Bericht von Silvia Gottwald, s.gottwald@menschen-international.de
Niger: Hoffnung dank eines Projektes in der Sahelzone
Michèle Becker aus Mainz reiste 2007 das erste Mal in die Sahelzone. Sie begleitete als Dolmetscherin eine kleine Delegation von Augenärzten, um für die “africa-action-Wiesbaden” mit den Partnern vor Ort die Errichtung und Betreuung neuer Augenzentren in Burkina Faso, Mali und dem Niger abzusprechen. Die große Armut, die in diesen Ländern herrscht, führt dort auch mit zu den höchsten Blindheitsraten der Welt. Während der Bemühungen um das neue Augenzentrum in Maradi/Niger kam Michèle Becker besonders mit der großen Not der Menschen in Dan Bako, einem Vorort Maradis, in Berührung. Maradi ist mit 360.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Nigers. Die Menschen kommen aus z.T. 30 – 50 km Entfernung zu Fuß dorthin, in der – meist vergeblichen – Hoffnung, Arbeit zu finden und ihre Familien ernähren zu können. In Niger sind derzeit über 7 Millionen Menschen vom Hunger betroffen. Der Boden ist völlig ausgetrocknet und gibt fast nichts mehr her. Wasser muss aus 80 m tiefen Brunnen mühsam heraufgezogen und zu den kargen Feldern gebracht werden.Die junge Schwesterngemeinschaft “Fraternité des Servantes du Christ” versucht seit 2006 unter der Leitung von Sr. Marie-Catherine Persévérance Kingbo mit einfachen Mitteln die Not der Bevölkerung zu lindern.
Zunächst wurde ein Gebäude errichtet, um Lebensmittel wie Mais und Hirse für Notzeiten lagern und Essen ausgeben zu können. Unterernährte Kinder und ihre Mütter bekommen so zumindest noch zweimal in der Woche eine Mahlzeit. Durch die langanhaltende Dürre ist ein Großteil der Vorräte allerdings jetzt schon aufgebraucht. In 85 Dörfern der Umgebung leisten die derzeit 17 jungen Ordensfrauen außerdem Hilfe in kleinen Krankenstationen, geben Unterricht in Hygiene und Alphabetisierung. Alles geschieht aus den unmittelbaren Nöten der Menschen heraus. Auf regionalen Treffen haben die Betroffenen besprochen, was gebraucht wird und versuchen nun, es Stück für Stück mit Hilfe der Schwestern umzusetzen – über die Grenzen der Religionen hinweg in guter Zusammenarbeit in dem hauptsächlich vom Islam und autochthonen Religionen geprägten Land.Die Schwestern selbst haben keine eigenen Mittel. Um sie in ihrer Arbeit zu unterstützen, entstand durch das Engagement von Michèle und Bernd Becker 2008 ein eigenes Unterprojekt der “africa action” (Kennwort “Sahel – Marie-Caterine”). Dabei liegt ihnen das Schicksal der Frauen und Kinder besonders am Herzen, da diese stark benachteiligt sind. Mädchen werden oft schon im Alter von 9 bis 12 Jahren zwangsverheiratet; manche werden aus den Dörfern verstoßen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden oder einer neuen Lebens-/ und Ehekonzeption im Wege stehen. Seit 2007 ist Michèle, z.T. mit ihrem Mann Bernd Becker, jährlich vor Ort und kann so die Fortschritte im Projekt direkt verfolgen. Vieles ist schon geschehen: Geplante Gebäude wie Lagerräume, Krankenstationen sowie eine Schule für Alphabetisierungs- und Nähkurse sind gebaut; Tische und Stühle, Schulmaterialien und Nähmaschinen angeschafft worden. Die Teilnehmerinnen können später als Multiplikatorinnen die erlernten Fähigkeiten in ihren Dörfern weitergeben.
Darüber hinaus soll den Menschen durch Vermittlung weiterer Kenntnisse in verschiedenen Handwerken wie der Schreinerei, Bäckerei und der Herstellung von Seifen eine Zukunftsperspektive ermöglicht werden. Durch die Vergabe von Mikrokrediten werden bisher benachteiligte Frauen dabei unterstützt, eigenständig ein Einkommen aufzubauen.
Um die fundamental wichtige Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu gewährleisten, wurde Ende 2011 in enger Zusammenarbeit mit “Hoffnung Niger” (Österreich), “Espoir Niger” (Frankreich) und “World Vision” ein 145 m tiefes Wasserloch gebohrt, Solarpumpen und ein Hochbehälter installiert.Mehr Infos zum Projekt gibt es hier – und Bilder dazu in der Bildergalerie. Für weitere Infos zu dem Projekt, Hilfsmöglichkeiten und möglichen Engagement stehen Michèle und Bernd Becker gerne zur Verfügung: familie_becker@online.de
Silvia Gottwald (aktualisiert im Juni 2012), s.gottwald@menschen-international.de