Alaska ist der größte und am dünnsten besiedelte Bundesstaat der USA, er lohnt sich wegen seiner Berge, Wälder, Fjorde und Gletscher. Tipps für die Alaska-Reise.
Ein Mal vor einem Gletscher stehen, ein Mal einen Wal prusten sehen und ein Mal die ganze Schönheit Nordamerikas in endloser Weite erblicken. Die Sehnsüchte, die mit einer Reise nach Alaska verbunden sind, sind vielfältig. Bevor ich mich auf dieses Abenteuer begebe, weiß ich nicht viel über den nördlichsten US-Bundesstaat.
Ich weiß nur, dass ich mich danach sehne, eins zu sein mit der Natur und all seinen Wundern, geerdet durch das Wissen, vor uralten Schätzen zu stehen und selbst nur ein kleiner Teil des Universums zu sein. Auch wenn ich Palmen und Strand liebe, solche Gedanken kommen mir nicht in den Tropen. Alaska ist geprägt von Wasser und die Distanzen sind groß – am besten lässt sich die Landschaft also vom Schiff aus erkunden.
Es gibt viele, die bei Kreuzfahrten eher skeptisch sind, doch ich muss zugeben, dass ich sie für mich neu entdeckt habe als eine gute Möglichkeit, bequem in abgelegene Gebiete zu kommen und trotz der vielen Menschen auf dem Schiff Privatsphäre und Ruhe zu genießen. Eine Kreuzfahrt durch die Inside Passage in Alaska startet in Vancouver in Kanada.
Vancouver – durch die Inside Passage in ein anderes Land
Vancouver ist Kanadas beeindruckende Metropole und das Tor zu einer Reise nach Alaska.
Nach der spektakulären Ausschiffung am Nachmittag mit Blick auf die Skyline, vorbei am grünen Stanley Park und unter der Lions Gate Bridge hindurch, schippert das Schiff stetig gen Nordwesten. Die Rocky Mountains auf der einen Seite und Vancouver Island auf der anderen Seite fahre ich dem Sonnenuntergang entgegen. Vom Deck beobachte ich sogar aus der Entfernung einige Wale, die sich immer wieder durch ihre prustenden Fontänen bemerkbar machen. Es dauert bis zum späten Abend, bis wir in Campbell River in das Dickicht der unzähligen mangrovenbewachsenen Inseln einfahren. Durch die eingesetzte Dunkelheit ist die Landschaft jedoch schwer zu erkennen und das macht Lust darauf, sie auf dem Rückweg bei Tageslicht zu sehen. Dann zwängt sich der Kahn nämlich im Hellen durch die Passage.
Zwischen Rocky Mountains und Vancouver Island durch die Inside Passage.
Die ganze Nacht fahren wir und auch den gesamten kommenden Tag. British-Columbia ist groß und es dauert lange, bis man Kanada hinter sich gelassen hat. Der Seetag kann an Bord für diverse Aktivitäten genutzt werden, doch Vorsicht: Das Meer ist hier rau und immer wieder kann es zu hohen Wellen kommen. Nach einer weiteren Nacht beginnt der Morgen dann in Alaska. Schneebedeckte Berge umsäumen den Fjord. Die Saison hier oben ist kurz, die Übergangs-Jahreszeiten erscheinen mir besonders reizvoll. Im Frühsommer hat sich das Weiß auf den Gipfeln noch nicht ganz verabschiedet und auch im Herbst kann es sein, dass der erste Schnee bereits gefallen ist. Begleitet von einer Delfinkolonie steuern wir unseren ersten Hafen an: Juneau.
Juneau – „drive-in“ zum Mendenhall Gletscher
Juneau ist nicht nur die Hauptstadt von Alaska, sondern auch die einzige US-Hauptstadt, die nicht über Straßen erreichbar ist. Wer jedoch denkt, hier am Ende der Welt angelangt zu sein, der irrt. Der Hafen ist bei den Reedereien beliebt und mein Schiff ist nicht das einzige, das an diesem Tag hier anlegt. Ich habe keine Tour über das Schiff gebucht und erhoffe mir daher, die Natur in Ruhe und auf eigene Faust erkunden zu können.
