Nordfrankreich lockt mit hohen Klippen, sanften Dünen, idyllischer Natur und sehenswerten Städten und Gemeinden. Tipps für die schönsten Orte und Ausflugsziele in Nordfrankreich.
In Nordfrankreich treffen sich französische Lebensart und flämische Einflüsse, die Region ist geprägt vom Atlantik und der Opalküste. Bei einer Reise nach Nordfrankreich und in die Region Hauts-de-France kann man sehenswerte Städte, kleine Gemeinden, wilde Klippen, malerische Dünen und gemütliche Strände und Buchten gut miteinander kombinieren.
In diesem Artikel findest du die 10 schönsten Orte und Ausflugsziele, die ich während meiner Reise nach Nordfrankreich entdeckt habe. Auf Rundgängen, beim Spazieren, Bummeln und Wandern. Hafenstädte wie Calais und Boulogne-sur-Mer und idyllische Gemeinden wie Montreuil-sur-Mer und Wimereux lohnen sich für den Besuch.
1. Calais | Hafenstadt an der Opalküste
Wer an die Opalküste reist, sollte auf jeden Fall genügend Zeit für Calais einplanen. Das bekannteste Gebäude der Stadt mit rund 70.000 Einwohnern ist das Rathaus (Hôtel de Ville). Beeindruckend ist die Fassade aus rotem Backstein. Der Prunkbau im Stil der flämischen Renaissance ist auch innen reich verziert, die Räume sind teils mit aufwändigen Holzvertäfelungen und üppigen Gemälden ausgestattet.
Die Rodin-Skulptur vor dem Rathaus ist weltberühmt. Die „Bürger von Calais“ erinnern an das Jahr 1346, als König Eduard III. Calais belagerte. Sechs Bürger wollten ihr Leben opfern, wenn die Stadt verschont werden würde. Die eindrucksvolle Tat stellte der Künstler in sechs lebensgroßen Bronzestatuen dar, mit intensiven Gesichtsausdrücken.
Ein Highlight für mich in Calais ist der Ausblick vom 75 Meter hohen Rathausturm. Er gehört zum UNESCO-Welterbe der Belfriede (Glockentürme) in Nordfrankreich und Belgien. Die Rundumsicht von oben ist großartig und man kann auf das Stadtzentrum, den Hafen und das Umland von Calais schauen. Zu sehen sind auch der Wachturm, der Leuchtturm, die Kirche Notre Dame, sowie den Bereich der Altstadt und der jüngere Stadtteil St. Pierre, die über einen Boulevard miteinander verbunden sind.
An der Strandpromenade von Calais kommt definitiv Urlaubsfeeling auf. Hier locken ein breiter Strand mit Holzhäuschen, ein Deich, eine Mole und der Blick aufs Meer mit den Schiffen. Man befindet sich an der engsten Stelle des Ärmelkanals, die Küste Englands ist nur 34 km entfernt und bei gutem Wetter zu sehen. Östlich von Strand, an dem es Spielflächen, Pommes-Häuschen, Cafés und Restaurant gibt, ist der Hafen mit Fährhafen. Tipp: Am Rettungsposten kann man das „Girl with telescope“ des britischen Streetart-Künstlers Banksy entdecken.
Knurrend und rauchspeiend bewegt sich der imposante Drache von Calais über die Strandpromenade. Seit 2019 ist Nordfrankreich um diese Attraktion der Künstlergruppe “ La Machine“ reicher, die insgesamt 72 Tonnen wiegt und ein Meisterwerk der Technik ist. Insgesamt sechs Personen braucht es, um den mächtigen Drachen in Bewegung zu setzen und für die Sicherheit auf und um das Fabeltier herum zu sorgen.
2. Cap Blanc-Nez | Landspitze „Weiße Nase“
Die Landspitze Cap Blanc-Nez („Weiße Nase“) ist ein beliebtes Ausflugsziel an der Opalküste, es gibt in direkter Nähe zum Cap Blanc-Nez einen Parkplatz, den man ansteuern kann (Tipp: Windjacke mitnehmen, oben ist es sehr windig). Auf dem höchsten Punkt (134 m) steht ein Obelisk, von dem aus man einen tollen Blick auf die Umgebung hat. Man kann die komplette Küste überblicken und bekommt einen Eindruck von der Weite des Atlantik, an dem man sich hier befindet.
