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Mannheim lockt mit urbaner Kunst von Streetart-Künstlern der internationalen Graffiti-Szene. Und die Zahl der Murals wächst stetig. Hier findest du Tipps zur Streetart und Graffiti in Mannheim.
In Mannheim ist in den letzten Jahren eine „Open Urban Art Gallery“ entstanden. Eine öffentliche Gallerie, die quasi rund um die Uhr zu sehen ist. Seit 2013 lädt Stadt.Wand.Kunst bekannte nationale und internationale Streetart-Künstler nach Mannheim ein, um großformatige Wandgemälde (Murals) zu gestalten. Stadt.Wand.Kunst ist ein Projekt der Alten Feuerwache in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Mannheim.
Inzwischen gibt es eine beachtliche Zahl an Kunstwerken, die sich vor allem auf den Innenstadt-Bereich konzentrieren. Viele Murals im Zentrum lassen sich zu Fuß erkunden oder auch mit dem Rad. Auch Leihräder gibt es z.B. am Bahnhof zu mieten. Wenn du Mannheim mit dem Leihrad erkunden willst, dann findest du hier mehr Infos: Mannheim Sehenswürdigkeiten entdecken.
Wer die Streetart und Graffiti in Mannheim lieber auf einer geführten Tour entdecken möchte: Die Tourist Information Mannheim bietet Führungen zu den Murals in der Innenstadt an. Und noch ein Hinweis: Das Mannheimer Zentrum ist in Quadraten angeordnet – daher kommt auch der Name „Quadratestadt“. D.h. die Innenstadt besteht aus rechteckigen Häuserblocks ohne Straßennamen. Deshalb nicht wundern, wenn du im Artikel Straßenbezeichnungen wie „F5, 11“ findest. Hier findest du eine Zusammenstellung der Kunstwerke:
Streetart & Graffiti in Mannheim
Das Werk von Alexey Luka am Jugendzentrum Forum in der Neckarpromenade 46 heißt schlicht „Untitled“. Der russische Künstler arbeitet in Moskau und greift die Einflüsse seines Architekturstudiums in Form von abstrakten, flächigen Farbwelten auf und schafft damit komplexe Kompositionen, in denen sich Farben und Formen wie Puzzleteile zusammenfügen.
„New Wave“ nennt sich das Mural von LOW BROS in F5, 12, hinter dem sich die beiden Brüder Christoph und Florian Schmidt verbergen. Das Gemälde ist typisch für die Berliner: Geometrische Elemente, figürliche Motive und eine poppige Mischung aus Zwei- und Dreidimensionalität. Tierische Motive mit menschlichen Posen zeichnen ihre surrealen Bilderwelten aus.
Waone Interesni Kazki gestaltete das Mural „Jump through time“ in der Itzsteinstraße 1-3. WAONE aka Vladimir Manzhos aus Kiew ist bekannt für sein visuelles Storytelling. Bilder aus dem Unterbewusstsein sind häufig die Grundlage für farbenprächtige Geschichten zwischen Mystik, Magie und Science Fiction. Seine Themen: Migration, kulturelle Diversität und Toleranz.
Das von HERAKUT geschaffene Werk in F6, 1-5 heißt „My Superhero Power is Forgiveness“. Das Künstlerduo hat eine klare Aufteilung bei ihrer Arbeit: Hera (Jasmin Siddiqui) gestaltet die ausdrucksvollen Umrisslinien, Akut (Falk Lehmann) ergänzt die fotorealistischen Details. Ihre inspirierenden Figuren ergänzen sie mit Textpassagen. Neben ihrer grafischen Arbeit veröffentlichen sie auch Bücher.
Die Open Art Gallery Mannheim
THE LONDON POLICE gestaltete das Gemälde „900 Dogs by a Chocolate Factory“ in K6, 1. Hinter dem kreativen Projekt stehen u.a. die Briten Chaz Barrisson und Bob Gibson, welche das Kollektiv in Amsterdam gründeten. Dort entstanden zuerst ihre großformatigen, comicartigen Wandmalereien mit „LADS“-Charakter, die inzwischen in über 35 Ländern zu sehen sind.
Das imposante und Werk von Hendrik Beikirch in der Brandenburger Straße 44 heißt „Véra“. Und für seine beeindruckenden, großflächigen schwarzweißen Portraits ist der Kasseler, der heute in Koblenz lebt, auch international bekannt. Von ihm stammt übrigens auch das höchste Mural Asiens in Busan (Korea) – ebenfalls ein perfekt ausgeführtes S/W-Portrait.
Von Ruben Sanchez ist das Gemälde „Intercultural Balance“, welches sich in der Heustraße 13-17 befindet. Der Spanier experimentiert und mixt gerne: Holz mit Harz, Symetrie und Proportion, Zerbrechlichkeit und Dynamik. Der Künstler, der sich auch ZOONCHEZ nennt, entwickelte seine eigenen illustrativen Figuren und Charaktere, die er auf Häsuserwänden präsentiert.
