Bericht von Susanne Fengler, sulife@hotmail.com

Taiwan: Kindertherapie mit taiwanesischem Federvieh 

Seit einigen Monaten nun fahren wir jeden Mittwoch zu unseren neuen „Freunden“, den Hühnern auf Michaels Farm. Michael ist ein Australier, der seit zwei Jahren an der Ostküste Taiwans lebt und einen ganzen Haufen zahmer Hühner besitzt. Es ist alles „ein Dorf“ hier, vor längerer Zeit hatten wir uns kennengelernt und ich hatte ihm erzählt, dass ich als Ergotherapeutin arbeite und dann hat er uns und die Kinder spontan auf seine Farm eingeladen.

Nachdem meine Kollegin Mei Hua und ich einen Probebesuch machten, um zu schauen wie barrierefrei die Farm am Hang ist und natürlich um uns selbst von der Zahmheit der Hühner zu überzeugen, starteten wir den Probelauf in „tiergestützter Therapie“. Eine kleine Gruppe von Kindern fährt einmal die Woche hinaus, in sehr „enger Begleitung“, was bedeutet, dass ein Betreuer für ein Kind zuständig ist. Jedes Kind hat unterschiedliche Zielsetzungen; bei den schwerstbehinderten Kindern geht es um basales Lernen, bei den geistig behinderten Kindern um Verhaltensänderungen, den Abbau von Ängsten oder eine gesteigerte Kontaktfähigkeit.

Schon länger gibt es in Europa, Amerika und in anderen Regionen der Welt die tiergestützte Therapie: was einmal mit dem Blindenhund begonnen hat, ist nun sehr viel variantenreicher geworden. Es gibt Behindertenassistenzhunde, die bekannte Delphintherapie in den warmen Gewässern dieser Welt, Therapiehunde, und mehr und mehr noch weitere Tiere, die zur Begleitung oder Unterstützung von behinderten Kindern eingesetzt werden.

Im Vordergrund stehen – neben den entsprechenden Zielsetzungen bzw. den Bedürfnissen der Kinder – vor allen Dingen die Fähigkeit der Tiere durch ihr Verhalten sehr konkret und klar dem Kind zurückzumelden, welches Verhalten die Tiere mögen oder nicht mögen. Und natürlich sind alle Kinder von Tieren fasziniert und dadurch sind diese eine sehr hohe „Motivationsgrundlage“ zum Lernen.

Wir haben also das Glück Lucky, Happy, Xiao Bai, Xiao Hei usw. jeden Mittwoch besuchen zu dürfen. Es ist schon erstaunlich, wie zahm ein Huhn sein kann. Einige bleiben einfach auf dem Schoss stehen, wenn man sie darauf setzt, manche geniessen augenscheinlich das Gestreichelt Werden (nur das Schnurren fehlt!) und wenn es Futter gibt, kommen alle. Ich hatte beim ersten Mal die Erfahrung gemacht, dass es durchaus zwickt, wenn die Hühner das Futter aus der Hand picken. Beim nächsten Mal hatten wir dann Pappschalen dabei, das klappte besser.

Insgesamt hoffe ich sehr, dass wir diese Besuche auch langfristig etablieren können, sei es nun mit Michaels Hühnern oder evtl. mit eigenen Tieren.

Susanne Fengler

sulife@hotmail.com