Betrifft: Nachhaltigkeit in Sachen Kinderschutz

Kinderschutz Sextourismus sexuelle Ausbeutung von Kindern

Das Thema Nachhaltigkeit beim Reisen taucht in diesem Reiseblog immer wieder auf. In diesem Artikel geht’s um den nachhaltigen Kinderschutz im Spannungsfeld von Reisen & Tourismus.

Betrifft: Nachhaltigkeit in Sachen Kinderschutz

Im Vorfeld der Reisemesse ITB im März in Berlin hatten mich Vertreter vom Deutschen Reiseverband (DRV) kontaktiert zwecks eines kurzen Treffens. Thema: sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus. Etwas voreilig wollte ich schon absagen, denn als Reiseblogger mit dem Fokus auf klassischen Outdoor-Themen wie Wandern und Radfahren fühlte ich mich zuerst nicht wirklich angesprochen.

Allerdings recherchierte ich dann im Internet zur betreffenden Thematik und sagte schließlich zu. Und nach dem Treffen war ich mir sicher: dieses Thema MUSS in meinen Reiseblog. Warum? Weil es wichtig ist! Und: weil es hier im Blog auch immer wieder um Nachhaltigkeit beim Reisen geht.

Aus diesem Grund finde ich, dass es ganz eindeutig nachhaltig ist, wenn Reisende sich diesem Thema gegenüber öffnen und sensibilisieren.

Kinderschutz Sextourismus sexuelle Ausbeutung von Kindern

Über die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus habe ich Heike Jödicke-Birnbaum, die Referentin Kinderschutz beim Deutschen Reiseverband (DRV), befragt. Hier ist das Interview:

Beim Thema Sextourismus denkt man häufig zuerst an Reiseziele in Südostasien wie Thailand oder die Philippinen. Wie verbreitet ist die sexuelle Ausbeutung von Kindern tatsächlich und gibt es sie auch in Europa?

Eine im Jahr 2016 veröffentlichte globale Studie zur sexuellen Ausbeutung von Kindern im Tourismus zeigt, dass mehr Kinder als je zuvor von sexueller Ausbeutung betroffen sind, nicht nur in Schwellen- und Entwicklungsländern, sondern auch in Deutschland, Europa und anderen westlichen Ländern. Die Autoren der Studie, durchgeführt von Partnern vom „International network to end sexual exploitation of children in tourism“ (ECPAT International), benennen für einzelne Länder und Regionen keine konkreten Zahlen, gehen jedoch von einem fortlaufenden Anstieg aus.

Ab wann spricht man eigentlich von sexueller Ausbeutung von Kindern und welche Formen gibt es?

Es beginnt schon beim Fotografieren von fremden Kindern am Hotelpool oder am Strand, die nackt oder leicht bekleidet sind. Oder es erfolgt eine intime Kontaktanbahnung zu Kindern und Jugendlichen, die z. B. am Strand Wasser oder Souvenirs verkaufen. Oder Erwachsene berühren Minderjährige unsittlich im Restaurant, am Strand, auf dem Boot …

Kinderschutz Sextourismus sexuelle Ausbeutung von Kindern

Sind mehr Mädchen als Jungen betroffen und in welchem Alter sind die Kinder bzw. Jugendlichen?

Hierzu liegen uns keine Statistiken vor. Kinderschutzorganisationen berichten, dass sowohl Mädchen als auch Jungen betroffen sind, in allen Altersgruppen. Häufig gehören sie Minderheiten oder indigenen Gruppen an. Oft leben sie in Armut, sind familiären Problemen ausgesetzt, müssen arbeiten, auf der Straße leben etc.

Wie kann ich als Reisender Anzeichen von sexueller Ausbeutung erkennen oder Verhalten, das mir verdächtig erscheint, richtig deuten?

