Bericht von Hannah Aisling Busse, Hannah-Aisling@gmx.de Ghana: Beeindruckende Erlebnisse in Ghana Ich entschied mich im Sommer für einen Monat nach Ghana zu gehen. Ich habe dort eine einheimische Bekannte, die mir zusagte mich zu beherbergen. Somit flog ich am 25. Juli von Frankfurt über Dubai nach Accra. Allein schon der 8-stündige nächtliche Zwischenstopp in Dubai war ein Erlebnis für sich (vor allem für mich als Alleinreisende). Morgens um 4.00 Uhr begann ein Imam ein Gebet über Lautsprcher zu singen, Frauen in Burkas, überall schlafende Menschen auf den Fußböden und andererseits mit Lichterketten geschmückte Plastikpalmen und anderer “Kitsch”. Als ich nach langem Warten die Abflughalle nach Accra betrat, beschlich mich das erste Mal das Gefühl mich zu fragen, was ich hier eigentlich mache und warum ich umbedingt alleine nach Afrika fliegen muss. Das erste Mal zu fühlen wie es ist, die einzige Weiße unter Schwarzen zu sein, war irgendwie beklemmend. Ein Gefühl, mit dem man erstmal lernen muss zurecht zukommen (wozu ich aber ja noch einen vollen Monat Zeit bekommen sollte). In Accra angekommen war alles erstmal recht unproblematisch. Ein paar Einreiseformalitäten und das war´s auch schon. Meine Gastgeberin hat mich bereits erwartet, sodass wir gleich in ihr Heimatdorf aufbrechen konnten. Dies liegt etwas nördlich von Accra in der Nähe von Dodowa. Ich lernte als erstes ihre “Kinder” (sie beherbergt 6 Waisen bzw. Halbweisen), das Haus und die 3 Angestellten der Creche kennen, die meine Gastgeberin, die übriegens Dede heißt, auf ihrem Grundstück betreibt. Die Fahrt dorthin ermöglichte mir einen ersten Einblick von Ghana zu bekommen (überall Händler an den Straßen, völlig chaotischer Verkehr, Sandstraßen mitten in der Hauptstadt, viele arme Menschen und viele Tiere, vor allem Ziegen, auf den Straßen…). Bawaleshie (mein “Heimatdorf”) hingegen ist sehr ruhig und klein. Dabei muss ich sagen, ich habe dort das Leben der Einheimischen Bevölkerung “mitgelebt” und keine “touristischen Dinge” gemacht (was mit Sicherheit aber auch sehr spannend gewesen wäre). Ich war somit weder am Voltastausee noch bei einer der alten “Sklavenburgen”… (dann beim nächsten Mal). Die Familie bei der ich gelebt habe ist nicht sehr wohlhabend. Versorgung mit kaltem Leitungswasser gab es nicht durchgehend (ich musste durchaus auch mal eine Woche ohne fließend Wasser auskommen, aber es gab noch eine Regentonne…). Ebenso war dieses Regenwasser auch unser Trinkwasser und das Wasser zum Wäsche waschen. Strom hatten wir meistens (wobei es außer Licht eh so gut wie keine elektrischen Geräte gab). Dede hat wie gesagt eine Creche auf ihrem Grundstück, sowie eine kleine Dorfapotheke. Ursprünglich war geplant, dass ich in der Creche mitarbeiten könne, was sich aber in sofern schwierig gestaltete, weil die Ghanaer doch ein anderes Bild von der Kinderbetreuung hatten. Ich habe trotzdem versucht mich einzubringen, was allein schon schwer war, weil ich für die Kinder eher ein”Anschauungsobjekt” war. Ein Kind hatte sogar Angst vor mir (wegen meiner Hautfarbe). Allgemein war es so, dass mir öfter Menschen (vor allem Kinder) hinterher gelaufen sind, mich berühren wollten, meine Haare anfassen wollten… Ich musste mich an diese Art von Aufmerksamkeit erst einmal gewöhnen, was mir anfangs nicht gerade leicht fiel. Für mich am Schwierigsten war es, dass Englisch dort zwar Amtssprache ist, die Menschen aber trotzdem eher ihre Sprachen sprechen (in meinem Fall Ga). Besonders beeindruckend sind die ghanaischen Märkte. Zusätzlich gab es bei uns auf dem Dorf immer