen. Zum anderen laden gleich zwei Stadtstrände zum Verweilen und Träumen ein: der Plage de Trestrignel mit der vorgelagerten Felsspitze Pointe du Château und der Plage de Trestraou mit der belebten Promenade.
Zum Sundowner treffen sich hier Touristen und Einheimische, genießen ein wahrlich leckeres Eis, laufen am Strand spazieren und warten darauf, dass die Flut kommt. Jeden Abend hat es mich hier hingezogen, um den Tag ausklingen zu lassen. Die wunderschönen Villen an der Steilküste mit direktem Blick aufs Meer haben mich nicht nur einmal davon träumen lassen, hier selbst eine Immobilie zu besitzen – das nötige Kleingeld dafür selbstverständlich vorausgesetzt.
Mittelmeer-Flair an der Promenade von Trestraou.
7. La Maison du Gouffre
Östlich von Perros-Guirec ist die rosa Granitküste schroff und rau. Meinen Tagesausflug beginne ich in Port l‘Epine am Strand, denn dort werden mir aus dem Foodtruck „Ty Koban“ gesunde Stullen – belegt mit Hummus, roter Beete oder Camembert – serviert. Der Imbiss kommt wie gerufen, denn fast überall in der Bretagne schließen die Crêperien und Restaurants um 14 Uhr und öffnen erst um 19 Uhr wieder. Wer also wie ich spät aufsteht und frühstückt, der hat regelmäßig erst dann Hunger, wenn alles geschlossen ist. Die Küstenstraße gen Osten passiert beschauliche Ortschaften und Feriendestinationen. In Port Blanc schimmert das Meer fast unnatürlich türkis und bildet einen Kontrast zu den rosa Felsspitzen, die bei Ebbe überall emporragen.
Die schroffe Granitküste in Port Blanc.
Noch weiter östlich, am Plage de Pors Scaff in Plougrescant, halte ich auf einem kostenfreien Parkplatz. Von dort führt mich die Strecke wieder über den Zöllnerweg. Die Küste hat sich bei Hochebbe zu einer Mondlandschaft verwandelt. Boote, die sich vor Stunden noch im Meer gewiegt haben, liegen nun im Trockenen. Die bizarrsten Felsformationen erheben sich vor mir, mal spitz, mal rund, mal nur in der Größe von Kieselsteinen und dann wieder riesenhaft unnatürlich. Es ist Faszination pur. An einem Felsen, der aussieht wie zwei Liebende, die sich im Arm halten („rocher des amoureux“), sitzt ein Hobbymaler und hält die Szenerie fest. Nach etwa zwei Kilometern Wegstrecke ist das „maison du gouffre“ zu sehen, ein kleines Steinhäuschen, das exakt zwischen zwei Felsen gebaut wurde. Die Gallier, die dort leben, verderben den Touristen gerne den Spaß an diesem bizarren Bild und parken ihre Autos direkt vor dem Haus. Dem Fotomotiv der stereotypen Bretagne tut das trotzdem nur bedingt einen Abbruch.
Das „maison du gouffre“.
Auf dem Rückweg nach Perros-Guirec mache ich einen Abstecher in Tréguier. Dieses kleine Örtchen ist eines von 27 „petites cités de caractère“ der Bretagne, also Dörfern mit besonderem Charme, deren historischer Kern gepflegt und erhalten wird. Tréguier imponiert mit einer großen Kathedrale – die vielen kleinen Gassen und alten Fachwerkhäuser finde ich indes viel interessanter.