Das Mural von SAINER (ETAM) in der Waldhofstraße 56 trägt den Titel „Baseball Sketch“. Geschaffen wurde es vom polnischen Graffiti-Künstler SAINER, der zusammen mit BEZT auch als Künstlerduo ETAM CRU tätig ist. In den meist figürlichen Werken fließt die Ästhetik moderner Kulturen ein, welche auf großflächige Murals oder kleinere Formate übertragen werden.
Fassadenkunst im urbanen Raum
Das Mural von PEETA gibt es in der Zehntstraße 1 in der Neckarstadt-West zu sehen. Der italienische Künstler Manuel Di Rita aka PEETA ist bereits seit den 1990er Jahren Teil der Graffiti-Szene in Italien. Er begibt sich bei seinen Werken auf die Suche nach klaren, geometrischen Formen, die sich zu dynamischen Ornamenten aus Farbe, Form und abstrakter Malerei entwickeln.
Das Werk von SATONE in der Kleestraße 6 heißt „Insomnia“. Hinter dem Künstlernamen steckt der in Venezuela geborene und in München aufgewachsene Mural-Artist Rafael Gerlach. Er verbindet experimentelle, geometrische Formen mit starken und intensiven Farben – häufig auch explosiven Farbkombinationen. Sein Werk: Ein Mix aus Klarheit und Futurismus.
SOURATI gestaltete das Mural „Abschied und Neubeginn“ in H5, 3 in der Mannheimer Innenstadt. Hinter dem Künstler-Duo verbirgt sich die Fotografin, Autorin und Zeichnerin Christina Laube und der Buchillustrator, Geschichtenerzähler und Bühnenkünstler Mehrdad Zaeri, die in Mannheim leben und künstlerisch tätig sind. Sourati bedeutet auf Persisch Altrosa.
Das Mural „Unterwegs“ von Jens Richter schmückt die Unterführung am Hauptbahnhof Mannheim. Der Künstler wechselt in seiner Arbeit zwischen analogen und digitalen Medien, tauscht Grafik-Tablet mit Leinwand, Gemälde und Illustration. Meist im Spannungsfeld von Kunst, Konzeptentwicklung und Design. An seinem Mural am Bahnhof kommt jedenfalls keiner vorbei.
Wandkunst & Artdesign in der Stadt
Das Mural „Focus on the good“ von 1010 befindet sich in der Mittelstraße in der Neckarstadt-West. Der in Hamburg lebende Künstler 1010 (TenTen) aus Polen begann mit Grafiken und Gemälden aus Trickfilmen, Comics und Fantasyromanen. Bekannt ist auch die Entwicklung seines heutigen grafischen Konzepts von abstrakten Löchern auf urbanen Häuserwänden.
Das Mural „Pied Piper“ von CASE MA’CLAIM befindet sich an der Turnhalle des Ludwig-Frank-Gymnasiums in der Käfertaler Straße 117. Der Künstler Andreas von Chrzanowski ist eines der Gründungsmitglieder der Ma’Claim-Gruppe und gilt seit mehr als zwei Jahrzehnten als Pionier des Fotorealismus. Sein Thema: Die Darstellung von Körperformen und fotorealistische Portraits.
Das Mural von BEZT (ETAM) in E7, 22 trägt den Titel „Europe“. Geschaffen wurde es vom polnischen Graffiti-Künstler BEZT, der zusammen mit SAINER auch als Künstlerduo ETAM CRU tätig ist. In den meist figürlichen Werken fließt die Ästhetik moderner, osteuropäischer Kulturen ein, welche auf großflächige Murals oder kleinere Formate übertragen werden.
Das farbgewaltige „Girl’s Love“ von OKUDA befindet sich an eine großflächigen Wand in der Hochuferstraße 33. Der spanische Künstler Oscar San Miguel Erice liebt popartige, knallige Farben und arbeitet geometrisch-figürlich. OKUDA zählt zu den bekanntesten Street-Artist weltweit und er arbeitet sowohl auf Häuserwänden als auch auf Leinwänden.
Farben, Formen & Geometrie
Von NEVERCREW stammt die Gestaltung „Propagating Machine“ im Ulmenweg 40. Das Künstlerduo Christian Rebecchi und Pablo Togni aus der Schweiz ist sowohl auf Solopfaden tätig als auch in der Kombination NEVERCREW. Beide starteten in der Südschweiz mit ihrer Graffitit-Arbeit – heute sind sie auf Wänden in Kairo, Belgrad, Miami und Neu Delhi zu sehen.
ASKE gestaltete „The Modern Thinker“ in F6, 8. Der aus Moskau stammende Grafiker und Illustrator Dimitri Aske verwendet häufig comicartige Motive mit einzelnen, voneinander abgegrenzten und zusammengesetzten Flächen. Zudem arbeitet er als digitaler Grafiker für internationale Unternehmen und ist Herausgeber des Magazins „Code Red“ für Kunst und Streetart.
Yazan Halwani bezeichnet sein Mural in F6, 12 „The Inevitability of leaving things behind“. Der in Beirut geborene Künstler verbindet Fotorealismus mit arabischer Kalligrafie. Seinen Stil nennt er „Calligraffiti“ und er portraitiert Underdogs seines Stadtteils oder Portraits kultureller Größen in orientalischer Ästhetik. Er gehört zu den bekanntesten Streetart-Künstlern des Mittleren Ostens.
