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29. Mai 2008 um 15:13 Uhr #292AnonymGast
ich bin in der idyllischen, wohlbehüteten schweiz aufgewachsen.
ein teil meiner familie hat viele jahre in marokko gelebt und ich war selber auch für einige monate im 2006 in marrakech und essaouira im kinderheim. ich kenne marokko und die mechanismen vor ort aus vielen besuchen sehr gut.die beschreibungen der mißstände kann ich in vielen punkten nachvollziehen. ich kenne diese kinder persönlich und sie liegen mir und meinen freunden am herzen!!!
nur: die ganze berichterstattung hat aus meiner sicht einige, grobe fehler und ist nicht objektiv.
hier wird versucht europäische standards 1:1 auf marokko zu übertragen. es wird vergessen, dass wir hier von unehelichen kindern sprechen, die es in marokko eigentlich gar nicht geben darf. wir sprechen von einem land, in dem behinderte kinder ein tabu sind und bettelnde kinder zum alltagsbild gehören.
es besteht ein bedarf an hilfe an breitester front.
und jetzt spielt sich der staat und die «wichtigen» männer als mutter theresa auf. ich habe mühe, das ernst zu nehmen.
und es wird vergessen, dass ohne diese deutsche frau, diese kinder heute irgendwo in marokko auf der strasse wären und sich kein, sorry für diesen kraftausdruck, «schwein» sich für sie interessieren würde.
mit diesen anschuldigungen hat man den marokkanischen behörden in die hände gespielt. ganz klar.
ich wünsche mir, dass es tatsächlich eine verbesserung für die kinder sein wird. ich werde es bei meinem nächsten besuch vor ort überprüfen. und es wird sich zeigen, ob dieses «JUHU» von der praktikantin langfristig die richtige lösung gewesen sein wird!!!
es gibt manchmal im leben zwei entscheidungen.
eine schlechte und eine weniger schlechte.30. Mai 2008 um 12:45 Uhr #293AnonymGastHi Marcelinho, bin ganz Deiner Meinung! Habe ja auch einen Kommentar dazu geschrieben und war dann sehr überrascht, wie schnell das Kinderheim aufgelöst wurde. Keine Rettungsversuche, Verbesserungen, Kontakt mit der deutschen Frau, die sich jetzt wahrscheinlich schrecklich fühlt. Wenn Du mal wieder in Marokko bist und Dir das alles angeschaut hast, würde ich mich über einen Kontakt hinterher freuen, denn Entwicklungshilfe ist so mein Steckenpferd http://www.ladakh-hilfe.de
Gruß Karola Kostial2. Juni 2008 um 12:27 Uhr #294AnonymGastWir vom Auslandsportal können vielleicht zumindest folgendes von unserer Seite aus zu dem Thema sagen:
– es gab den Kontakt zur Gründerin der Einrichtung und zum Leiter des Heimes in Essaouira, hier wurden Dinge angesprochen, Unterstützungen vorgschlagen usw.
– die Mißstände schienen auch auf Seiten der Behörden schon länger bekannt gewesen sein, auch deshalb schien jetzt alles – für uns hier – sehr schnell gegangen zu seinWir vermuten nicht, dass hier unsere Verhältnisse 1:1 auf Marokko übertragen wurden, können dies aber nur aus der Entfernung einschätzen. Nach unserer Kenntnis wurden Vor- und Nachteile einer Auflösung des Heims bzw. eines Umzugs der Kinder abgewägt.
Marcelinho: wir finden auch, dass die Gründung der Heime durch die Frau anzuerkennen ist. Vielleicht haben sich die Verhältnisse seit 2006 deutlich zum Negativen verschlechtert – so klangen zumindest die Berichte verschiedener Volunteers (unabhängig voneinander), die wir gelesen haben.
Wenn du wieder vor Ort bist, wäre es schön, wenn du über deine Einschätzung zur Situation der Kinder berichten könntest. Um die Kinder geht es – da sind sich zumindest alle Schreiber hier einig…
Grüße,
Heiko Müller2. Juni 2008 um 17:52 Uhr #295AnonymGastLieber Heiko,
ich danke dir für dein Feedback und die objektive Sichtweise.
Genau so hätte ich mir Berichte gewünscht.Mich hat die respektlose und überhebliche Schreibweise einer Praktikantin sehr wütend gemacht. Sie kennt Schwarz und Weiss.
Ich habe mich gefragt, mit welcher Kompetenz über Land und Kultur sie befähigt ist, dieses vernichtende Urteil zu sprechen.
Und auch konsequent durch zu denken, was diese Veränderung für die Kinder bedeuten wird. Sie ist jetzt ja zurück in ihrem Umfeld und hat ihre Pflicht getan!!!
Trotzdem: ich will diesen Wechsel als Chance sehen und bin gespannt darauf, was mir die Kinder selber dazu zu sagen haben.
Lieber Gruß
Marcel Rieder4. Juni 2008 um 13:03 Uhr #296AnonymGastLieber Marcel,
wenn du wieder mal vor Ort in Marokko bist, kannst du einfach mal deine Eindrücke beschreiben und wie sich die Sache nach deiner Meinung entwickelt hat.
Ich denke, dass sich hier alle wünschen, dass die Kinder von dem Umzug und dem neuen Zuhause profitieren.