Eindrücklich fand ich am Cap de Blanc-Nez die Bunker und Bombenkrater. Auch an vielen weiteren Orten entlang der Opalküste sieht man noch heute Zeitzeugen in Form von Kratern, Löchern, Mulden und Schutzanlage aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. In Kriegszeiten war die Küste wegen ihrer strategischen Lage stark umkämpft. Teilweise geben Hinweisschilder wie beispielsweise am Cap de Blanc-Nez Einblicke in vergangene Zeiten.
Unbedingt sollte man auch nach unten direkt an die Steilklippen. Ein Wanderweg führt in südwestlicher Richtung hinab bis ans Meer. Ein Parkplatz mit kurzem Fußweg befindet sich westlich von Escalles in direkter Nähe zum Gipfel mit dem Obelisk. Die Kreidefelsen werden von zahlreichen Vogelarten für den Nestbau genutzt, darunter Dohlen, Möwen und Schwalben. Man kann die Vögel beim Anflug in die Felsspalten beobachten.
3. Boulogne-sur-Mer | Basilika Notre-Dame & Altstadt
In Boulogne-sur-Mer, der Hafenstadt zwischen der Somme-Bucht und den beiden Landzungen „Deux-Caps“, ist nicht nur der Besuch des schon erwähnten Aquariums Nausicaá interessant. Die Stadt mit rund 43.000 Einwohnern hat noch viel mehr zu bieten. Neben dem größten Fischerhafen Frankreichs lohnt sich die ausgedehnte Strandpromenade. Das Highlight für mich der Rundgang mit Antoine in der Altstadt mit der erhaltenen Festungsmauer, auf der man auch entlang spazieren kann.
Zu den bekanntesten Bauwerken der Stadt gehören das Château-Musée de Boulogne-sur-Mer, eine massive Burganlage mit Museum, und die Basilika Notre-Dame. Vor allem die Kathedrale mit ihrer imposanten Kuppel hat mich beeindruckt. Eine Legende besagt, dass im 7. Jh. ein Boot vor der Küste kenterte. Nur eine Statue der Heiligen Jungfrau Maria fand man am Ufer. In der Folge pilgerten zahlreiche Könige in den Hafenort, der sich zur Pilgerstätte entwickelte, worauf man eine Basilika erbaute.
Spannend ist der Abstieg über eine Treppe in die Unterwelt der Basilika, denn hier kann man eine der größten Krypten in Europa bestaunen. Auf rund 1.400 Quadratmetern bietet La Crypte Einblicke in die 2.000-jährige Geschichte der Stadt. Reliquien, Statuen, Reliefs und großformatige Wandgemälde kann man hier besichtigen. Ein echtes Labyrinth aus größeren und kleineren Räumen, welches man sich nicht entgehen lassen sollte.
Boulogne-sur-Mer am Abend ist sehr schön, wenn man durch die Straßen der Altstadt bummelt. Dann sind die historischen Gebäude angestrahlt und die erleuchtete Kuppel der Basilika ist schon von weitem zu sehen. Die Auswahl an Restaurant, Bars und Kneipen in der Altstadt ist groß und dementsprechend bietet es sich an den Abend dort zu verbringen.
4. Cap Gris-Nez | Landspitze „Graue Nase“
Das Cap Gris-Nez („Graue Nase“) zwischen Calais und Boulogne-sur-Mer ist ein beliebtes Ausflugsziel in Nordfrankreich. Vom Parkplatz laufe ich bis zum Leuchtturm mit dem Ausblick auf den Ärmelkanal. Die engste Stelle nennt man die „Straße von Dover“. Von hier aus wird der Schiffsverkehr auf dem Ärmelkanal von französischer Seite aus überwacht. Während das nördlicher gelegene Cap Blanc-Nez aus weißem Kreidefelsen besteht, ist das Cap Gris-Nez für seinen grauen Felsen bekannt.
