Umweltfreundlich reisen – geht das wirklich?

Umweltfreundlich reisen nachhaltig reisen sanfter tourismus

Nachhaltigkeit beim Reisen liegt derzeit im Trend, auch die Angebote dazu werden immer vielseitiger. Dabei stellt sich die Frage: umweltfreundlich reisen – geht das tatsächlich? Kann man als Individualreisender seine Reisen nachhaltig und ökologisch korrekt gestalten? Ich habe den Reiseanbieter Fairaway befragt und Tipps eingeholt.

Welche Möglichkeiten haben Individualreisende und Backpacker, wenn sie möglichst nachhaltig und umweltfreundlich reisen wollen?

Natürlich steht hier die Frage nach der Nachhaltigkeit ganz am Anfang. Was bedeutet der Begriff, gerade weil er omnipräsent ist? Für uns ist es wichtig, dass auch zukünftige Generationen die Welt so erleben können, wie wir dies heutzutage tun. Sowohl im Alltag, als auch auf einer Reise gibt es unterschiedliche Aspekte, die man dabei beachten kann – und keine Angst: Diese sind nicht besonders schwierig, sondern können leicht beachtet werden. Los geht es bei der Reiseplanung. Denn es fängt natürlich schon bei der Wahl deines Reiseziels an. Natürlich ist ein regionales Urlaubsziel nachhaltiger, denn dort kannst du mit Bus oder Bahn hinfahren.

Soll es eine Fernreise werden, dann plane genügend Zeit für dein Reiseziel ein. Ein Wochenendtrip nach Marrakesch ist aufgrund der verursachten CO2-Emissionen des Fluges sehr umweltschädlich und du bekommst auch nicht viel von der lokalen Kultur mit. Bei einer Fernreise solltest du mindestens 3 Wochen Zeit einplanen, um das Land und die Leute kennenzulernen. Zudem kannst du natürlich die anfallenden CO2-Emissionen ausgleichen – bei Fairaway ist dies schon im Reisepreis enthalten, falls du mit deinem Rucksack unterwegs bist, kannst du dies auch über atmosfair tun.

Weiter geht es mit der Frage, was alles in dein Reisegepäck gehört. Eine auffüllbare Trinkflasche und ein Jutebeutel sind zwei kleine, aber unverzichtbare Dinge, um den weltweiten Plastikmüll zu reduzieren. Unterschiedliche Projekte weisen auf Nachfüllstationen hin, bei denen man seine Trinkflasche mit sauberen Wasser auffüllen kann. Eine Übersicht der Projekte gibt es hier.

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Wichtig ist auch die Art der Unterkünfte und deine Transportmittel. Greif’ doch auch mal im Land zum Rad und erkunde die Landschaft. In Kambodscha gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, an Lotusfeldern entlang zu radeln und bei einer einheimischen Familie im Anschluss zu essen. Das bedeutet für uns umweltfreundlich Reisen. Und wenn du dann noch ein paar Wörter in der lokalen Sprache sprechen kannst, fällt dir nicht nur der Kontakt und der Austausch leichter – du hast auch garantiert viel mehr Spaß auf deiner Reise!

Als Backpacker musst du natürlich die gesamten Aspekte alleine organisieren. Gerade für die Personen, die dafür keine Zeit haben, haben wir Fairaway gegründet. Wir arbeiten in jedem Land mit lokalen Reiseexperten zusammen, die schon jahrelang im Land wohnen und dieses sehr gut kennen. Sie planen, organisieren und buchen deine Reise und beachten dabei alle Nachhaltigkeitsaspekte. Dabei gehen sie noch auf individuelle Wünsche ein und gestalten dir deine Reise nach deinen Vorstellungen.

Die UN haben im Jahr 2016 nachhaltige Entwicklungsziele beschlossen. Diese betreffen auch die Länder, für die der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle ist. Welche Rolle spielen für euch als Reiseanbieter diese Ziele?

Freut uns, dass ihr dieses Thema ansprecht! Für uns stellen die Nachhaltigen Entwicklungsziele einen Meilenstein dar, um ein gutes Leben zu führen – auch für die kommenden Generationen. Aus diesem Grund haben wir für jedes Land aufgelistet, welche Nachhaltigen Entwicklungsziele wir hier verfolgen und welche Projekte von uns und den Reisenden unterstützt werden.

Umweltfreundlich reisen nachhaltig reisen sanfter tourismusDas Ziel Nummer 18, was du in deiner Frage ansprichst, gute Arbeitsplätze und ein wirtschaftliches Wachstum auch in den Ländern des globalen Südens zu schaffen, liegt uns besonders am Herzen. Aus diesem Grund arbeiten wir einerseits mit lokalen Reiseexperten zusammen, die in einer kleinen Reiseagentur im jeweiligen Land arbeiten.

