Pushbikegirl: Radreisen mit dem Tourenrad

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Heike betreibt mit „Pushbikegirl“ einen der bekanntesten deutschsprachigen Radblogs. Über ihre Erlebnisse mit dem Tourenrad fernab der Heimat berichtet die Fotografin im Interview.

 

Photocredit: Heike Pirngruber

Eine taffe Frau, denke ich immer mal wieder, wenn ich Fotos von Heike im Netz sehe. Meist zeigen sie das Pushbikegirl mit ihrem Tourenrad, irgendwo im Nirgendwo. Fast immer sind es großartige Landschaftsfotos, von einsamen Steppen, felsigen Passstraßen, endlosen Weiten und kargen Gebirgszügen. Oder Heike inmitten von Menschen, mit Locals, bärtigen Dorfältesten, verschleierten Frauen, lachenden Kindern.

Zu meiner Freude konnte ich Heike kurz vor dem Corona-Lockdown treffen. Wir schrieben uns auf Facebook und es stellte sich heraus, dass sie gerade ihre Mutter in der Heimat besuchte – nur rund 20 km entfernt. Auf meine Frage, ob wir’s mal auf einen Kaffee schaffen würde, antwortete sie: „Klar, ich komme einfach zu dir nach Mannheim geradelt!“

Wenige Tage später saßen wir im Café Prag und quatschten übers Reisen, Radfahren, Fotografieren, Bloggen und was das Leben als Globetrotter und Nomade so alles mit sich bringt. Heike erzählt genau so wie sich schreibt, fotografiert und bloggt: offen, neugierig, gerade heraus, genau beobachtend, meist beschreibend und nicht wertend. Beim Erzählen merkt man, dass sie Bilder und Szenen von ihren Reisen vor Augen hat, wenn sie so von Erlebnissen und Anekdoten berichtet.

Noch im Café hatten wir ein Inteview für meinen Blog verabredet. Auf meine Fragen antwortet sie dann aus einem Hostel in Kolumbien. Vor dem Corona-Lockdown reiste sie wie geplant nach Südamerika. Ein neues Abenteuer wartet auf das Pushbikegirl: mit dem Tourenrad durch Kolumbien – soweit das unter den aktuellen Einschränkungen möglich ist.

Hier nun das Interview:

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Heike, du bist Bikepackerin, bezeichnest dich aber eher als Tourenradlerin – warum?

Bikepacking ist ein Modewort, zudem bezieht es sich vor allem darauf, wie man ein Fahrrad bepackt. Meistens sind Bikepacker ein paar Tage oder Wochen unterwegs, reisen mit super wenig Gepäck oder UL Ausrüstung, einer Kreditkarte und sind vor allem Querfeldein unterwegs.

Auch ich liebe die Pisten und Trails dieser Welt, mehr als den Teer, und je weniger Ausrüstung ich an Bord habe, desto mehr kann ich die Reise genießen. Daher reise ich im Bikepacking-Stil, nutze aber weniger breite Reifen als andere, um eben auch auf Teer gut zurecht zu kommen.

Aber, ich bin Tourenradlerin, weil ich das Gesamtpaket betrachte. Ich interessiere mich nicht nur für die Natur und Trails, sondern genieße auch die Kulturen, die Menschen, das Drumherum.

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Kannst du den Moment beschreiben, als du zu deiner ersten langen Reise mit dem Rad gestartet bist?

Klar. Es regnete wie aus Kübeln. Seit Tagen. Ich wohnte als Übergangslösung bei meiner Mutter und packte an diesem besonderen Morgen im Mai 2013 mit sehr gemischten Gefühlen meine letzte Radtasche. Ich umarmte meine Mutter, biss mir auf die Zähne, um nicht in Tränen auszubrechen, und trat dann in die Pedale.

Als ich mich umdrehte, um nochmals zu winken, war meine Mutter bereits im Haus. Der Schmerz für sie war wohl zu groß gewesen. Der Regen passte zu meiner Stimmung – doch ich wollte los – endlich wollte ich meine Fahrradweltreise antreten! Und habe es seitdem niemals, auch nur eine Minute bereut!

Welches sind die wichtigsten Dinge, die du neben deinem Rad mit dabei hast?

Neugierde, Zeit, viel Geduld und Verständnis, Abenteuerlust, Respekt, Vertrauen, Durchhaltevermögen, Menschenkenntnis, Offenheit und Freundlichkeit.

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Welches Land hat dich bisher am meisten überrascht, welche Volksgruppe am meisten beeindruckt?