Mit dem Wetter habe ich Glück, denn die Sicht ist perfekt und reicht hinüber bis zur Küste Englands mit den White Cliffs of Dover, die man am Horizont erkennen kann. Nach Norden hin reicht der Blick bis zum Cap Blanc-Nez. Der Küstenstreifen zwischen beiden Landzungen gehört zum schönsten Teil des regionalen Naturparks Caps et Marais d’Opale, die Region ist zertifiziert als „Grand Site de France“.
5. Wimereux | Badeort mit Strandpromenade
Wimereux ist ein charmanter Badeort nördlich von Boulogne-sur-Mer mit einer breiten Strandpromenade. Bekannt ist die französische Gemeinde nicht nur durch ihren schönen Strand, sondern auch durch die zahlreichen Belle-Époque-Villen im Ortskern. Bei meinem Rundgang habe ich die malerischen Fassaden mit Fresken im anglonormannischen Stil erkundet. Sie befinden sich entweder direkt an der Uferpromenade oder nicht weit davon entfernt.
In Wimereux habe ich die ersten blau-weißen Strandhütten aus Holz entdeckt. Man sieht sie in vielen Orten an der Opalküste, meist sind sie facettenreich bemalt mit maritimen Motiven. Der Ort bietet sich nicht nur zum Wandern und Baden, sondern auch zum Kitesurfen und Windsurfen an. Nördlich von Wimereux gibt es zudem eine Golfanlage. Zum Joggen eignet sich die Uferpromenade und der Strand in nördlicher und südlicher Richtung.
Die Dünen von der Slack (Dunes de la Slack) bei Wimereux gehören zu den größten Dünenmassiven in Nordfrankreich. Man kann sie auf verschiedenen Rundwegen mit unterschiedlicher Länge erwandern, die jeweils auch ein Stück ins Landesinnere führen. Dabei läuft man durch eine herrliche Dünenlandschaft in einer malerischen Naturregion und hat beim Wandern schöne Aussichtspunkte mit Ausblicke auf die Strände der Opalküste.
6. Sangatte | Malerische Strandpromenade
Nach der Wanderung bietet sich ein Besuch in Sangatte an. Schön ist die Uferpromenade von Sangatte mit dem Blick nach Norden und Süden. Die Stadt gehört zum Regionalen Naturpark Caps et Marais d’Opale. Unter Sangatte beginnt in etwa auch der unterseeische Teil des Eurotunnels zwischen Frankreich und Großbritannien. Wer in der Stadt einkehren möchte, dem empfehle ich das Restaurant Le Blanc Nez. Es ist bekannt für Fisch und Meerestiere, die Muscheln im Le Blanc Nez waren lecker.
Schön finde ich auch den Strand in Sangatte, hier lohnt sich ein Spaziergang am Wasser entlang im Sand. An der Uferpromenade gibt es einige Unterkünfte, aber nur wenige Möglichkeiten zum Einkehren. Diese befinden sich fast alle an der nur wenige Meter entfernt liegenden Straße D940 zwischen Calais und Escalles. Da Calais nur wenige Minuten mit dem Auto von Sangatte entfernt liegt, bietet sich ein Besuch in der Hafenstadt an.
7. Montreuil-sur-Mer | Historische Gassen
Die Gemeinde Montreuil-sur-Mer hat zwar nur knapp 2.000 Einwohner, sie ist aber ein richtiges Kleinod und war schon Drehort verschiedener Filme. Der Ortskern mit den historischen Gassen liegt auf einem kleinen Bergkegel. Ein Rundgang mit Jean-Marie führt u.a. zur Abteikirche Saint-Saulve und auf den Place du Général de Gaulle mit dem Theater. Tipp: das historische Fachwerkhaus neben der Tourist-Info anschauen, das zum Logis Hôtel les Hauts de Montreuil gehört.
Montreuil-sur-Mer bietet Besuchern eine gute Mischung aus schönen Gebäuden, Restaurants, Cafés und kleinen Geschäften. Mein Gastro-Tipp zum Einkehren ist das Aux Temps d’Em am Place du Général de Gaulle (Welsh-Gericht bestellen). Die Gemeinde ist übrigens auch einer der Schauplätze in dem Roman „Die Elenden“ von Victor Hugo. Kleine Anekdote von Jean-Marie: in den 1980er Jahren weilte eine Austauschschülerin Namens Claudia Schiffer in Montreuil-sur-Mer.