8. Ile Grande und Krone des Königs Gradlon
Wenn Perros-Guirec der Daumen einer linken Hand ist, so ist die Ile Grande ihr kleiner Finger. Jeder „Finger“ dieser Hand, die das Herzstück der rosa Granitküste bildet, ist bezaubernd. Strände und Ferienhäuschen wechseln sich hier ab, und dazwischen diese Felsen, die meist rund geschliffen sind und nicht schroff-kantig wie in Plougrescant. Die Ile Grande ist eine Insel, die über eine kleine Brücke mit dem Festland verbunden ist. Dass das überhaupt eine Insel ist, ist bei Ebbe kaum zu sehen. Dann sind die Übergänge zwischen Eiland, Watt und Festland fließend. Ich passiere das kleine Ortszentrum und folge der „Rue du Dolmen“, bis auf der linken Seite eine „allée couverte“ erscheint, eine aus großen Steinblöcken (Megalithen) errichtete Grabstätte, die von den keltischen Ursprüngen dieses Landes zeugt. Etwas weiter kraxle ich auf einige Felsvorsprünge und plötzlich liegt mir die gesamte Insel zu Füßen.
Blick vom höchsten Punkt der Ile Grande.
Das grüne Hinterland, hier und da ein Häuschen und so viel Strandküste, dass ich das Ende nicht entdecken kann. Ich könnte stundenlang hier sitzen und die Szenerie aufsaugen. Vor mir etwas unterhalb entdecke ich einen Strand mit feinem Sand und glasklarem Wasser, umsäumt von unzähligen rosa Steinen. Die Flut kommt zurück und mit ihr die Lust der Bretonen, sich ins kühle Nass zu stürzen. Am „Mittelfinger“ der Hand, in La Grève Blanche, offenbart sich mir ein weiteres Wunder der Natur. Am Rande des Strandes von Trégastel steht eine große Felsformation, die aussieht wie eine Krone.
Ich erklimme die „Krone des Königs Gradlon“ („couronne du roi Gradlon“) und sehe das quirlige Leben am und um den Strand. Die Menschen genießen das erfrischende Wasser, die kühle Brise, die stets weht, den feinen Sand und die Felsen. Es ist Hauptsaison, aber hier gibt es keine Mietliegen und kein Gedränge. Nur die Natur, die sich hier von ihrer besten Seite zeigt und für jeden noch ein ruhiges Plätzchen bereithält.
Die „Krone des Königs Gradlon“.
9. Ploumanac’h
Den „Zeigefinger“ der Hand, Ploumanac’h, spare ich mir bis zum frühen Abend auf. Denn der Leuchtturm Phare de Mean Ruz ist ein beliebtes Fotomotiv der Bretagne und nicht zu Unrecht einer der schönsten Orte der Granitküste. Für das Parken dort fällt tagsüber pauschal 4,55 Euro an, doch ab 19 Uhr ist es auch hier kostenfrei. Generell eignet sich der frühe Abend wunderbar dazu, am Leuchtturm den Tag ausklingen zu lassen. Die Sonne steht dann tief über dem Meer und jeder Felsen wirkt wie rosa angemalt. Der alte Leuchtturm, selbst aus rosa Granit gemacht, überdauert hier Zeit und Raum.
Der malerische Leuchtturm von Mean Ruz.
10. Weitere Orte an der rosa Granitküste
An einem verschlafenen Sonntag lässt es sich gut im Örtchen Lannion aushalten, wo die Menschen auf dem von Fachwerk umsäumten Marktplatz sitzen, Kaffee schlürfen und französischer Live-Musik lauschen. Auf dem Weg von der Smaragdküste zur Granitküste habe ich Halt in Pontrieux gemacht, einer entzückenden „petites cités de caractère“. Der Ort ist bekannt für seine historischen Waschhäuser. Bei einer rund halbstündigen Bootsfahrt erfahre ich mehr über ihre Geschichte. Die Bootstour kostet fünf Euro und wird tagsüber alle viertel Stunde angeboten. Geparkt habe ich auf dem Parkplatz in der „Rue des Magnolias“ Ecke „Rue de Traou Meledern“.
Bezauberndes Pontrieux mit seinen Waschhäusern.
Bretagne | Das Finistère
Die Bretagne insgesamt ist schon die westlichste Region Frankreichs. Im Finistère bin ich jedoch am allerwestlichsten Punkt Frankreichs an der offenen Atlantikküste angekommen. Hier sind die Sommertage schier endlos und die Sonne geht sehr spät unter. Das maritime Leben steht im Mittelpunkt. Starke Gezeiten wie am Ärmelkanal finde ich hier weniger, dafür die große Weite und die Surfer.
