USA: Plastiktüten und die Offenheit der Menschen
Bericht von Nina Hornauer, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
USA: Plastiktüten und die Offenheit der Menschen
An der Kasse im Supermarkt fragte mich der Mann:
„Pmmmmhmm ar mmmheer?“
„Excuse me?"
„pmmmmhmmm ar mmmheer?“,
Im College ging es schon besser. Hier fiel es mir leicht, mich durch wissenschaftliche Fachliteratur zu kämpfen. Amerikanische Wissenschaftler lieben einfache Sätze und denken nicht, dass ihr Buch an Qualität gewinnt, wenn sie die Sätze so kompliziert wie möglich verschachteln und soviel Fremdworte wie möglich einwerfen. Im Vergleich zu meinem Germanistik-Bummelstudium in Frankfurt musste ich mich richtig zusammen reißen. Professor Davis, die einen Englischkurs für ausländische Studenten lehrte, sagte mir, als ich das dritte Mal zu spät zu ihrem Kurs erschien: „Ich verstehe, dass du dich umstellen musst. Aber das ist keine deutsche Universität, in der du erscheinen kannst, wann du möchtest.“
Mir wurde einer der Professoren als Berater zur Seite gestellt und einmal im Semester setzte ich mich mit ihm zusammen und plante die Kurse, die ich nehmen wollte. Professoren waren ansprechbar. Man musste nicht Wochen vorher einen Termin mit ihnen ausmachen. Sie hatten keine Sprechstunden, wenn ihre Bürotür offen war, durfte man eintreten. Nach drei Jahren, nach Anrechnung von Abiturbonus und einigen Kursen aus dem deutschen Studium, hatte ich meinen Bachelor of Arts in der Hand.
Viele Deutsche halten Amerikaner für oberflächlich. Und seit Bush an der Macht ist, für dumm und arrogant. Das mag für viele zutreffen, insbesondere für Bush. Aber ich halte die meisten Menschen, die ich kennengelernt habe für offen. Es ist ein Mentalitätsunterschied, der vielen Deutschen nicht bewusst ist. Menschen gehen sehr schnell aufeinander zu, sind Meister des Small Talks, werden schnell persönlich und können sich aber auch schnell wieder entfernen. Am eindrucksvollsten fand ich die Offenheit und die Unkompliziertheit.
Insgesamt lebte ich viereinhalb Jahre in den USA, einige Monate davon war ich beim Internationalen Währungsfond in Washington DC tätig. Jemand hat einmal gesagt: In New York schaust du den Leuten ins Gesicht, und du siehst, sie haben ein Leben. In Washington schaust du den Leuten ins Gesicht und du siehst, sie haben einen Job. Später zog ich nach Richmond, Virginia, um als Übersetzerin zu arbeiten.
Nina Hornauer