Fairaway dient dabei als Plattform für diese kleinen Anbieter um deren Rundreisen auf dem Markt des globalen Nordens anzubieten. Des Weiteren arbeiten wir mit regionalen Partnern vor Ort zusammen – familienbetriebenen Unterkünften, regionalen Restaurants, Ausflüge zu Fair Trade Plantagen oder auch Aufenthalte bei Gastfamilien. So lernen sich Reisende und die lokale Bevölkerung kennen, treten in Austausch und das Geld kommt direkt bei der Bevölkerung an.

Es sind jedoch auch weitere UN Entwicklungsziele für den Tourismus von Bedeutung, wie zum Beispiel der verantwortungsvolle Konsum (Ziel 12) oder das Leben unter dem Wasser (Ziel 14). Auch diese beachten wir bei unserer Gestaltung der Reisen, indem wir zum Beispiel das Dopper- Projekt gestartet haben.

Du hast es angesprochen: Ihr habt das Projekt „Dopper-Trinkflaschen“ initiiert. Um was geht es bei diesem Projekt?

Innerhalb des Internationalen Jahres des Nachhaltigen Tourismus für Entwicklung 2017 haben wir das Projekt gestartet, dass jeder Reisende von uns eine auffüllbare Dopper-Trinkflasche mit auf die Reise bekommt. Bei dem Projekt geht es uns vor allem darum, den weltweiten Plastikmüll zu reduzieren – indem die Reisenden nicht mehr Einweg-Wasserflaschen kaufen müssen, sondern ihre Trinkflasche wieder befüllen können.

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Denn weltweit wird nur ca. 1 % des anfallenden Plastikmülls recycelt und in den fünf großen Ozeanen befindet sich manchmal bis zu 36-mal mehr Plastik als Plankton. Durch die Nachfrage der Reisenden in den Reisezielen nach Auffüllmöglichkeiten und durch unsere Partner vor Ort, die auf das Projekt aufmerksam machen, möchten wir einen Bewusstseinswandel anregen und so die Welt zu einem schöneren Ort gestalten.

Wenn man umweltfreundlich Reisen möchte, wie kann man die lokale Bevölkerung dabei unterstützen anstatt die großen Tourismus-Unternehmen und Global Player im Touristik-Bereich?

Wichtig ist, dass du Massentourismus jeglicher Art vermeidest, denn Massentourismus sorgt dafür, dass Flora und Fauna überstrapaziert werden. Aber nicht jeder kleinere Anbieter von Reisen oder Ausflügen ist auch automatisch gut. Hier helfen Zertifikate weiter. Das sind zum Beispiel Reiseveranstalter vom Forum Anders Reisen oder mit Zertifikaten von TourCert oder Travelife. Vor Ort kannst du gut regional einkaufen, wie zum Beispiel auf einem Markt oder lokal essen gehen, in kleinen familienbetriebenen Restaurants.

Auch familienbetriebene Unterkünfte, wie zum Beispiel die casa particulares auf Kuba, stellen für die lokale Bevölkerung eine weitere Einnahmequelle dar und sind für dich eine weitere Art, um mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt zu treten. Wenn du darauf achtest, kannst du sicher sein, dass dein Geld auch bei der lokalen Bevölkerung ankommt und fair aufgeteilt wird.

Nachhaltiger Tourismus

Ihr seid Mitglied im „Forum Anders Reisen“. Was ist das für ein Verbund und was bedeutet es für euch „anders“ zu reisen?

Der Zusammenschluss ‚Forum Anders Reisen’ besteht aus circa 100 Reiseveranstaltern, die sich durch den Beitritt in den Verein dazu verpflichtet haben, einen nachhaltigen Tourismus zu betreiben. Dabei geht es nicht nur um die Ökologie, sondern auch um den sozialen Aspekt und die Ökonomie. Alle Mitglieder müssen sich zum Beispiel von TourCert zertifizieren lassen, einer externen Dienstleistung, die die verschiedenen Aspekte zu CSR und Nachhaltigkeit im Unternehmen prüft.

Für uns ist diese Mitgliedschaft besonders wichtig, denn um Veränderungen auf der Welt bewirken zu können, schließt man sich am besten zusammen. Die Verringerung des CO2- Ausstoßes, die Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lebensbedingungen im globalen Süden (v.a. im Tourismus) und der Schutz von Flora und Fauna sind universale Themen.

Durch das Forum Anders Reisen werden diese in einer Gemeinschaft behandelt und man kann diese gemeinsam angehen und mehr bewirken. Anders zu reisen, bedeutet für uns genau das. Jeder Reisende hinterlässt einen Fußabdruck bei seiner bzw. ihrer Reise. Jedoch kann jede*r Reisende entscheiden, wie groß dieser Abdruck ausfallen soll. Es bedeutet, sich mit dem Land, in das man reist, auseinanderzusetzen. Es bedeutet Fragen zu stellen. Es bedeutet die Neugierde nicht zu verlieren und nicht zu konsumieren, sondern mitzugestalten. Auch und gerade auf Reisen, bei denen jede*r entscheiden kann, wo er/sie unterkommt, was er/sie kauft, was er/sie unternimmt und mit welchen Transportmitteln man sich fortbewegt.