Genau das ist meist nicht einfach. Schließlich will man ja auch niemanden ohne Grund denunzieren. Da sollte man sehr sensibel sein und auf sein Bauchgefühl hören. Vielleicht könnt ihr die Situation eine Weile beobachten oder auch andere Personen ansprechen und fragen, wie sie die Situation einschätzen oder ob sie wissen, in welcher Beziehung Kind und Erwachsener stehen.

Kinder

Und was kann ich dann konkret unternehmen, wenn ich sexuelle Ausbeutung von Kindern während einer Reise beobachte?

Wenn du etwas Auffälliges beobachtest – egal ob Verdachtsfälle oder Straftaten –, solltest du nicht zögern, dies zu melden:

Über www.nicht-wegsehen.net kannst du deine Meldung an jedem Ort der Welt abgeben – auch anonym. Oder du wendest dich an das Hotelpersonal bzw. die Reiseleitung vor Ort. Wenn es keine Sprachbarrieren gibt, geh auch zu den lokalen Behörden vor Ort, z. B. die Polizei.

Wichtige Angaben sind: WAS genau hast du beobachtet? WANN und WO hat sich der Vorfall ereignet? WER waren die beteiligten Personen – Beschreibung von Verdächtigen, Opfer, weitere Zeugen? Hast du Fotos gemacht?

Weitere wichtige Hinweise können beispielsweise die Beschreibung von Mittelsmännern oder -frauen, notierte Kennzeichen von Autos oder Taxis und einschlägige Nachrichten wie SMS, WhatsApp und Messenger sein.

Unser Erklärvideo veranschaulicht das Thema kurz und knapp.

Schulkind

Wer setzt sich eigentlich für die Rechte von Kindern zum Schutz vor sexueller Ausbeutung ein?

Im Tourismus koordiniert der Deutsche Reiseverband (DRV) Aktivitäten und Maßnahmen für die deutsche Tourismusindustrie. Ziel ist die Sensibilisierung der Reisenden und die Information und Schulung der Mitarbeiter im Tourismus.

Die Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung ECPAT Deutschland engagiert sich in allen gesellschaftlichen Bereichen für den Kinderschutz – nicht nur im Tourismus. ECPAT Deutschland ist ein bundesweiter Zusammenschluss von 29 Institutionen und Gruppen und Mitglied des Netzwerks von ECPAT International.

Gibt es positive Entwicklungen beim Schutz dieser Kinder und Erfolge, die Anlass zur Hoffnung geben?

Die gibt es in der Tat. Einmal jährlich führt der DRV in Kooperation mit ECPAT einen Destination Workshop zum Kinderschutz in wechselnden Ländern durch. 2017 waren wir für zwei Workshops in Sri Lanka. Rund 90 Führungskräfte von Hotels, Reiseveranstaltern, Incoming Agenturen sowie Reiseleiter wurden geschult. Teilgenommen haben auch Vertreter von Regierungsbehörden und Kinderschutzorganisationen.

In der Folge versprach der Generaldirektor der staatlichen Tourismusbehörde Sri Lankas, aktiv die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus zu bekämpfen und die Aufklärungsarbeit zum Thema auf der Insel voranzutreiben.

Auch in Thailand wurden in den letzten Jahren die Gesetze zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung verschärft, deren Durchsetzung konsequenter umgesetzt und die Strafverfolgung intensiviert.

Kind

Zur Referentin:

Heike Jödicke-Birnbaum ist Referentin Kinderschutz beim Deutschen Reiseverband (DRV). Sie konzipiert und koordiniert die Verbandsaktivitäten zum Kinderschutz. Der Fokus liegt auf der Information und Sensibilisierung der Reisenden sowie der Schulung und Information der Mitarbeiter touristischer Unternehmen im In- und Ausland.

Kontakt:
Deutscher Reiseverband e. V.
Schicklerstraße 5 – 7, 10179 Berlin
+49 030 28406-55
joedicke-birnbaum@drv.de
www.drv.de

Kinder mit Drachen

Weiterführende Links:

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Heiko Müller

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