Viele Grüße,
Heiko4. Juni 2008 um 15:54 Uhr #297AnonymGast“west knows” best ist manchmal eine sehr schwierige sache… Ich habe schon einen ähnlichen Fall hautnah erlebt. Eine Deutsche, die meinte, dass es einem Schulkind im Internat unheimlich dreckig geht (an deutschem Maßstab gemessen). Das spielte sich dann so weit hoch, dass diese junge Frau das Mädchen ohene Erlaubnis der Internatsleiterin oder auch der Eltern das Kind “entführt” hat und sie zu einer anderen Schule geschickt hat…Ob es dem Kind heute besser geht? Ich mag es bezweifeln. Hat die junge deutsche Frau noch Kontakt zu ihr. Ich bezweifel es ganz stark. Und ich muss der Frau zu Vorwurf machen, dass sie sich nicht im Ansatz mit der Kultur vor Ort beschäftigt hat. Aber sie wollte doch nur helfen den armen Kindern in den ach so armen Entwicklungsländern.
So sollte man immer um Objektivität bemüht sein bei der Beurteiluung von Situatuionen in fremden Kulturen. Ich denke erst nach 6 bis 12 Monaten intensiven Lebens MIT der einheimischen Kultur kann manüber Dinge entscheiden und sie auch massiv nach aussen tragen.
Ich hoffe das dies alle zukünftige Entwicklungshelfer berücksichtgen werden. Aber natürlich müssen auch krasse Zustände aufgedeckt und positiv verändert werden.
Viele Grüße
5. Juni 2008 um 12:15 Uhr #298AnonymGastDie Diskussion wirft nach meiner Meinung grundlegende Fragen auf, die wahrscheinlich für jeden wichtig sind, der ins Ausland geht:
Welche kulturelle Besonderheiten muss ich berücksichtigen? Wie intensiv muss ich mich mit der Kultur vor Ort beschäftigen? Wann und in wie weit muss ich mich als Gast an die Gegebenheiten vor Ort anpassen? Welche Aufgabe erfülle ich an dem Platz und wie weit geht meine Kompetenz? Bin ich mir sicher in der Einschätzung einer Situation, kenne ich Hintergründe zu bestimmten Lebensgewohnheiten? Und wann ist es meine Pflicht Verbesserungsvorschläge zu machen oder für Veränderungen zu sorgen?
Da ist der Grad vielleicht oft ziemlich schmal, in einigen Fällen wird er eindeutig sein. Aber ich finde das schon vor Ort oft schwierig zu entscheiden. Umso schwieriger ist die Beurteilung aus der Entfernung. Aber man muss Dinge bzw. Entscheidungen in Frage stellen können, das ist wichtig.
Und das sind Fragen, die jeden betreffen, der ins Ausland geht, ob als Praktikant oder Volunteer, als Entwicklungshelfer oder mit einem Arbeitsvertrag.
Grüße, Heiko
24. Juni 2008 um 2:19 Uhr #299AnonymGasthallo marcelinho,
ich plane ende juli/ anfang august 2008 nach marokko zu fahren und einige sinnvolle zeit dort zu verbringen, ich hab daran gedacht in einem kinderheim zu helfen oder als deutschlehrerin zu arbeiten (ich stehe kurz vorm abschluss meines studiums deutsch als fremdsprache und arabistik, kann mich auf französisch verständigen) – da du geschrieben hast, dass du dich in marokko ganz gut auskennst, wollte ich dich fragen ob du mir vielleicht einen tipp geben könntest, wo meine hilfe gebraucht werden könnte? ich hatte u.a. überlegt nach essaouira zu fahren, deswegen würde mich ein kontakt dort besonders interessieren, kann aber auch überall anders sein..
ich würde mich über eine antwort von dir riesig freuen!
liebe grüße, eva1. August 2008 um 23:51 Uhr #300AnonymGastIch habe erst jetzt mitbekommen, was da geschehen ist und ich bin entsetzt. das war das Lebenswerk einer Frau, deren Alltag zu einem großen Teil aus dem Kampf mit den entsetzlich willkürlichen marokkanischen Behörden bestand. Diesen war das Heim schon vor 6 Jahren (als ich dort war) ein Dorn im Auge. Nicht wegen der Mißstände, sondern weil sie Angst hatten, der christliche Glaube von Frau Rolle könne die Kinder vom Islam abbringen. Die Kinder wären verstoßen, abgetrieben oder getötet worden, da sie unehelich gar nicht existieren dürften!!! (Und in dem Land sind beengte verhätnisse normal!!!) Die tollen marokkanischen Behörden sollten sich doch stattdessen um die unzähligen Kinder kümmern, die ohne Dach über dem Kopf und klebstoffschnüffelnd versuchen durchzukommen. Die ihre Familien ernähren, statt zur Schule zu gehen. Es gibt so viel zu tun in diesem schönen Land. Schade nur, dass die leider allzu korrupten Behörden nun als die Helden der Situation dastehen, im Blick der Öffentlichkeit. Ich habe große Achtung vor dem, was Johanna Rolle getan hat, auch wenn einiges anscheinend nicht so optimal war. Was wäre die Alternative gewesen??? Und Praktikanten, die nicht in der Lage sind andere Kulturen bestehenzulassen oder wenigstens die tatsächlichen Verhältnisse gründlich zu hinterfragen, hätten sicher mehr Gutes getan, wenn sie im sicheren und sauberen Deutschland geblieben wären.
Ignoranz und Naivität können doch so viel zerstören.
Es tut mir so leid, was da geschehen ist!!!Jana
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