Schön ist der Rundgang auf der Stadtmauer, bei dem man auch an der Zitadelle vorbeikommt. Sowohl Stadtmauer als auch Zitadelle sind gut erhalten und eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit. Heute steht die Zitadelle unter Denkmalschutz. Wenn man auf der Stadtmauer entlang läuft, hat man idyllische Ausblicke in die ländliche Umgebung und über das grüne Tal der Canche hinüber zum Kloster La Chartreuse de Neuville.
8. Équihen-Plage | Fischerdorf mit Strandpromenade
Die Gemeinde Équihen-Plage an der Opalküste war früher ein Fischerdorf mit kleinem Hafen. Heute bietet der Ort viele Unterkünfte für Urlauber, u.a. die Ferienresidenz Evancy Hardelot-Équihen, in der ich auf meiner Reise nach Nordfrankreich übernachtet habe. Die Ferienwohnungen bzw. Unterkünfte sind nur wenige Minuten vom Meer entfernt und haben verschiedene Größen. Von Wohnungen über Suiten bis hin zu Villen für acht Personen reicht das Angebot.
Équihen-Plage liegt südlich von Boulogne-sur-Mer und in direkter Nähe zu Outreau, Saint-Étienne-au-Mont und Neufchâtel-Hardelot. Ich finde die beschauliche Gemeinde einen guten Ausgangspunkt für Ausflüge an die Opalküste und zu den hier im Artikel beschriebenen Orte. Zudem kann man Wanderungen entlang der Küste ab Équihen-Plage unternehmen, um die Umgebung und den Küstenabschnitt der Region zu erkunden.
9. Phare du Portel | Leuchtturm an der Opalküste
Der Leuchtturm von Portel, auch Phare du Portel oder Phare d’Alprech genannt, befindet sich am Cap d’Alprech südlich von der Gemeinde Le Portel. Es ist ein weißer Turm aus Metall mit einer Wendeltreppe, die um den Leuchtturm herum nach oben führt. In direkter Nähe zum Turm befinden sich Überreste aus Kriegszeiten, darunter der Bunker Vault de Adam Debs, das Blockhaus Allemand, das Fort Cap d’Alprech und der Stützpunkt 258 Kartoffelblume.
Der Leuchtturm selbst ist nicht unbedingt ein architektonisches Highlight, aber mir hat der Ort direkt an der Opalküste gefallen, an dem er steht. Von Équihen-Plage kann man eine Wanderung zum Leuchtturm machen, da bietet sich dann noch ein Besuch im maritimen Argos-Museum in der Nähe an. Es informiert über Systeme für den Seefunk und über das Morsen. Ausflüge vom Phare du Portel nach Le Portel, Outreau oder Boulogne-sur-Mer sind ebenfalls möglich.
10. Crique de la Crevasse | Strand in Nordfrankreich
In Nordfrankreich gibt es wunderschöne Strände und Buchten. Sie laden zum Baden, Sonnen, Spazieren und Picknicken ein. Man kann sie auch erwandern, beispielsweise auf dem alten Zöllnerpfad, dem Küstenwanderweg, der durch den Norden Frankreichs führt. Besonders schön fand ich die Strände und Buchten zwischen Équihen-Plage und dem Phare du Portel. Am besten hat mir die Crique de la Crevasse gefallen, was man als Spaltenbucht übersetzen kann.
Die Crique de la Crevasse ist eine naturbelassene Badebucht, die am Fuße von Klippen liegt. Über eine Holztreppe gelangt man bei Ebbe hinunter in die Bucht. Neben den klassischen breiten Sandstränden sind gerade auch diese naturbelassenen Badebuchten typisch für die Küste in Nordfrankreich. Teilweise sind sie nicht nur bei Einheimischen, Urlaubern und Badegästen beliebt, sondern auch bei Anglern und Muschelsuchern.
Nützliche Tipps für die Region bietet die offizielle Website von Hauts-de-France Tourisme.
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