Auf den hügeligen Trails des Mont Blanc

rene-schneider-ultralaeufer-running1René Schneider ist Ausdauersportler und liebt das lange Laufen. Der Ultraläufer ist überall dort zu finden, wo es Hügel, Berge und Anstiege gibt. Sein bisheriges, persönliches Highlight war die Teilnahme am Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB). Dieser Berglauf, der durch Frankreich, Italien und die Schweiz führt, zählt zu den härtesten Trail-Veranstaltungen weltweit.
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René, du bist Extremsportler und hast am Ultra Trail du Mont Blanc teilgenommen, der zu den bekanntesten und härtesten Bergläufen weltweit zählt. Was ist das für ein Event?

Ich würde mich nicht als Extremsportler bezeichnen, mir macht es einfach Spaß lange zu laufen. Ich war schon immer gern draußen an der frischen Luft und in der Natur. Etwas Abenteuerlust gehört bei solchen Veranstaltungen aber auch dazu. Der Ultratrail du Mont Blanc ist ein Ultramarathon, der auf fünf unterschiedlichen Distanzen rund um den Mont Blanc verläuft. Hier wird die gesamte Region länderübergreifend mit einbezogen. Ich selbst bin den TDS gelaufen, der über 119 Kilometer einen Teil um den Mont Blanc verläuft und 7.250 Höhenmeter hat. Der Start des TDS war in Courmayeur (Italien) wobei das Ziel in Chamonix (Frankreich) liegt. Der Hauptlauf ist der UTMB mit 170 km und 10.000 Höhenmetern. Daneben gibt es noch den CCC mit 100 km (6.000 hm), den OCC mit 55 km (3.500 hm) und den PTL mit 290 km (26500 hm). Neu hinzugekommen ist der YCC 15 km (1.000 hm) für jüngere Läufer von 16 bis 22 Jahren. Ein großes Rahmenprogramm findet über die Rennwoche statt, der „Salon Ultra-Trail“. Mit Vorträgen, Präsentationen, Ständen etc., wo es viel zu sehen gibt. Dies alles im Herzen von Chamonix, wo auch das Ziel jedes Laufs ist.

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Hattest du Respekt vor der Strecke? Und wie hast du dich auf die Trails des Mont Blanc vorbereitet?

Respekt klar, auf jeden Fall! Meine Devise bzw. mein Training war recht einfach gestrickt: trainiere so viele Höhenmeter wie du nur kannst. Jeder Kilometer bringt dich ein Stück näher zu deinem Ziel. Ich trainiere eher unkonventionell… Von Anfang an, also ab Ende Februar bin ich mit vollgepacktem Laufrucksack gelaufen. Dieser wog immer so an die 4 bis 4,5 kg, ca. 4 bis 5 Läufe unter der Woche. Diese fielen teilweise sehr unterschiedlich aus, also kurze ruhige Läufe von 15 Kilometern oder auch mal längere. Immer gespickt mit Höhenmeteren und alles mit vollem Gepäck und Pflichtausrüstung, meist noch etwas mehr. Das halte ich für sehr wichtig. Du lernst dein Material kennen und auch deinen Rucksack richtig zu packen. 🙂 Am Wochenende dann, über 8-12 Wochen in der Vorbereitung, lief ich dann gerne „Doppeldecker“, also an einem Tag 30 km, am darauffolgendem Tag dann 50 km. So passte sich der Körper gut an die Belastungen an. Insgesamt kam ich auf einen Schnitt von ca. 120 bis 150 Kilometern pro Woche.

Wie kann man sich die Landschaft und Region vorstellen, durch die du gelaufen bist?