Fairaway Nachhaltiger Tourismus

Zum Abschluss: welche drei Reiseziele sollte man nach eurer Meinung nicht verpassen und auf jeden Fall einmal besuchen?

Das ist natürlich eine besonders schwierige Frage für uns, da wir mittlerweile 24 tolle Reisedestinationen im Repertoire haben. 😉 Derzeit am beliebtesten ist natürlich Kuba, und ich persönlich würde auch eine Reise dorthin empfehlen. Vor allem mit den schon erwähnten casa particulares wird die Rundreise zu etwas ganz Besonderen, denn die Herzlichkeit der lokalen Bevölkerung lernt man bei dieser Art von Unterkünften besonders gut kennen.

Aber natürlich haben auch andere Länder ihren Charme, meine nächste Reise soll zum Beispiel nach Peru gehen, denn Johanna, unsere Reiseexpertin, hat mir schon oft von dem Land vorgeschwärmt und ich möchte nun endlich die Lamas kennenlernen und Kaffee-und Kakaoplantagen besuchen.

Wenn es 100% nachhaltig und grün sein soll, kann ich auch nur Costa Rica als Reiseziel empfehlen. Die sogenannte ‚grüne Insel’ versorgt sich zu 100% über Ökostrom und auch ansonsten ist die Insel für Naturliebhaber ein Muss: „Viele Menschen denken, dass Costa Rica ein sehr touristisches Land ist, in dem man keine versteckten Plätze mehr erkunden kann. Aber das stimmt nicht.

Ich möchte den Menschen auch unbekanntere Orte zeigen, zum Beispiel Caño Negro und Rincon de la Vieja. Außerdem ist der Kontakt zwischen Reisenden und der lokalen Bevölkerung sehr wichtig, um das Pura Vida Gefühl zu übertragen.“ Liesbet, Fairaway Reiseexpertin für Costa Rica.

Fairaway Nachhaltiger Tourismus

Das Interview haben wir geführt mit Yvonne Küpper von Fairaway. Der Reiseanbieter organisiert Individualreisen und arbeitet mit lokalen Reisespezialisten zusammen. Bei den Reisen wird die lokale Bevölkerung vor Ort mit eingebunden.

Dieser Artikel ist Teil der Blogparade „Verantwortung als Reiseblogger“ von Tanja vom Reise- und Camping-Blog „Takly on Tour“. In der Blogparade findest du viele weitere spannende Artikel zum Thema Umweltfreundlich Reisen, Verantwortung und Nachhaltigkeit.

Du hast weitere Tipps und Links für uns zum Thema umweltfreundlich Reisen? Dann hinterlasse uns hier deinen Kommentar oder schicke uns eine Mail an info@people-abroad.de.

Wie kann man nachhaltig Reisen? #Reisen #Nachhaltigkeit #Reisetipps #Urlaub #Umwelt

Heiko Müller

5 Kommentare zu “Umweltfreundlich reisen – geht das wirklich?

  1. […] Heiko von people-abroad fragt den Reiseanbieter Fairaway: Umweltfreundlich reisen – geht das wirkl... https://www.cotedazur-unlimited.eu/verantwortungsvoll-in-den-urlaub
  2. Tanja Antworten

    Lieber Heiko,

    vielen Dank für dieses informative Interview. Ich habe an anderer Stelle mal ein Interview mit dem Reiseanbieter gelesen und war da schon sehr angetan. Auch dein Interview bestätigt mein Gefühl und ich finde die Hintergrundinformationen unglaublich interessant. Ich würde mir wünschen, dass es in Zukunft noch viele weitere Reiseanbieter geben wird, die das Thema Nachhaltigkeit mehr in den Fokus rücken. Ich freue mich, dass du bei unserer Blogparade dabei bist.

    Viele Grüße,
    Tanja

    1. Heiko Müller Antworten

      Lieben Dank, Tanja, für dein Feedback. Ich fand es auch interessant mehr Hintergrundinfos von Reiseanbieter-Seite zu erfahren und denke (hoffe), dass sowohl Angebot als auch Nachfrage zum nachhaltigen Reisen noch weiter zunehmen werden. Und auch, dass „klassische“ Reiseanbieter das Thema in Zukunft noch stärker aufgreifen. Ich freu mich, dass ich bei eurer Blogparade dabei sein kann. 🙂

      Liebe Grüße
      Heiko

  3. […] Eine gute Info-Quelle zu diesem Thema ist übrigens das forum anders reisen. Auch wenn man nicht... https://www.people-abroad.de/blog/itb-berlin-reisetrends-der-zukunft

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