Die Weite des Finistére – hier am Plage de la Baie des Trépassés.
11. Pointe du Raz
Einmal in der Bretagne will ich, wie viele andere, am westlichsten Punkt Frankreichs stehen, dem Pointe du Raz. Dass der Ort beliebt ist, wissen leider auch die Behörden und verlangen für das Parken hier – egal wie lange man bleibt – unverschämte 8 Euro. Anders als überall sonst ist es auch am Abend nicht kostenfrei, aber wenigstens mit 4 Euro noch einigermaßen angemessen. Ich verbringe den Tag daher faul am Strand und mache mich erst am Abend auf gen Westen.
Das ist das tolle an diesen langen Sommertagen: Auch nach dem Abendessen können erst ganze Programmpunkte beginnen. Vom Parkplatz laufe ich noch gut zehn Minuten, bis sich vor mir der Pointe du Raz eröffnet. Trotz seiner Beliebtheit ist wenig los. Das Kap selbst ist von schroffen Felsen umsäumt und im Dunst der über dem Meer stehenden Sonne erspähe ich die Ile de Sein. Dahinter: nichts als der Atlantik. Das Gefühl der Freiheit und Weite ist unbeschreiblich.
Am Pointe du Raz endet die Bretagne.
12. Pointe du Van
Aufgrund der hohen Parkgebühren wollen viele den Pointe du Raz torpedieren und stattdessen den Pointe du Van besuchen, wo man zu jeder Zeit kostenfrei parken und nächtigen kann, übrigens auch mit dem Wohnmobil. Ich finde, dass man beide Kaps gesehen haben sollte, zuerst den Pointe zu Raz und dann zum Sonnenuntergang den Pointe du Van. Am Pointe du Raz besticht dieses Gefühl, am Ende der europäischen Welt von der Landkarte herunterzukippen und in Nordamerika zu landen.
Der Pointe du Van hingegen liegt nicht ganz so westlich. Dafür ist die Aussicht noch spektakulärer: Ich blicke von dort auf den Pointe du Raz und sogar auf die gegenüberliegende Crozon-Halbinsel. Zwischen beiden Kaps ist der wunderschöne naturbelassene Plage de la Baie des Trépassés Anlaufstelle für Surfer. Im Hochsommer geht die Sonne erst um 22 Uhr unter. Zwischen lila Heidekraut sitze ich auf den Steinen, um mich herum weit verstreut nur eine Handvoll Menschen. Uns alle taucht die Sonne in eine magische Glocke des Lichts, als sie sich langsam dem Horizont nähert, zum orangen Feuerball wird und schließlich verschwindet. Bis die hellen Streifen gänzlich verschwunden sind und die Nacht einsetzt, vergeht noch eine halbe Stunde, in der jegliches Gefühl für Raum und Zeit abhanden ist.
Sonnenuntergang am Pointe du Van.
13. Concarneau
Für einen Ausflug in die Hafenstadt Concarneau im Süden des Finistère lohnt es sich, auch etwas weiter zu fahren. Das Städtchen hat einen historischen Teil innerhalb der Stadtmauern („ville close“). Gleichzeitig dominiert das maritime Flair aufgrund des großen Hafens. Hier macht es Spaß an der Promenade zu flanieren, Meeresfrüchte und Fisch zu essen, oder in der „ville close“ im alten Amphitheater der Live-Musik an lauen Sommerabenden zu lauschen. Da ich den ganzen Tag dort bin und nicht ständig die Parkuhr im Nacken haben will, parke ich kostenfrei am Bahnhof und laufe die 800 Meter hinunter ins Stadtzentrum.
Hafen und Altstadt von Concarneau bei Ebbe.