Ein Highlight ist die tolle Aussicht vom Mount Roberts, dem Hausberg direkt am Hafen. Tickets hierfür im Voraus zu kaufen, lohnt sich nicht, denn hier regnet es oft und dann sind die Berge verhangen. Der Ort selbst ist schnell durchlaufen und bietet neben klassischen Touristenshops vor allem Schmuckläden – Juneau erreichte seinen Reichtum mit der Goldgräberei. Auffällig sind auch die Totempfähle, die den Pier umsäumen. Sie zeugen von der indigenen Vergangenheit Alaskas.
Die Hafenpromenade von Juneau mit Blick auf die raue Natur Alaskas.
Die Hauptattraktion ist ein Ausflug vom Mendenhall Gletscher, Alaskas „drive-in glacier“. Der befindet sich zwar nur zehn Kilometer von Juneau entfernt, allerdings kann man nicht wirklich günstig dorthin gelangen. Es gibt einen öffentlichen Bus, der jedoch nicht oft fährt und außerdem zwei Meilen vor dem visitor center endet. Fahrräder ausleihen und selbst hinradeln ist zwar nicht so teuer, allerdings ist die Straße stark befahren und das Wetter macht einem oft einen Strich durch die Rechnung. Die Taxipreise sind mit den Buspreisen abgestimmt und so bleibt doch nur die Option, ein Ticket für 50 Dollar pro Person am Stand eines alten gelben Schulbusses zu zahlen.
Früher fuhren die gelben Busse im Halbstundentakt zum Gletscher, heute nur noch zwei Mal am Tag und zuletzt um 15 Uhr. Der Preis ist für die Strecke zwar völlig überzogen, aber der Gletscher-Eintritt ist bereits inkludiert und es ist immer noch günstiger, als eine geführte Tour vom Schiff. Wir sind eine kleine Gruppe und im Bus erzählt der Fahrer auf dem Weg kurzweilige Anekdoten zum Ort und zu den Landsleuten. Dann sind wir dort und haben zwei Stunden Zeit für uns.
Zum Mendenhall Gletscher kann man fast direkt hinfahren.
Der imposante Gletscher ist schon vom visitor center aus zu sehen. Bläulich schimmernd thronen die gewaltigen Schneemassen in der Szenerie, umsäumt von einem See, hohen, grünen Tannen und Berggipfeln. Es ist gewaltig. Die beste Aussicht hat man tatsächlich vom „Photo Point Trail“, der nur weniger Hundert Meter lang ist. Es lohnt sich dennoch, den längeren „Nugget Falls Trail“ zu laufen, um näher an den Gletscher heranzukommen. Am Nachmittag sind die geführten Gruppen bereits auf dem Rückweg und mein Wunsch nach einem einsamen Spaziergang in Alaska geht auf. Auf dem Weg beobachte ich ein Stachelschwein, das im Baumwipfel sein Revier überblickt. Auch wenn die Region Bärengebiet ist, so sehe ich leider keinen.
Inmitten von Natur auf dem „Nugget Falls Trail“.
Am Ende des Weges stehe ich vor dem imposanten Wasserfall und die Gischt schäumt und tost. So nah am Gletscher und dem eiskalten Wasser bin ich froh über meine Winterjacke und Mütze. Der Weg ist rund zwei Kilometer lang und führt auf derselben Route wieder zurück. Im Besucherzentrum lasse ich mir einen Film über die Entstehung und Entwicklung des Gletschers nicht entgehen. Obwohl er jetzt immer noch riesig aussieht, ist der Gletscher in den letzten Jahrzehnten massiv geschrumpft. Für all das langen meine zwei Stunden, bevor mich der Bus wieder zum Schiff zurückbringt und wir pünktlich ablegen.
Skagway – über den White Pass in den Yukon Nationalpark
Über Nacht sind wir noch weiter gen Norden geschippert und legen am frühen Morgen in Skagway an. Die alte Goldgräberstadt ist berühmt für seine historische Eisenbahnstrecke über den White Pass. Auf rund 20 Meilen werden hier fast 1.000 Höhenmeter überwunden in einer einmaligen Landschaft. Fast jeder auf dem Schiff will mit diesem Zug fahren. Ich habe andere Pläne. Denn parallel zur Eisenbahnstrecke führt eine Passstraße hinauf. Über Drive About Car Rental habe ich im Voraus einen Mietwagen für den Tag gemietet. Das Familienunternehmen besitzt einen kleinen Fuhrpark, sodass man schnell sein muss. Je mehr Personen man in der Gruppe ist, desto günstiger ist es im Vergleich zur Eisenbahn.