Das „Fenster zum Hof“ von CZOLK befindet sich auf einer Wand ohne Fenster. Jetzt gibt’s hier endlich einen schönen Ausblick. Jannik Czolk ist freier Illustrator, Künstler und arbeitet gerne mit ausdrucksstarken Linien und klaren Linien und einer geometrischen Aufteilung. Sein Mural ist in der Schanzenstraße 11-1 (Ecke B44) im Jungbusch zu finden, dem Szeneviertel von Mannheim.
Sprayer-Style & Graffiti in Mannheim
Das Mural „Aeskulap“ von FRAU ISA in der Cheliusstraße 1-3 ist schon von weitem sichtbar. Typisch für die Streetart von Isa Toman aus Wien sind perspektivische Verzerrungen sowie stark stilisierte und illustrativen Figuren, häufig starke, aber auch unscheinbare Frauen. Sie ist Teil des Kollektivs „The Weird„, einer Gruppe von zehn Künstlern aus Österreich und Deutschland.
Das Werk „Rhythm“ von STOHEAD befindet sich in S5, 12-17. Der in Berlin lebende Christoph Hässler aka STOHEAD hat eine Leidenschaft für die Kunst der Schrift. Kalligraphie, Songtext-Passagen, ornamentale Buchstaben-Fragmente. Unter Anwendung verschiedener Schriftzeichen kreiert der Grafitti-Künstler seine unverwechselbare Mural- und Bildsprache.
Das Mural von SOBEKCIS in der Zeppelinstraße 20-24 trägt den Titel „Motion“. Gestaltet wurde das Kunstwerk von den Zwillingsbrüdern Sobek und Kcis Sobekcis aus Belgrad. Typisch für den Stil der Grafikdesigner ist die Flut an farbig-grellen Formen und Buchstaben, die sich zu einem Gesamtkunstwerk zusammensetzen, sowie eine intensive Bildsprache.
Wenn du Streetart-Fan bist und dir die tolle Graffiti in Mannheim angeschaut hast, lohnt sich auf jeden Fall auch ein Besuch in das nur 20 km entfernte Heidelberg. Einen Artikel zur Heidelberg-Streetart findest du hier: Urban Art: Graffiti & Streetart in Heidelberg
Mehr Streetart findest du übrigens bei Gabriele und Michael auf „Hier Da Dort“: Streetart-Tour durch Berlin-Kreuzberg zum Nachspazieren
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Fanny 22. Juli 2020
Danke für die Zusammenstellung! Ich habe für mich eine Karte bei Google Maps mit den Locations und Beschreibungen von Dir angelegt, damit ich mal systematisch auf die Suche gehen kann. Falls Du den Link zum Artikel hinzufügen willst, mach das gerne. 🙂
https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1n0eLaydv1HHGEcbZdIQ5fYJjEuZ0nX2f&usp=sharing
Heiko Müller 24. Juli 2020
Lieben Dank Fanny, hatte auch schon an eine Karte gedacht und es dann leider zeitlich irgendwie nicht geschafft. Prima, dass du das angelegt hast, um auf Tour zu gehen. Man sieht auch gut, dass alle Murals relativ zentral zu finden sind. 🙂
Viele Grüße
Heiko
Andreas Hillebrand 28. Mai 2020
Hallo Heiko,
wir möchten uns die Kunstwerke vor Ort anschauen und werden dafür aus der Wetterau anreisen. Leider passen die Führungstermine von der Stadt bei uns terminlich nicht. Daher meine Frage: gibt es eine Streckenkarte von den Kunstwerken? Möchten unsere Zeit lieber mit dem Bestaunen der Kunst verbringen als mit dem Suchen der Objekte. ?
Grüße aus der Wetterau
Andreas
Heiko Müller 29. Mai 2020
Hallo Andreas,
freut mich, dass ihr nach Mannheim kommt und euch die Kunstwerke anschaut. Die meisten davon findet ihr ziemlich zentral in der Innenstadt und ihr könnt diese zu Fuß ablaufen oder euch ein Fahrrad z.B. am Bahnhof ausleihen. Eine Karte mit den Wänden findet ihr hier: https://www.stadt-wand-kunst.de/.
Viel Spaß und Grüße
Heiko
Jan Kock 13. Februar 2020
Hallo Heiko,
vielen vielen Dank für deinen Blogbeitrag. Ich kann es nicht fassen so lange in Mannheim unterwegs gewesen zu sein, gerade in den Quadraten, ohne all diese schönen Werke wahrgenommen zu haben. Jetzt werde ich das wohl nachholen! 😉
Liebe Grüße,
Jan
Heiko Müller 13. Februar 2020
Hallo Jan,
lieben Dank für deine Nachricht und freut mich sehr, dass ich dich neugirig machen konnte auf die Streetart in Mannheim. Toll finde ich auch, dass jedes Jahr neue Kunstwerke dazu kommen – es lohnt sich also, auf Entdeckungstour zu gehen.
Liebe Grüße
Heiko