Bericht von Michael Hielscher Peru: Als Physiotherapeut in Peru Ich kann kaum glauben, dass schon wieder Wochen vergangen sind. Aber so ist es und langsam komme ich hier an und kenne mich in Santa Clara auch schon gut aus. Dabei hilft mir hier ein „Amigo“, den ich hier kennen gelernt habe, der auch nicht weit vom Zentrum entfernt wohnt. Zusammen verbringen wir viel Zeit miteinander und er zeigt mir, wie das eine oder andere hier läuft und konnte mir schon eine Menge gute Ratschläge geben.
Was die Orientierung hier in Lima betrift, nun ja ist sicherlich nicht ganz einfach, aber Denise und ich wir haben uns nun letztens den “plaza de armas” angeschaut (danach gingen wir auf die Suche nach einem Moskitonetz). Nach Miraflores bin ich schon gefahren und Baranco habe ich mir auch gleich angeschaut und hatte einen schönen Ausblick auf den Stillen Ozean, welchen ich nun zum ersten Mal gesehen habe.
Mir geht es sehr gut, alles ist grün hier, was schon im Gegensatz zu dem sonst grau wirkenden Lima steht. Was die Arbeit angeht, so kann ich auch in dieser Hinsicht sagen: “todobien” („alles in Ordnung / alles ist gut“). War vielleicht gar nicht so schlecht, dass in der ersten Woche kaum Schüler da waren. So hatten Denise und ich Gelegenheit, das Behinderten-Zentrum, die Kinder und die Lehrer ein bisschen kennen zu lernen und uns hier einzugewöhnen.
Ich bin froh, hier zu sein und meine Erfahrung mit den „niños especiales“ („behinderten Kindern“) zu machen. Es ist eine Erfahrung, die ich schon seit langem auf meiner “To do”-Liste hatte. Man braucht viel Geduld, aber es macht extrem viel Spaß! Die Arbeit mit den Schülern und auch die Zusammenarbeit mit den Lehrern funktioniert prima… Mit den Therapien geht’s auch vorwärts, man hat nun seine Strategien und weiß, was der eine oder andere braucht bzw. wie man am besten unterstützt. Mit Josue z.B. habe ich mir nun meine “persönliche Herausforderung” gesetzt. Ich versuche mit viel Geduld und mit viel Erklären ihm beizubringen, dass das, was wir mit ihm üben, zwar weh tut, wir ihm dadurch aber helfen können.
Er schimpft dann manchmal ganz schön und möchte abbrechen, aber zu erkennen, dass dieses Verhalten auch Teil seiner Krankheit ist bzw. das Resultat seiner Lebensumstände, das fällt mir manchmal noch schwer. Ich habe mit dem geduldigen und erklärenden Verhalten schon die ersten kleinen positiven “Resultate” erzielt, welche mich nun auch motivieren, genauso weiter zu machen. Hinter diesen Kindern stehen arme Familienverhältnisse und Armut im Land und das hat mir letztens (obwohl ich meinen Zivildienst in einem Waisenhaus in Mexiko gemacht und die Slums von Südafrika gesehen habe) ziemlich beschäftigt. Es ging mir an diesem Tag richtig an die Substanz. Ich hatte eine Frage im Kopf: “Was können diese Leute dafür, in Armut hinein geboren zu werden und warum hat uns das Schicksal verschont?” Uns hätte dasselbe passieren können…
Michael Hielscher