Mit dem Mietwagen über den White Pass verspricht atemberaubende Landschaften.
Die Fahrt mit dem Mietwagen kann ich empfehlen, denn zum einen bin ich unabhängig und flexibel, zum anderen kann ich viel weiter fahren, als es die Eisenbahnstrecke erlaubt. Der Mietpreis für einen Tag ist mit rund 200 US-Dollar für einen Kleinwagen kein Schnäppchen, aber immer noch günstiger im Vergleich zur Eisenbahn, vor allem, je mehr Personen man in der Gruppe ist (der Zug kostet mindestens 150 Dollar pro Person). Das darf man nicht vergessen: Alaska ist teuer und wer hier etwas sehen möchte, der muss tiefer in die Tasche greifen. Ich verbuche es als „once in a lifetime experience“.
Mein Mietauto wartet wie abgemacht am Pier. Ich verlasse die Stadt zügig, denn in großen Serpentinen zieht es mich hinauf zum White Pass, immer weiter hinein ins Hochgebirge. Hier oben liegt Schnee und zusammen mit dem strahlend blauen Himmel, der sich mir glücklicherweise bietet, ist das eine wunderbare Kombination. Oben am Pass angelangt, passiere ich die amerikanisch-kanadische Grenze – und plötzlich öffnet sich vor mir eine unfassbar Weite.
Hinter dem White Pass beginnt jenseits der kanadischen Grenze die unendliche Weite.
Ich stehe mitten im Nirgendwo, umgeben von schneebedeckten Bergen und halbgefrorenen Gewässern. Die anderen 3.000 Menschen an Bord sind verschwunden. Die Natur gehört alleine mir. Was für ein großartiger Alaska-Moment! Ohne das Schiff wäre ich hier nur schwer hingelangt. Mit dem Auto geht es auf einsamer Straße stetig bergab. Auf den Schnee folgen die Fichten, die im Frühjahr sattes, helles grün tragen und im Herbst gelb leuchten. Alle paar Minuten muss ich anhalten, aussteigen und die Landschaft einsaugen. Es ist wunderschön. Auch die Grenzkontrolle gestaltet sich unkompliziert: Ich zeige meinen Reisepass und teile mit, dass ich Passagier eines Kreuzfahrtschiffes bin und am selben Tag wieder zurückfahre. Ich erhalte meinen Stempel und darf dann weiterfahren.
Im Yukon Nationalpark verliere ich Zeit und Raum. Gefühlt fahre ich ewig, dabei sind es von Skagway bis nach Carcross nur eineinhalb Stunden reine Fahrtzeit. Durch die vielen Stopps, die sich am Wegesrand lohnen, dauert es länger. Im Carcross selbst gibt es Stärkung mit Kaffee und Muffins. Kurz dahinter erreiche ich mein Ziel: den Emerald Lake, der seinem Namen alle Ehre macht und in smaragdgrünen Farben leuchtet. Auch ein Abstecher zum „scenery viewpoint“ an der Route 8 und die Carcross Desert sind lohnenswert, bevor der Rückweg angetreten wird.
Ein Roadtrip in Alaska durch den Yukon Nationalpark bis zum Emerald Lake.
Zwar fahre ich auf derselben Strecke, doch die Landschaft sieht anders aus, wenn man in umgekehrter Richtung unterwegs ist: von der weiten Ebene hinauf zum verschneiten White Pass, von dort über die Grenze und wieder hinunter nach Skagway ans Wasser. Im Gegensatz zum Hinweg am Vortag, fährt das Schiff nun im Hellen den Fjord hinunter und wieder gen Süden. Im Licht des Sonnenuntergangs ziehen Berge mit Wasserfällen, verlassene Landzungen und hohe Tannen an mir vorbei. Während ich die Szenerie aus der Distanz beobachte, stelle mir vor, wie hier ein glücklicher Bär durch die Steppe streift, völlig frei und unbehelligt vom Menschen.
