Bericht von Kristina Haller, kristinahaller@gmx.de
Südafrika: Die Förderung behinderter Menschen in Atlantis
Vor mehr als 30 Jahren ist die Stadt Atlantis, ca. 50 km entfernt von Kapstadt, von der Apartheid-Regierung für die schwarzen Arbeiter gebaut worden. Nach dem Ende der Apartheid 1994 zogen die Firmen nach Kapstadt, zurückgeblieben sind vor Ort die Arbeiter. Die offizielle Zahl der Arbeitslosen liegt bei 40%, es wird jedoch von bis zu 70% ausgegangen. Ein kleiner Teil der Menschen zählt hier zu den Reichen. In den schlechten Lebensverhältnissen der Arbeitslosen wurden/werden während der Schwangerschaft oft Drogen genommen und es wird häufig Alkohol getrunken. Man vermutet diesen Umstand als Grund für den hohen Anteil von Behinderungen in der Bevölkerung. Von rund 100.000 Einwohnern haben ca. 17.000 Menschen eine Behinderung.
Die Organisation Orion in Atlantis hat ein Wohnheim für 60 Menschen mit Behinderungen gebaut. Dort leben Menschen zwischen 20 und 60 Jahren mit geistigen, körperlichen oder psychischen Behinderungen. Es bestehen 5 Häuser, in denen 10 bis 12 Bewohner leben und diese werden jeweils von 2 Hausmüttern betreut. Orion bietet den Menschen verschiedene Arbeitsplätze, auch von außerhalb finden behinderte Menschen dort einen Arbeitsplatz.
Zum Einen gibt es die Möglichkeit, bei der Firma Hangermans zu arbeiten, die täglich Unmengen von verschiedenen Kleiderbügeln liefert, die gereinigt, neu beklebt, sortiert und wieder in Kartons verpackt werden. TRW ist eine weitere Firma in Atlantis, die Orion Teile für eine Autofirma liefert, die dort zusammengesteckt, verschraubt oder verstanzt werden.
Außerdem werden in der eigenen Konditorei zwei Menschen angelernt, Torten und eigenes Brot zu backen. Derzeit ist eine deutsche Bäckerin für ein Jahr dort, um in der Ausbildung tätig zu sein. Menschen, die eine zu starke Behinderung haben und nicht arbeiten können, werden im Activity Centre betreut. Hier werden Kerzen gebastelt, Geburtstagskarten beklebt oder Bilder gemalt.
In der Kindertagesstätte Wilge werden etwa 20 behinderte Kinder betreut. Die Kinder werden morgens von dem Fahrer abgeholt und nachmittags wieder nach Hause gefahren. Für notwendige Behandlungen arbeiten hier verschiedene Therapeuten, unter anderem auch ein Logopäde.
Meine persönliche Erfahrung in Orion waren durchweg positiv. Ich habe viele tolle und liebevolle Menschen getroffen, die mich aufgenommen haben und mir das Gefühl des Willkommenseins vermittelt haben. Die meiste Zeit habe ich bei den Kindern verbracht. Trotz Sprachbarrieren (die meisten Kinder können kein Englisch, sie sprechen Afrikaans) habe ich die Zeit mit den Kindern sehr genossen. Ich habe ihnen einfach Aufmerksamkeit und Zuwendung geschenkt, denn das bekommen die meisten zu wenig.
Allgemein lässt sich sagen, dass Orion eine sehr gute Einrichtung ist, die den Menschen eine Unterkunft und eine sinnvolle Arbeitsstelle bietet (www.orion-friendship.org).
Kristina Haller