14. Iles des Glénan
Von der Bretagne auf die Malediven dauert es nur eine Stunde – jedenfalls, wenn man das Boot von Concarneau aus nimmt. Die Glénan-Inseln sind ein kleines Archipel, das mit klarem Wasser und weißen Sandstränden punktet und daher als die Malediven der Bretagne gelten. Als jemand ohne eigenes Boot kommt mir die Insel-Kreuzfahrt von „Vedettes de l’Odet“ gelegen. Mehrmals täglich fährt das Schiff ab. Da sich die Inseln nur lohnen, wenn wirklich gutes Wetter ist, buche ich nicht weit im Voraus, sondern erst einen Tag vorher, auch auf die Gefahr hin, dass das Schiff dann ausgebucht ist. Für die Nachmittagsroute habe ich Glück: Um 14.30 Uhr ist noch etwas frei. An sich ist diese spätere Uhrzeit ideal, denn bei sanfter Brise genieße ich die Mittagshitze im Schattendeck des Bootes.
Wunderschöne Farbenspiele im Wasser der Glénan-Inseln.
Nach einer Stunde haben wir die Inseln erreicht. Die meisten steigen aus, um den Strand auf der Hauptinsel Saint-Nicolas zu stürmen. Ich bleibe sitzen und freue mich auf weitere eineinhalb Stunden auf dem Boot, in denen wir durch das Archipel schippern und viel über Natur und Meeresbewohner erfahren. Erst gegen halb fünf legen wir in Saint-Nicolas an und haben dort knapp zwei Stunden Zeit. Das langt auch, denn auf der flachen Insel gibt es keinen Schatten. Viele, die bereits den ganzen Tag dort waren, machen sich mit der Fähre wieder auf den Rückweg, und während der Strand leerer wird, genieße ich das Farbenspiel aus türkisblauem Wasser und feinweißem Sand. An einer Sache erkennt man dann aber doch, dass es eben nicht die Malediven sind und auch nicht die Karibik: Der Atlantik hat auch hier im flachen Wasser knackige 16 Grad!
Der Hauptstrand Saint-Nicolas.
15. Weitere Orte im Finistère
Pont-Aven, Point-Croix oder die Hafenstadt Douarnenez sind weitere schöne Orte im Finistère. Ich selbst habe einige Tage in Audièrne verbracht und von dort Tagesausflüge unternommen. In Audièrne findet beispielsweise immer mittwochs am Hafen ein Nachtmarkt mit Kunsthandwerk, Musik und bretonischen Spezialitäten statt. Der „Hausstrand“ Plage de Trescadec ist groß und weitläufig, mit vielen kostenfreien Parkplätzen davor. Zur Mittagszeit schmeckt mit ein Burrito am Imbissstand Tacolima. Ein traditionelles Drei-Gänge-Menü aus zwei herzhaften Galettes und einem süßen Crêpe wird zu günstigen Preisen in der „Crêperie de la Plage“ serviert. Und zum Sonnenuntergang treffen sich alle am Leuchtturm und schauen zu, wie die Sonne langsam hinter den weißen Häuschen untergeht.
Traumhafter Strand von Audièrne.
Nützliche Tipps für die Planung findest du auch auf der offiziellen Website der Region.
Hast du weitere Tipps für die Bretagne? Dann hinterlasse gerne einen Kommentar.
Weitere Artikel über Frankreich findest du hier:
Vogesen Tipps: Natur, Outdoor und Nachhaltigkeit
Kaysersberg: Fachwerkstadt mit Charme im Elsass
Wissembourg – das Tor zum Elsass in Frankreich
Grand Ballon: Wandern in der Region Guebwiller
Donon: Wanderung zum mystischen Vogesen-Gipfel
Hochkönigsburg – die mächtigste Burg im Elsass
Die schönsten Orte und Städte im Elsass
Saverne am Rhein-Marne-Kanal in Elsass
Elsass Tipps: Wandern in den Vogesen
- Grenzenlose Bergwelten der Zugspitz Arena Bayern-Tirol - 11. September 2024
- Bretagne Roadtrip: 15 Highlights und Tipps für die Rundreise - 24. August 2024
- Vancouver Island: Kanadas wilden Westen erkunden - 27. Juli 2024