Thomas Bauer: Abenteurer aus Leidenschaft

Thomas Bauer umrundete Frankreich auf einem Postrad, fuhr per Fahrradrikscha von Laos nach Singapur, folgte der Donau im Paddelboot zum Schwarzen Meer. Mit dem Hundeschlitten zog er durch Grönland und im Himalaya beobachtete er einen der letzten Schneeleoparden. Im Interview berichtet er uns wie er „Berufsabenteurer“ wurde und was ihm beim Reisen wichtig ist.

Thomas, du bist Reisebuchautor und Abenteurer – wie bist du zu deiner heutigen Arbeit als „Berufsabenteurer“ gekommen?

Als ich nach meinem Studium nicht gleich einen Job bekam, wollte ich auf keinen Fall zu Hause sitzen und Bewerbungen über Bewerbungen schreiben. Stattdessen sah ich die damalige Zwangspause als Chance, etwas zu tun, was ich schon immer mal machen wollte. Ich bin dann einfach von meiner Haustür aus losgegangen: zu Fuß, naiv und mit allen Anfängerfehlern, die man so begeht. Mein Rucksack wog satte 18 Kilogramm. Unterwegs habe ich immer wieder Dinge per Post nach Hause geschickt. Mit 5 Kilogramm auf dem Rücken bin ich nach 69 Tagen in Finisterra an der spanischen Westküste angekommen. Unterwegs habe ich grandiose Dinge erlebt und Freunde fürs Leben gefunden. Da dachte ich mir: Das ist es! Abenteuer erleben und dann darüber schreiben. Die Reisen wurden dann immer außergewöhnlicher. Und jetzt? Komme ich einfach nicht mehr davon los.

Für deine Reisen suchst du dir immer neue Fortbewegungsmittel aus wie beispielsweise eine Fahrradrikscha, ein Paddelboot, einen Hundeschlitten. Wie gehst du bei deiner Auswahl und bei der Planung deiner Reisen vor?

Ich versuche aus eigenem Antrieb unterwegs zu sein und suche mir Fortbewegungsmittel, die es mir einerseits erlauben, gut voranzukommen, mich aber gleichzeitig nicht abschotten von den anderen. Die besten Begegnungen, das merke ich unterwegs immer wieder, entstehen fast immer, wenn ich auf die Hilfe von Fremden angewiesen bin. Der Kontrollverlust – ich weiß unterwegs z.B. mittags fast nie, wo ich abends schlafen werde – ist befreiend. Je exotischer meine Fortbewegungsmittel sind, desto besser dienen sie mir als „Türöffner“: Jemand, der auf einem Liegerad um die Ecke biegt oder per Kanu einen Fluss entlang paddelt, spricht man an. Die bleibenden Eindrücke ergeben sich eigentlich immer aus den Begegnungen mit anderen Menschen und nicht z.B. beim Betrachten irgendeiner Sehenswürdigkeit. Ich glaube, dass ich vor allem reise, um andere Menschen kennenzulernen – und damit wohl auch neue Aspekte von mir selbst.

Du warst schon auf allen Kontinenten unterwegs. Hast du Lieblingsländer oder -regionen, die du häufiger besucht hast oder regelmäßig bereist?

Lateinamerika ist eine Weltregion, die ich immer wieder gerne besuche. Die Mischung aus grandioser Natur und Megastädten zieht mich an. Einen Songtitel des spanisch-französischen Sängers Manu Chao, malegria, habe ich mir auf die linke Wade tätowieren lassen. Diese typisch südamerikanische Lebenseinstellung, die besagt, dass Schmerz (frz. „mal“) und Freude (span. „alegria“) zusammengehören, finde ich besonders spannend.

Auf einer deiner jüngsten Touren bist du mit dem Velomobil den Mississippi entlang bis nach New Orleans gefahren. Was war das für ein Tripp?

Einer meiner spannendsten! Es war interessant, manchmal auch erschreckend, mitten im US-amerikanischen Vorwahlkampf von Nord nach Süd durch das Land zu fahren. Ich wollte ganz bewusst nicht nach New York oder Kalifornien, sondern stattdessen das „Heartland“ kennenlernen. Die Menschen dort sind derb und rau, lärmend und waffenvernarrt, in mehrerer Hinsicht völlig durchgeknallt – und bei alldem trotzdem unglaublich liebenswert. Im Land der dicken Autos bin ich mit einem Spezialfahrrad aufgefallen: Wo ich angehalten habe, sind die Leute zu mir gekommen. Sie wollten wissen, was ein Deutscher mit einem solchen Gefährt in ihrem Land vorhat, und erzählten mir ihre Geschichten.

Dein persönlicher Tipp an alle Reise-, Abenteuer- und Outdoor-Fans?

Im „Tipps geben“ bin ich eigentlich nicht so gut. Was mir immer wieder geholfen hat: weniger auf andere und auf die Bedenken in mir selbst hören, sondern einfach losgehen. Alles Weitere fügt sich unterwegs. Wer nicht von Zeit zu Zeit vom Weg abkommt, der bleibt auf der Strecke. Das Ziel meiner Reisen ist nie so entscheidend wie der Wechsel meiner eigenen Einstellung: Der Umgebung die Chance geben, mich immer wieder zu überraschen – das möchte ich gerne auch nach einer Reise in meinen Alltag herüberretten.

Alle Fotos: Thomas Bauer

Mehr Infos über Thomas, über seine Bücher und die Termine über seine Abenteuer-Lesungen findest du hier. Du findest ihn auch bei Facebook und Instagram.

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Heiko Müller

1 Kommentare zu “Thomas Bauer: Abenteurer aus Leidenschaft

  1. […] stellen wir dir drei weitere Abenteurer vor: Thomas Bauer, David Wolf und Maximilian […]... https://www.people-abroad.de/blog/weitwanderwege-norwegen-simon-patur

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