Überrascht ganz sicher der Iran, denn die Menschen waren einfach nur wunderbar. Am meisten beeindruckt sicherlich die Leute in Westafrika. Die immer fröhlichen Kinder, Männer und Frauen, die auch noch ihr letztes Hemd mit ihren Freunden teilen, obwohl sie selber nahezu nichts besitzen

Was hilft, wenn du beim Reisen an deine körperlichen oder psychischen Grenzen kommst?

Ich mache Pause. Ein Glück habe ich ja alle Zeit der Welt, weil ich alle meine Verpflichtungen zu Hause aufgegeben und somit keinen Zeitdruck im Nacken habe. Meine Reise ist kein Rennen, es ist ein Lebensstil und daher kann ich mir ja mein Leben so gestalten, wie es für mich stimmig ist.

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Wie beschäftigst du dich gedanklich auf Etappen, die lang und zäh sind und wenn’s auf Pfaden endlos geradeaus geht?

Die meditativen Momente sind wichtig für die Seele. Sie geben mir den nötigen Abstand zu den Menschen und meinem pausenlosen Drang alles verstehen zu wollen. Es ist meine Pause von Ereignissen. Ich funktioniere dann – es hat was von Routine, aber auch von abschalten und genießen.

Einsame Strecken sind grandios – für mich die besten Momente auf einer Reise. Sie geben mir Ruhe und vor allem spüre ich diese endlose Freiheit und Weite. Ich suche solche Gegenden regelrecht, aber leider sind sie inzwischen immer schwerer zu finden. Der Planet platzt ja mittlerweile aus allen Nähten.

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Dein größtes Glück beim Solo Reisen und dein größter „Feind“?

Mein größtes Glück ist die Freiheit. Punkt. Und mein größter „Feind“, wenn man es so bezeichnen will, sind oberflächliche und wenig tief gehende Unterhaltungen.

Wenn du an die Kontinente deiner Reisen denkst, welche Farbe und welchen Geruch verbindest jeweils du mit ihnen?

Europa – blau und neutral
Asien – kunterbunt und extrem würzig
Australien – rot und Eukalyptus
Nordamerika – gelb und frisch
Afrika – braun und geruchlos

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Wenn jemand auch gerne eine Rad-Weltreise machen möchte, aber Zweifel hätte es zu schaffen, wie würdest du ihn ermutigen?

Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt, auch eine Radreise. Am Anfang ist alles schwierig, egal um was es geht. Doch wir alle wissen, dass wir schon so manche Hürde im Leben überwunden haben, oder nicht? Daher mein Rat an dich: einfach machen – das klappt schon!

Wie lautet dein persönliches Fazit nach den bisherigen Jahren deines Reisen auf den verschiedenen Kontinenten?

Das Leben ist genial, so genial, dass ich gerne noch ein paar weitere Leben hätte, um alle meine Ideen, die ich im Kopf habe, auch in die Tat umsetzen zu können.

Wie kann man dich bei deinen Rad-Weltreisen unterstützen?

Danke dir für die Frage. Wer gerne meine Berichte auf Pushbikegirl liest und sich von mir unterhalten fühlt, oder die nötigen Infos findet, die er oder sie braucht um selbst loszuziehen, kann mir gerne als Dankeschön einen kleinen Betrag überweisen. Deine Unterstützung motiviert mich weiter zu schreiben und hilft natürlich auch meine Reisen zu finanzieren. Zum Link: https://www.pushbikegirl.com/unterstutze-mich/

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Heike könnt ihr auf ihrem Reiseblog Pushbikegirl.com sowie auf Facebook, Instagram, Twitter und YouTube folgen.

Weitere Artikel zu Radthemen findest du in der Rubrik Radfahren. Außerdem gibt es noch die Rubrik Outdoor für verschiedene Draußen-Aktivitäten und weitere Interviews in der Rubrik Reiseblogger. Hier noch weitere Lesetipps:
Ortsunabhängig arbeiten als digitaler Nomade
Das Gravelbike Magazin & seine Gründer

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Heiko Müller

2 Kommentare zu “Pushbikegirl: Radreisen mit dem Tourenrad

  1. Heike I Pushbikegirl Antworten

    Liebe Simonetta,

    ganz lieben DANK für Deinen Gruss aus Hamburg!
    Und es freut mich, dass die Karte angekommen ist!

    Frohe Weihnachten und alles Gute für 2021!

    LG Heike

  2. Simonetta Antworten

    Hallo Heike,
    gestern kam deine Karte bei mir in Hamburg an, ich habe mich sehr darüber gefreut. Ich wünsche dir eine gute Fahrt und immer genügend Luft in deinen Reifen. Bleib Gesund!
    Allerliebste Grüße
    Simonetta

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