Endicott Arm – über den Fjord zum Dawes Gletscher
Über Nacht haben wir einige Knoten gemacht. Bei Sonnenaufgang befinden wir uns südlich von Juneau. Der Tag wird auf See verbracht, denn nur mit dem Schiff kann ein weiterer Gletscher erreicht werden: der Dawes Glacier. Hierfür biegen wir am Morgen in den Endicott Arm ein. Auf meiner Balkonkabine sitze ich eingehüllt in eine Decke und genieße die Bootsfahrt. Viele andere in ihren privaten Kabinen tun es mir gleich. Hier ist das Wasser anders, milchig blau, vom Jahrtausende alten Eis getrübt.
Durch den Dawes Gletscher ist das Wasser im Endicott Arm milchig getrübt.
Immer wieder schwimmt eine Eisscholle vorbei, zu Beginn nur wenige, dann immer mehr. Links neben mit quiekt es aufgeregt. Meine Nachbarin hat auf einer der Schollen eine Robbenfamilie entdeckt. Mama und Papa Robbe springen beherzt ins Wasser, Baby Robbe bleibt zunächst verdutzt alleine zurück und lässt sich schließlich unwillig ebenfalls ins Wasser gleiten. Ein putziger Moment aus der Tierwelt Alaskas! Nach zwei Stunden haben wir das Ende des Fjordes erreicht und der Gletscher liegt vor uns. Wir genießen dieses Naturschauspiel. Schließlich dreht sich das Schiff um 180 Grad und tritt die Rückreise auf dem Fjord an. Zum Abschied lässt sich eine Gruppe kleiner Wale blicken.
Der Dawes Gletscher liegt imposant inmitten rauer Natur.
Ketchikan – Alaskas Lachs-Hauptstadt Nummer eins
Der letzte Hafen, den das Schiff ansteuert, ist zugleich auch der südlichste. In Ketchikan haben wir die rauen Berge hinter uns gelassen, stattdessen begrüßen uns grüne Hügel und viel Wald. Ein beliebter Ausflug hier ist eine Fahrt mit dem Wasserflugzeug zum „Misty Fjord“. Wer kein halbes Vermögen ausgeben möchte, der findet auch im Städtchen gute Unterhaltung. Im Gegensatz zu Juneau und Skagway, die hauptsächlich aufgrund ihrer Attraktionen punkten, ist Ketchikan selbst hübsch und wuselig.
Die historische Creek Street, über die verlängerte Mill Street zu erreichen, ist eine Aneinanderreihung an auf Stelzen gebauter Holzhäuser mit Museen, Souvenirläden und kleinen Cafés. Sie führt am Fluss entlang, der den Ort berühmt macht: Einmal im Jahr kommen im Sommer tausende Lachse zurück vom offenen Meer, um in dem Creek River von Ketchikan zu laichen. Damit ist der Ort Alaskas Lachs-Hauptstadt Nummer eins.
Ein Spaziergang durch die historische Creek Street lohnt sich.
Über den „salmon walk“ geht es hoch zur Fischtreppe. Der Spaziergang ist auch schön, wenn keine Lachse zu sehen sind. Am Hafen finde ich ein ruhiges Plätzchen und beobachte die Fischer, wie sie von ihren Touren wiederkommen. Wer Zeit hat, der kann mit der öffentlichen Buslinie „silver line“ (Kostenpunkt: 2 Dollar) eine halbe Stunde raus aus der Stadt fahren zum Totem Bright State Park. Der Park gibt Einblicke in die Kultur der Indianer, die hier viele Totempfähle errichtet haben. Der Bus fährt stündlich und der Ausflug kostet wenig Geld. Dafür erfahre ich mehr über die Geschichte Alaskas und verlasse schließlich dieses Land mit der Gewissheit, nicht nur die Verbundenheit der Einheimischen mit den dort lebenden Tieren, sondern auch mit ihrem kulturellen Ursprung erfahren zu haben.
Im Totem Bright State Park erfährst du viel über die Kultur der indigenen Bevölkerung.
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Marion 12. Oktober 2025
Schöne Bilder! Diese Reise würde mich auch interessieren.
Heiko Müller 14. Oktober 2025
Danke dir Marion, das wird Corinna freuen.
Viele Grüße
Heiko