Maktmädchen/-frauen, die ihre Waren von Haus zu Haus tragen/anbieten. Ghanaer tragen eigentlich alles (wie in Afrika so üblich) auf dem Kopf. Somit hatte ich das Vergnügen eines Tages eine Marktfrau mit einer Nähmaschiene auf dem Kopf zu treffen. Für uns ein ungewohntes Bild). Ihre Kinder/Säuglinge binden sie sich mit einem Tuch auf dem Rücken fest. Zum Essen: Grundsätzlich ist ghanaisches Essen scharf. Gerade in ärmeren Familien ist eher eine fleischlose Kost angesagt. Ansonsten kommen die ganzen einheimischen Spezialitäten zum Einsatz. Foufou, Banku, Yams, Plantains, manchmal auch Reis… alles essbar bis sehr lecker. Dede hat oft Soßen aus dem Gemüse gemacht, dass sie gerade da hatte. Gekocht wird übriegens auf einer Feuerstelle hinter dem Haus (meist drei Steine, zwischen denen ein Feuer gemacht wird und dann kommt der Topf oben drauf). Auch zerstampfen sie viel in großen Holzbottichen (z.B. zur Foufouherstellung). Ich muss sagen, durch meine Eingebundenheit in dieses Dorf hatte ich keine Probleme mich an die Gegebenheiten anzupassen (kein Wasser etc.). Für mich war problematischer mich immer als “Außenseiter” zu fühlen und nie einfach mal nur so wo lang gehen zu können, ohne gleich aufzufallen. Dede ist gelernte Krankenschwester, weshalb sie mir sehr viel über die dortigen Krankheiten und ihre Behandlungsmethoden erzählen konnte. Ich wiederum konnte ihr helfen, indem ich einige Packungsbeilagen übersetzte (sie bekommt manchmal Medikamente aus Deutschland) oder ihr meine Sicht als Ergotherapeutin vermittelte. Viele können sich den Arztbesuch nicht leisten (außerdem kann der nächste Arzt verdammt weit weg sein!). Ghana betreibt viel Aufklärung im Bezug auf Aids. In Dedes Apotheke gab es große Behälter mit Kondomen, die sich fix leerten. Ich bin bewusst zum Ende der Regenzeit nach Ghana gereist, weil ich kein Freund von unerträglicher Hitze bin. Ein verregnetes Afrika hat durchaus auch seinen Charme). Der Ghanaer sagt von sich, dass er keinen Rassismus kennt. Auf jeden Fall aber machen auch sie Unterschiede zwischen den Gesellschaftsgruppen. Ich war mit einem “meiner” Kinder bei einem gut situiertem Lehrer zu Besuch, wo ich diesen Unterschied deutlich zu spüren bekommen habe. Dem Kind wurde kein Interesse und kein Vertrauen entgegen gebracht. Ich spürte diese Ablehnung des Lehrers und war sehr enttäuscht. Auch zwischen den ethnischen Bevölkerungsgruppen (Ga, Ewe etc.) gibt es eine Rangfolge (die ich allerdings nur zum Teil kenne). Ghana ist nicht das typische Safariland. Gerade im Norden gibt es zwar auch solche Tiere, ich allerdings bin nur Ziegen, Katzen, Eidechsen, Fröschen, Hühnern und ähnlichen Nutztieren begegnet. In Ghana ticken die Uhren anders. Alles geht viel langsamer und läuft mit viel mehr Gelassenheit ab. Wenn jemand dir sagt, wann er kommen wird: Verlass dich nicht darauf und plane definitiv ein paar Stunden (machmal auch ein paar Tage) mehr ein. Ich muss zugeben, auch daran musste ich mich erst gewöhnen, aber irgendwann passt man sich dann einfach an das dortige Tempo an. Definitiv hat man mit einem Besuch in Ghana Erfahrungen gemacht, die einem keiner mehr nehmen kann, die aber im Gegenzug auch manche nicht nachvollziehen können, die nicht selbst dort gewesen sind. Die Menalität und das Leben der Menschen ist sehr anders, sehr beeindruckend, wenn auch nicht immer leicht für einen Nicht-Ghanaer. Ich jedenfalls war zutiefst beeindruckt von dem, was ich dort erleben durfte und würde es definitiv wieder machen. Ohne wenn und aber. Somit, bei Interesse unbedingt selbst ausprobieren und FÜHLEN! Hannah Aisling Busse