Max Semsch: Mit dem Rad auf Reisen

maximilian-semsch1Maximilian Semsch ist Reisefotograf, Filmemacher, Diareferent und immer mit dem Rad auf Reisen. Von München nach Singapur oder einmal um Australien herum – für ihn können die Radreisen nicht lange genug sein. Was ihn bei seinem neuesten Projekt, bei dem er alle 16 Bundesländer seiner Heimat durchradelte, überrascht hat, berichtet er hier.

Maximilian, du bist ausschließlich mit dem Rad auf Reisen. Was macht für dich die „Faszination Radreise“ aus?

Ich habe mit 21 Jahren mit dem Reisen angefangen, war drei Jahre auf Weltreise, zu Beginn mit Rucksack, Bus und Bahn. Das wurde allerdings bald „langweilig“, da ich das Gefühl hatte an allem nur vorbei zu rasen und wenig zu sehen. Also suchte ich nach einem Transportmittel, das mich kostengünstig und individuell von A nach B bringt. Mein erstes Fahrrad habe ich mir in Indien gekauft für 20 Euro, ohne Gangschaltung, 25 kg schwer – ohne Gepäck – und mit einem Platten pro Tag. Ich habe max. 40 km am Tag geschafft, bin damit aber in 5 Monaten rund 2.500 km durch Indien gefahren. Ab diesem Punkt war ich angefixt, denn mit dem Rad habe ich die optimale Reisegeschwindigkeit und erlebe am meisten.

Auf einer deiner ersten Langzeit-Touren bist du in sieben Monaten mit dem Rad von München nach Singapur gefahren. Was dies der Startpunkt in dein heutiges Leben als Fotograf und Filmemacher?

Bei meiner Reise nach Singapur hatte ich schon die Absicht meine Reisen zum Beruf zu machen und davon eines Tages leben zu können. Damals war ich gerade 24, kam gerade von meiner dreijährigen Weltreise zurück, hatte weder studiert noch eine Ausbildung gemacht. Mein Umfeld hielt die Idee – gelinde ausgedrückt – für „komplett bescheuert“! Gerade die Großeltern waren der Ansicht, dass ich doch lieber etwas „Vernünftiges“ machen und meine Zukunft nicht ruinieren sollte. Heute, fast 10 Jahre später, kann ich sagen, dass ich alles richtig gemacht habe, denn ich kann heute von meiner Arbeit leben und habe meinen absoluten Traumberuf gefunden.

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Für dein Projekt „What a Trip – Around Oz“ bist du mit dem E-Bike rund 16.000 km rund um Australien gefahren. Wie kommt man auf diese Idee und welchen Eindruck hast du von „down under“ gewonnen?

Ich war schon mal für ein Jahr in Australien (2006/2007) und hatte es damals nicht geschafft den kompletten Kontinent mit dem Rad zu umrunden, hatte mir aber geschworen eines Tages zurück zu kommen und das nachzuholen. Ich fand Elektromobilität von Anfang an interessant und wollte das 2012 testen und herausfinden, wie zuverlässig die Technik heute schon ist. Und da schien mir eine Australienumrundung als optimaler Härtetest. Ich muss aber auch ehrlicher Weise sagen, ich würde es kein zweites mal mehr machen. Trotz E-Bike, es sind im Outback gut und gerne mal 300 km von einer Tankstelle zur nächsten und dazwischen ist nichts außer Wüste, Staub und Fliegen und das bei über 40 Grad Hitze. Trotzdem, Australien ist ein einmaliger Kontinent und ich liebe die Australier mit ihrer lockeren und aufgeschlossenen Art und möchte auf jeden Fall noch mal hin, auch weil ich mittlerweile gute Freunde in Down Under habe.

Für dein neuestes Projekt „Abenteuer Deutschland“ bist du in knapp fünf Monaten durch alle 16 Bundesländer gefahren. Was hat dich an deinem Heimatland überrascht?

Zum einen wie wunderschön meine Heimat ist. Rückblickend muss ich sagen, dass Deutschland eines der abwechlungsreisten und spannendsten Länder ist, das ich bisher bereist habe. Es gibt 75.000 km Radfernwege und man kann durch das ganze Land fahren, ohne auf die Hauptstraße zu müssen. Diesen Luxus gibt es nur in wenigen Ländern. Zum anderen haben mich auch die Deutschen überrascht. Ich habe so viele hilfsbereite und gastfreundliche Menschen getroffen, das kannte ich bisher nur aus weitentfernten und exotischen Ländern. Kurz: Deutschland ist toll und auf jeden Fall eine Reise wert. 😉

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Welchen Tipp würdest du jemanden geben, der auch eine längere Radreise plant?

Wir Deutschen sind Planungsweltmeister! Und das ist vielleicht der größte Fehler, den man bei einer Radreise machen kann – im Vorfeld schon alles durchzuplanen. Ich habe Leute getroffen, die bei einer sechs Monate Reise jeden einzelnen Tag durchgeplant hatten… das ist aber unnötig und Quatsch. Am besten eine Himmelsrichtung aussuchen und losfahren, es kommt sowieso alles anders als geplant. Frei nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“. Außerdem sollte man sich vor dem Start klar machen, dass eine Radreise kein Wettkampf ist, man muss niemandem etwas beweisen, Rekorde brechen oder der Schnellste sein. Finde dein Tempo und vor allem, genieße die Reise.

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Maximilian findet ihr unter www.what-a-trip.de sowie auf Facebook und Instagram.

Alle Fotos: Maximilian Semsch

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Heiko Müller

1 Kommentare zu “Max Semsch: Mit dem Rad auf Reisen

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