Atemberaubend schön, landschaftlich ein einziger Hochgenuss. Panorama-Blicke, Aussichten auf die umliegenden Berge und Täler, Almen, Wildblumen, überall plätschernde Gebirgsbäche. Und ausgedörte, staubtrockene Trails. Unten im Tal waren es rund 35° Celsius, oben auf ca. 2.000 Metern Höhe, wo der größte Teil des Rennens verlief, waren es dann „angenehme‘“ 25° Celsius. Waldgebiete gab es eher weniger, mehr Wiesen und Almen. Der vorletzte, große Downhill lief sich gut in der Nacht, glatter Fels, ringsum Bäume. Wir hatten das Glück, dass das Wetter die ganze Woche über sehr stabil war. Den Großteil der Strecke würde ich technisch als nicht sehr anspruchsvoll beschreiben und ich bin technisch kein sehr guter Läufer. Es gibt zwei, drei Stellen, die etwas heikel, aber nicht gefährlich sind. Viel „Waldautobahn“, aber auch fluffige Trails, die einfach riesigen Spaß machen. 🙂 Es kann schon schwer werden in so einer tollen Gegend zu laufen und dabei noch auf den Weg zu achten. Besonders ins Herz geschlossen habe ich Courmayeur, das im wunderschönen Aostatal liegt, auf der italienischen Seite des Mont Blanc. Und die Leute auf der gesamten Strecke waren einfach unglaublich freundlich. Überall wurde man angefeuert, es wurde einem Mut zugesprochen und man wurde gefeiert von den Zuschauern bis ins Ziel von Chamonix.

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Wie erging es dir auf der Strecke, hattest du körperliche oder mentale Tiefpunkte?

Komischerweise das gesamte Rennen über nicht so sehr. Mir ging es körperlich und mental relativ gut. Klar war ich auch mal erschöpft und habe mich kurz mal hingesetzt, um mich auszuruhen. Einfach mal die Natur und das ganze Drumherum genießen. In der Nacht habe ich es etwas zu sehr laufen lassen und meine Gelenke meldeten sich irgendwann bei Kilometer 90… Hier musste ich etwas gegensteuern und mich etwas drosseln. Die Probleme konnte ich so wieder gut in den Griff bekommen. Nachts in dieser langen Lichterkette aus Trailern aus aller Welt unterwegs zu sein, das hatte schon etwas magisches. Der lange, letzte große Anstieg am Morgen zum Col du Tricot hoch, 1.300 Höhenmeter, verteilt auf sechs Kilometer, wollte einfach nicht enden. Aber dann wusste ich, ab hier hast du es so gut wie geschafft.

Dein Fazit zum Lauf? Und lohnt es sich mal in die Region zu reisen, evtl. auch für weniger anstrengende sportliche Aktivitäten?

Klar, der Lauf ist super organisiert, die Verpflegungsstellen gut bestückt und die Strecke extrem gut markiert. Läufer aller Altersklassen laufen dort und halten zusammen. Die ersten drei Stunden lief ich mit einem 60-jährigen Luxemburger, der vor ein paar Jahren den Mont Blanc bestiegen hat. Er erzählte mit glänzenden Augen von der Aiguille du Midi, ein felsiger Vorposten auf 3.800 Metern Höhe und vom Aufstieg zum Mont Blanc. Das sind so tolle Erlebnisse, alle sind extrem nett und freundlich zueinander. Jeder achtet auf den anderen – die Trailer sind einfach ein tolles Völkchen. Die Einheimischen sind mega freundlich und hilfsbereit, und die Landschaft und Natur laden einfach zum längeren Verweilen ein. Das Gebiet um den Mont Blanc ist ein einzig großer Spielplatz für alle Outdoor-Aktivisten jeden Alters. Wandern, Klettern, Mountainbiking – jeder, der die Natur mag, wird sich hier wohl fühlen.

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Für René Schneider ist – neben den Trails des Mont Blanc – das Leben selbst ein langer Ultratrail, mit Höhen und Tiefen. Sein nächstes Ziel ist die Teilnahme am Chiemgauer Bergultralauf. Außerdem freut er sich auf die erneute Teilnahme am Zugspitzultratrail. Ein weiteres Ziel: „…mal einen Wüstenlauf mitmachen!“
Ihr findet René auch auf Facebook und bei Instagram.

Weitere Infos zum Thema Ultramarathon gibt es auf der Homepage der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung (DUV) unter http://www.ultra-marathon.org

Der Ultra Trail du Mont Blanc - Interview mit René Schneider #Running #Sport #Marathon #Trailrunning #Adventure

 

Heiko Müller

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